Tuesday, June 05, 2007

Erste Bank Eishockey Liga - Der Triumph des logischen Meisters

(im Eishockey World Magazin Nr.52, Mai/Juni 2007)
Erste Bank Eishockey Liga - Der Triumph des logischen Meisters


EC Red Bull Salzburg
Nachdem die Red Bulls Salzburg im letzten Jahr noch überraschend im Endspiel am VSV scheiterten, zeigte sich das Star-Ensemble im finalen Aufeinandertreffen 2007 zu mächtig und entthronte Meister Villach mit einem 4:1 Sieg in der best-of-seven-Serie. Das Red Bull Werksteam brachte damit den Meisterpokal zum ersten Mal in die Mozartstadt.
Über die gesamte Saison gesehen sind die Salzburger natürlich ein verdienter wenn auch ziemlich logischer Meister. Trainerfuchs Hardy Nilsson schaffte es, die für jeden anderen EBEL-Verein unerschwingliche Armada an Nationalspielern und Legionären, zu einer geschlossenen Einheit zu schweißen.
Koch, Trattnig, Kalt, Pewal, Lakos, Ulrich sowie die Legionäre Banham, Lind, Hendrickson und Artursson ordneten sich allesamt brav dem Spielsystem des Schweden unter und beherrschten die Konkurrenz zeitweise eindrucksvoll.
Mit NHL-Heimkehrer Reinhard Divis im Tor konnte sich Nilsson sogar den Luxus leisten Legionär Magnus Eriksson auf der Bank schmoren zu lassen.
Die enorme Kaderstärke der Bullen unterstreichen ganze sieben Spieler die während der Saison über 50 Scorerpunkte erzielen konnten. Wenn die Red Bull Millionen nicht plötzlich versiegen, steht dem österreichischen Eishockey in den nächsten Jahren eine Serie an Salzburger Meistertiteln bevor.


EC Pasut VSV
Trotz Niederlage in der sehr emotional geführten Finalserie kann der VSV zufrieden auf die abgelaufene Spielzeit blicken. Das Team von Greg Holst überzeugte durch kampfstarkes, diszipliniertes und sehr effizientes Hockey und war auch als einzige Mannschaft im Stande den übermächtigen Red Bulls Paroli zu bieten.
Was die Blau-Weißen in dieser Saison auf das Eis zauberten wurde auch von den Besuchern in der heimischen Stadthalle sichtlich goutiert. 4133 Zusehern im Schnitt bedeuten Ligaspitze und machen Villach zu Österreichs neuer Eishockeyhauptstadt. Da es den Cracks im Süden der Alpenrepublik anscheinend sehr gut gefällt, verlängerten die Schlüsselakteure Gauthier, Brown, Elick, Scoville, Edgerton, Peintner, Prohaska sowie Topscorer Bousquet allesamt ihre Verträge für die nächste Saison.

Dass Lokalrivale KAC nach 17 Niederlagen in Serie im letzten Saisonderby endlich wieder einen vollen Erfolg einfahren konnte, weckt in der Villacher Anhängerschaft nur Mitleid. Über einen Zeitraum von 800 Tagen demütigte der VSV den Erzrivale aus Klagenfurt überholte den Rekordmeister sogar erstmals in der ewigen Derbybilanz.


EHC LIWEST BLACK WINGS LINZ
Schon am Beginn der Spielzeit überschlugen sich bei den Black Wings aus Linz die Ereignisse. Nach durchwachsenem Saisonstart und dem frühen Rauswurf von Olegs Sorokins und Dave Chyzowski sowie dessen Ersatzmann Justin Kelly folgte ein kurioser Abgang von Trainer Bill Stewart.
„Wild Bill“ brach am 25.11, trotz laufenden Vertrages, in einer Nacht- und Nebel Aktion seine Zelte in Linz ab und wechselte zu den Hamburg Freezers. Seither treffen sich die streitenden Parteien nur noch vor Gericht und lassen sich schwere Anschuldigungen über die Medien ausrichten.
Just ab diesem Zeitpunk ging es aber sportlich mit den Black Wings steil bergauf. Nachfolger Chris Valentine und Assistenzcoach Rick Nasheim verstanden es das vorhandene Potential bestens zu nutzen, formten ein funktionierendes Team und führten die Black Wings innerhalb kurzer Zeit wieder auf Playoffkurs.
Im Semifinale gegen den VSV war allerdings Endstation und die Linzer verabschiedeten ohne Sieg aus der Serie.
Auffallend die Legionäre Shearer, Storey, Groleau, Gaucher, Ignatjevs und Virtanen sowie die in Hochform aufspielenden Österreicher Baumgartner, Lukas, Hohenberger und Torhüter Machreich.

EV Vienna Capitals
Die Vienna Capitals schlitterten zwischenzeitlich in eine arge Formkrise und lange Zeit sah es so aus als ob die Caps das Minimalziel „Playoffs“ nicht erreichen könnten.
Headcoach Jim Boni schaffte es anfangs nicht die Mannschaft zu einer homogenen Einheit zu formen. Überdies bewiesen die Verantwortlichen der Caps kein glückliches Händchen in der Legionärswahl und die Fehleinkäufe MacMillan und Morgan mussten erst viel zu spät ihre Koffer packen. Darüber hinaus kam die Top-Formation um Mike Craig, Bob Wren und Oliver Setzinger anfänglich nicht wirklich auf Touren.
Trotz anhaltender Kritik an Vorstand und Trainer überwanden die Caps die sportlichen Schwierigkeiten und retteten in letzter Sekunde doch noch die Qualifikation für die Playoffs. Dort hatten die Wiener den übermächtigen Red Bulls aus Salzburg aber nicht wirklich viel entgegen zu setzen.

Großes Aufsehen erregte ein offener Brief in dem sich Capitals-Vizepräsident Martin Platzer über die hohen Gehaltsforderungen der österreichischen Spieler beklagte und unter Berufung auf geltendes EU-Arbeitsrecht ankündigte sich dem Beschluss der Liga, welcher in der kommenden Saison sieben Legionäre vorsieht, zu widersetzen.


JESENICE
Skeptische Stimmen welche die Aufnahme des HK Acroni Jesenice in die EBEL als unwirtschaftlich und sportlich wertlos abtaten verstummten schon nach wenigen Runden.
Die Slowenen, welche ihr halbes Nationalteam gespickt mit drei Legionären aufboten, bereicherten die Liga durch offensives, schnelles sowie technisch versiertes Eishockey. Im letzten Spiel des Grunddurchgangs unterlag Jesenice im direkten Duell um einen Semifinalplatz den Vienna Capitals erst nach einem denkwürdigen Penalty-Krimi.

An der Seite der Rodman-Brüder David und Marcel spielte Aaron Fox die bislang beste Spielzeit seiner Karriere. Die gefürchtete erste Sturmreihe zeigte sich beinahe für die Hälfte aller Jesenice-Treffer verantwortlich. Sehenswert auch die Vorstellung von Tschechien-Heimkehrer und Publikumsliebling Tomaz Razingar sowie der Legionäre Jean-Philippe Pare und Goalie Seamus Kotyk.

Dass die Aufnahme von Jesenice der EBEL einen vollen Erfolg bescherte, beweist auch die Zuschauerstatistik bei Auswärtsspielen. Im Schnitt wollten 3111 Fans den HK Jesenice in fremden Hallen bewundern. Bereits in der nächsten Saison erwächst den Oberkrainern Konkurrenz aus dem eigenen Land. Mit Olimpija Laibach wird ein zweiter Vertreter aus Slowenien in der EBEL auf Punktejagd gehen.

HC TWK Innsbruck
Enttäuschend verlief die Spielzeit hingegen für den HC Tiroler Wasserkraft Innsbruck. Ein Legionär nach dem anderen wurde vor die Tür gesetzt und auch Coach Alan Haworth, dem mangelndes Durchsetzungsvermögen nachgesagt wurde, ereilte dasselbe Schicksal.
Kein Wunder, denn der Hauptdarsteller im Haifischbecken hieß einmal mehr Todd Elik. Der mittlerweile 41jährige zog in Innsbruck alleine die Fäden und sicherte sich mit unglaublichen 77 Vorlagen und 21 Toren die Krone des EBEL-Punktekönigs.
Elik sorgte allerdings nicht nur sportlich für Schlagzeilen. Nach Alkoholexzessen und angeblichen Beschimpfungen der Zuseher auf der VIP-Tribüne suspendierten die Klub-Verantwortlichen den exzentrischen Kanadier.
Massive Zuschauerproteste und ein klärendes Gespräche bereinigten die Lage aber schnell und der Kanadier kehrte wieder in den Kader des HCI zurück.
Mit Pierre Dagenais gelang den Tirolern Mitte der Saison ein wahrer Goldgriff. Der 29jährige harmonierte großartig mit „Enfant Terrible“ Elik und erzielte in seinen 27 Partien stolze 37 Treffer. Stark auch der Auftritt von Flügelstürmer Carl Mallette.
Am Ende bleibt jedoch die Erkenntnis, dass ein überragender erster Block alleine keine Meisterschaften gewinnt und für den HC Innsbruck in dieser Saison nicht einmal für die Playoffs reichte.

EC KAC
Vor Saisonbeginn präsentierte der Rekordmeister seinen Anhängern ein stark verstärktes Team welches wieder um den Titel mitspielen sollte. Der Abokartenverkauf lief so gut wie nie zuvor, doch nach katastrophalem Start sowie dem Rausschmiss von Trainer Kevin Primeau und Leitwolf Andreas Pusnik war in Klagenfurt schon am Anfang der Spielzeit Feuer auf dem Dach.
Manny Viveiros wurde auf die Trainerbank delegiert, doch auch er schaffte es nicht den Rekordmeister aus dem Tief zu lotsen.
Die aufgebrachten KAC-Fans ließen in Folge ihrem Unmut öfters freien Lauf, kritisierten den Vorstand und boykottierten sogar Matches.

Als Anfang Februar der Playoff-Zug vom Wörthersee endgültig abgefahren war, setzte der neue Präsident Frimmel ein erstes Zeichen und verabschiedete Ralph Intranuovo und Publikumsliebling Tony Iob um heimischen Talenten mehr Spielzeit zu gewähren. Just im letzten Saisonderby gelang es dem KAC, nach 17 Pleiten in Folge, die Negativserie gegen Erzrivalen VSV zu beenden – Ein kleiner Lichtblick?

EC GRAZ 99ers
Die 99ers machten in der abgelaufenen Spielzeit vorwiegend durch Trainerrochaden von sich reden. Schon nach zwölf Partien warf das Grazer Trainerkarussell Mike Bullard ab. Peter Znenahlik und Mike Shea übernahmen interimistisch um nach einigen Spielen für Jim Brithen Platz zu machen. Der Schwede scheiterte mit seiner Philosophie in der Murstadt kläglich und verabschiedete sich nach weiteren 20 Partien. Mike Shea wurde dann die Ehre zuteil die verkorkste Saison mit den 99ers zu beenden. Noch vor dem Saisonende präsentierten die Grazer, mit Larry Sacharuk, schon den Coach für die kommende Spielzeit.
Am Ende standen für die Graz 99ers nur elf volle Erfolge aus den 56 Spielen des Grunddurchgangs zu Buche. Einzig Torjäger Greg Day erfüllte mit 63 Scorerpunkten aus 47 Matches die in ihn gesetzten Erwartungen und bleibt den Murstädter auch in der nächsten Saison erhalten.

Slovnaft Extraliga –Ein alter Bekannter als neuer Meister

(im Eishockey World Magazin Nr.52, Mai/Juni 2007)
Slovnaft Extraliga –Ein alter Bekannter als neuer Meister

Nach dem überraschenden Meistertitel des MsHK Zilina im Vorjahr blieb die slowakische Extraliga in der abgelaufenen Saison von Überraschungen weitgehend verschont. Zum Meister kürte sich das favorisierte Team des HC Slovan Bratislava. Wie schon so oft wurden die Hauptstädter nur durch die finanziell starken Traditionsteams aus Kosice, Trencin und Zvolen gefordert. Neu ist in der Extraliga hingegen der gemeinsame Ligasponsor. Seit dem 16. Jänner nennt sich die Liga nun offiziell Slovnaft Extraliga.

Zurück zum Sportlichen und gleich wieder zum Meister nach Bratislava. Über weite Strecken der Saison beherrschte Slovan die Konkurrenz und präsentierte sich äußerst souverän. Aufgrund fehlender Motivation schlitterten die Hauptstädter im letzten Viertel der Regular Season allerdings in eine arge Formkrise und beendeten den Grunddurchgang nur auf Rang Drei. Die Misere der fehlenden Einstellung setzte sich dann auch noch zu Beginn des Viertelfinales fort, als die Mannen von Zdeno Ciger in der best-of-seven-Serie gegen Poprad bereits mit 1:2 zurücklagen. Ab diesem Zeitpunkt vollzog sich aber eine wundersame Wandlung, Slovan überzeugte wieder durch mannschaftliche Geschlossenheit und verlor in den gesamten Playoffs kein einziges Spiel mehr. Im Semifinale zerlegte das Team aus Pressburg den HKM Zvolen mit 4:0 Siegen (Ergebnisse: 4:0, 3:1, 10:1, 3:1).
Unbeeindruckt von der lautesten Zuschauerkulisse der Liga vollzog sich die Machtdemonstration der Dunkelblauen auch im Finale gegen Dukla Trencin. Mit 4:0 Siegen (Ergebnisse: 4:2, 5:3, 3:1, 4:1) sicherte sich der HC Slovan Bratislava souverän den sechsten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Hervorstechend Marek Uram mit 43 Toren und 41 Vorlagen aus 67 Matches. Zusammen mit Martin Kulha und Roman Kukumberg bildete der langmähnige Flügelflitzer die überragende Angriffsformation der Liga. In den Playoffs liefen Michail Hreus und die routinierten Verteidiger Milan Hruska und Petr Pavlas ebenso zu Hochform auf. Überzeugen konnte auch der erst 24jährige Goalie Sasu Hovi mit einer Fangquote von 93.56 Prozent.

Finalgegner Trencin, welcher über den MHC Martin (4:0) und Grunddurchgangsieger Kosice (4:2) ins Finale gelangte kann gleichfalls auf eine gelungene Saison zurückblicken. Herausragend im ehemaligen Armeesportklub, Tibor Melicharek (38 Tore und 35 Assits), der den gefürchteten ersten Block mit Oldboy Pardavy und Kollar anführte. Zwischen den Pfosten knüpfte Miroslav Hala an seine tolle Performance aus der Spielzeit 2005-2006 an und stellte beim Semifinal-Triumph sein Gegenüber Miroslav Lipovsky aus Kosice deutlich in den Schatten.

Am Keeper alleine mangelte es beim HC Kosice aber freilich nicht. Wie in den vergangenen Spielzeiten ging den Ostslowaken nach tollem Grunddurchgang in den Playoffs wieder einmal die Luft aus. Die Viertelfinalserie gegen den HK 36 Skalica (4:1 Siege) dominierte das Team von Jan Sterbak noch eindrucksvoll. Doch das offensiv ausgerichtete Spielsystem funktionierte gegen das beherzt kämpfende Kollektiv von Dukla Trencin im Halbfinale nicht mehr wirklich.
Die Blueliner Droppa und Javin sowie die Angreifer Faith, Kmit und Spilar vermochten nicht an die Leistungen des Grunddurchgangs anzuschließen.

Ähnlich die Situation beim HKM Zvolen. Nach tadelloser Vorrunde bereitete der HK Nitra der Mannschaft von Ladislav Svozil bereits in der ersten Playoffrunde große Mühe (4:2 Siege). Beim peinlichen Sweep gegen den späteren Meister aus Bratislava trafen die Zvolener in vier Halbfinalspielen nur ganze drei Mal ins Schwarze. Erwähnenswert bleiben Angreifer Turek (59 Skorerpunkte), Powerplaygestalter Kraysel und Verteidigungschef Babka.

Weit entfernt von einer Wiederholung der Finalteilnahme aus der Vorsaison zeigte sich der HC Poprad. Topskorer Arne Krotak stand nach dem Abgang seines kongenialen Partners Miroslav Skovira nach Krefeld und der Verletzung von Rene Jarolin allein auf weiter Flur. Aus im Viertelfinale.
Nitra, mit den Schlüsselakteuren Kolnik und Kmec sowie dem erst 20jährigen Goalie Branislav Konrad enttäuschte im Grunddurchgang als Siebenter und scheiterte trotz ansprechender Leistung ebenfalls im Viertelfinale.
Endstation hieß es in der ersten Playoff-Runde auch für den MHC Martin und den HK 36 Skalica.
Der MHk Liptovsky Mikulas und Titelverteidiger MsHK Zilina, welcher nach totalem Ausverkauf abgeschlagen Letzter wurde, verfehlten die Playoffs klar.
Absteiger gibt es nach dieser Saison keinen, denn die Meisterschaft soll in der kommenden Spielzeit mit den Aufsteigern MHK Kezmarok und HK Spisske Nova Ves auf zwölf Teams aufgestockt werden. Ob das an der klaren Rollenverteilung in der Slovnaft Extraliga etwas ändern kann scheint eher ungewiss.