Tuesday, June 05, 2007

Erste Bank Eishockey Liga - Der Triumph des logischen Meisters

(im Eishockey World Magazin Nr.52, Mai/Juni 2007)
Erste Bank Eishockey Liga - Der Triumph des logischen Meisters


EC Red Bull Salzburg
Nachdem die Red Bulls Salzburg im letzten Jahr noch überraschend im Endspiel am VSV scheiterten, zeigte sich das Star-Ensemble im finalen Aufeinandertreffen 2007 zu mächtig und entthronte Meister Villach mit einem 4:1 Sieg in der best-of-seven-Serie. Das Red Bull Werksteam brachte damit den Meisterpokal zum ersten Mal in die Mozartstadt.
Über die gesamte Saison gesehen sind die Salzburger natürlich ein verdienter wenn auch ziemlich logischer Meister. Trainerfuchs Hardy Nilsson schaffte es, die für jeden anderen EBEL-Verein unerschwingliche Armada an Nationalspielern und Legionären, zu einer geschlossenen Einheit zu schweißen.
Koch, Trattnig, Kalt, Pewal, Lakos, Ulrich sowie die Legionäre Banham, Lind, Hendrickson und Artursson ordneten sich allesamt brav dem Spielsystem des Schweden unter und beherrschten die Konkurrenz zeitweise eindrucksvoll.
Mit NHL-Heimkehrer Reinhard Divis im Tor konnte sich Nilsson sogar den Luxus leisten Legionär Magnus Eriksson auf der Bank schmoren zu lassen.
Die enorme Kaderstärke der Bullen unterstreichen ganze sieben Spieler die während der Saison über 50 Scorerpunkte erzielen konnten. Wenn die Red Bull Millionen nicht plötzlich versiegen, steht dem österreichischen Eishockey in den nächsten Jahren eine Serie an Salzburger Meistertiteln bevor.


EC Pasut VSV
Trotz Niederlage in der sehr emotional geführten Finalserie kann der VSV zufrieden auf die abgelaufene Spielzeit blicken. Das Team von Greg Holst überzeugte durch kampfstarkes, diszipliniertes und sehr effizientes Hockey und war auch als einzige Mannschaft im Stande den übermächtigen Red Bulls Paroli zu bieten.
Was die Blau-Weißen in dieser Saison auf das Eis zauberten wurde auch von den Besuchern in der heimischen Stadthalle sichtlich goutiert. 4133 Zusehern im Schnitt bedeuten Ligaspitze und machen Villach zu Österreichs neuer Eishockeyhauptstadt. Da es den Cracks im Süden der Alpenrepublik anscheinend sehr gut gefällt, verlängerten die Schlüsselakteure Gauthier, Brown, Elick, Scoville, Edgerton, Peintner, Prohaska sowie Topscorer Bousquet allesamt ihre Verträge für die nächste Saison.

Dass Lokalrivale KAC nach 17 Niederlagen in Serie im letzten Saisonderby endlich wieder einen vollen Erfolg einfahren konnte, weckt in der Villacher Anhängerschaft nur Mitleid. Über einen Zeitraum von 800 Tagen demütigte der VSV den Erzrivale aus Klagenfurt überholte den Rekordmeister sogar erstmals in der ewigen Derbybilanz.


EHC LIWEST BLACK WINGS LINZ
Schon am Beginn der Spielzeit überschlugen sich bei den Black Wings aus Linz die Ereignisse. Nach durchwachsenem Saisonstart und dem frühen Rauswurf von Olegs Sorokins und Dave Chyzowski sowie dessen Ersatzmann Justin Kelly folgte ein kurioser Abgang von Trainer Bill Stewart.
„Wild Bill“ brach am 25.11, trotz laufenden Vertrages, in einer Nacht- und Nebel Aktion seine Zelte in Linz ab und wechselte zu den Hamburg Freezers. Seither treffen sich die streitenden Parteien nur noch vor Gericht und lassen sich schwere Anschuldigungen über die Medien ausrichten.
Just ab diesem Zeitpunk ging es aber sportlich mit den Black Wings steil bergauf. Nachfolger Chris Valentine und Assistenzcoach Rick Nasheim verstanden es das vorhandene Potential bestens zu nutzen, formten ein funktionierendes Team und führten die Black Wings innerhalb kurzer Zeit wieder auf Playoffkurs.
Im Semifinale gegen den VSV war allerdings Endstation und die Linzer verabschiedeten ohne Sieg aus der Serie.
Auffallend die Legionäre Shearer, Storey, Groleau, Gaucher, Ignatjevs und Virtanen sowie die in Hochform aufspielenden Österreicher Baumgartner, Lukas, Hohenberger und Torhüter Machreich.

EV Vienna Capitals
Die Vienna Capitals schlitterten zwischenzeitlich in eine arge Formkrise und lange Zeit sah es so aus als ob die Caps das Minimalziel „Playoffs“ nicht erreichen könnten.
Headcoach Jim Boni schaffte es anfangs nicht die Mannschaft zu einer homogenen Einheit zu formen. Überdies bewiesen die Verantwortlichen der Caps kein glückliches Händchen in der Legionärswahl und die Fehleinkäufe MacMillan und Morgan mussten erst viel zu spät ihre Koffer packen. Darüber hinaus kam die Top-Formation um Mike Craig, Bob Wren und Oliver Setzinger anfänglich nicht wirklich auf Touren.
Trotz anhaltender Kritik an Vorstand und Trainer überwanden die Caps die sportlichen Schwierigkeiten und retteten in letzter Sekunde doch noch die Qualifikation für die Playoffs. Dort hatten die Wiener den übermächtigen Red Bulls aus Salzburg aber nicht wirklich viel entgegen zu setzen.

Großes Aufsehen erregte ein offener Brief in dem sich Capitals-Vizepräsident Martin Platzer über die hohen Gehaltsforderungen der österreichischen Spieler beklagte und unter Berufung auf geltendes EU-Arbeitsrecht ankündigte sich dem Beschluss der Liga, welcher in der kommenden Saison sieben Legionäre vorsieht, zu widersetzen.


JESENICE
Skeptische Stimmen welche die Aufnahme des HK Acroni Jesenice in die EBEL als unwirtschaftlich und sportlich wertlos abtaten verstummten schon nach wenigen Runden.
Die Slowenen, welche ihr halbes Nationalteam gespickt mit drei Legionären aufboten, bereicherten die Liga durch offensives, schnelles sowie technisch versiertes Eishockey. Im letzten Spiel des Grunddurchgangs unterlag Jesenice im direkten Duell um einen Semifinalplatz den Vienna Capitals erst nach einem denkwürdigen Penalty-Krimi.

An der Seite der Rodman-Brüder David und Marcel spielte Aaron Fox die bislang beste Spielzeit seiner Karriere. Die gefürchtete erste Sturmreihe zeigte sich beinahe für die Hälfte aller Jesenice-Treffer verantwortlich. Sehenswert auch die Vorstellung von Tschechien-Heimkehrer und Publikumsliebling Tomaz Razingar sowie der Legionäre Jean-Philippe Pare und Goalie Seamus Kotyk.

Dass die Aufnahme von Jesenice der EBEL einen vollen Erfolg bescherte, beweist auch die Zuschauerstatistik bei Auswärtsspielen. Im Schnitt wollten 3111 Fans den HK Jesenice in fremden Hallen bewundern. Bereits in der nächsten Saison erwächst den Oberkrainern Konkurrenz aus dem eigenen Land. Mit Olimpija Laibach wird ein zweiter Vertreter aus Slowenien in der EBEL auf Punktejagd gehen.

HC TWK Innsbruck
Enttäuschend verlief die Spielzeit hingegen für den HC Tiroler Wasserkraft Innsbruck. Ein Legionär nach dem anderen wurde vor die Tür gesetzt und auch Coach Alan Haworth, dem mangelndes Durchsetzungsvermögen nachgesagt wurde, ereilte dasselbe Schicksal.
Kein Wunder, denn der Hauptdarsteller im Haifischbecken hieß einmal mehr Todd Elik. Der mittlerweile 41jährige zog in Innsbruck alleine die Fäden und sicherte sich mit unglaublichen 77 Vorlagen und 21 Toren die Krone des EBEL-Punktekönigs.
Elik sorgte allerdings nicht nur sportlich für Schlagzeilen. Nach Alkoholexzessen und angeblichen Beschimpfungen der Zuseher auf der VIP-Tribüne suspendierten die Klub-Verantwortlichen den exzentrischen Kanadier.
Massive Zuschauerproteste und ein klärendes Gespräche bereinigten die Lage aber schnell und der Kanadier kehrte wieder in den Kader des HCI zurück.
Mit Pierre Dagenais gelang den Tirolern Mitte der Saison ein wahrer Goldgriff. Der 29jährige harmonierte großartig mit „Enfant Terrible“ Elik und erzielte in seinen 27 Partien stolze 37 Treffer. Stark auch der Auftritt von Flügelstürmer Carl Mallette.
Am Ende bleibt jedoch die Erkenntnis, dass ein überragender erster Block alleine keine Meisterschaften gewinnt und für den HC Innsbruck in dieser Saison nicht einmal für die Playoffs reichte.

EC KAC
Vor Saisonbeginn präsentierte der Rekordmeister seinen Anhängern ein stark verstärktes Team welches wieder um den Titel mitspielen sollte. Der Abokartenverkauf lief so gut wie nie zuvor, doch nach katastrophalem Start sowie dem Rausschmiss von Trainer Kevin Primeau und Leitwolf Andreas Pusnik war in Klagenfurt schon am Anfang der Spielzeit Feuer auf dem Dach.
Manny Viveiros wurde auf die Trainerbank delegiert, doch auch er schaffte es nicht den Rekordmeister aus dem Tief zu lotsen.
Die aufgebrachten KAC-Fans ließen in Folge ihrem Unmut öfters freien Lauf, kritisierten den Vorstand und boykottierten sogar Matches.

Als Anfang Februar der Playoff-Zug vom Wörthersee endgültig abgefahren war, setzte der neue Präsident Frimmel ein erstes Zeichen und verabschiedete Ralph Intranuovo und Publikumsliebling Tony Iob um heimischen Talenten mehr Spielzeit zu gewähren. Just im letzten Saisonderby gelang es dem KAC, nach 17 Pleiten in Folge, die Negativserie gegen Erzrivalen VSV zu beenden – Ein kleiner Lichtblick?

EC GRAZ 99ers
Die 99ers machten in der abgelaufenen Spielzeit vorwiegend durch Trainerrochaden von sich reden. Schon nach zwölf Partien warf das Grazer Trainerkarussell Mike Bullard ab. Peter Znenahlik und Mike Shea übernahmen interimistisch um nach einigen Spielen für Jim Brithen Platz zu machen. Der Schwede scheiterte mit seiner Philosophie in der Murstadt kläglich und verabschiedete sich nach weiteren 20 Partien. Mike Shea wurde dann die Ehre zuteil die verkorkste Saison mit den 99ers zu beenden. Noch vor dem Saisonende präsentierten die Grazer, mit Larry Sacharuk, schon den Coach für die kommende Spielzeit.
Am Ende standen für die Graz 99ers nur elf volle Erfolge aus den 56 Spielen des Grunddurchgangs zu Buche. Einzig Torjäger Greg Day erfüllte mit 63 Scorerpunkten aus 47 Matches die in ihn gesetzten Erwartungen und bleibt den Murstädter auch in der nächsten Saison erhalten.

Slovnaft Extraliga –Ein alter Bekannter als neuer Meister

(im Eishockey World Magazin Nr.52, Mai/Juni 2007)
Slovnaft Extraliga –Ein alter Bekannter als neuer Meister

Nach dem überraschenden Meistertitel des MsHK Zilina im Vorjahr blieb die slowakische Extraliga in der abgelaufenen Saison von Überraschungen weitgehend verschont. Zum Meister kürte sich das favorisierte Team des HC Slovan Bratislava. Wie schon so oft wurden die Hauptstädter nur durch die finanziell starken Traditionsteams aus Kosice, Trencin und Zvolen gefordert. Neu ist in der Extraliga hingegen der gemeinsame Ligasponsor. Seit dem 16. Jänner nennt sich die Liga nun offiziell Slovnaft Extraliga.

Zurück zum Sportlichen und gleich wieder zum Meister nach Bratislava. Über weite Strecken der Saison beherrschte Slovan die Konkurrenz und präsentierte sich äußerst souverän. Aufgrund fehlender Motivation schlitterten die Hauptstädter im letzten Viertel der Regular Season allerdings in eine arge Formkrise und beendeten den Grunddurchgang nur auf Rang Drei. Die Misere der fehlenden Einstellung setzte sich dann auch noch zu Beginn des Viertelfinales fort, als die Mannen von Zdeno Ciger in der best-of-seven-Serie gegen Poprad bereits mit 1:2 zurücklagen. Ab diesem Zeitpunkt vollzog sich aber eine wundersame Wandlung, Slovan überzeugte wieder durch mannschaftliche Geschlossenheit und verlor in den gesamten Playoffs kein einziges Spiel mehr. Im Semifinale zerlegte das Team aus Pressburg den HKM Zvolen mit 4:0 Siegen (Ergebnisse: 4:0, 3:1, 10:1, 3:1).
Unbeeindruckt von der lautesten Zuschauerkulisse der Liga vollzog sich die Machtdemonstration der Dunkelblauen auch im Finale gegen Dukla Trencin. Mit 4:0 Siegen (Ergebnisse: 4:2, 5:3, 3:1, 4:1) sicherte sich der HC Slovan Bratislava souverän den sechsten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Hervorstechend Marek Uram mit 43 Toren und 41 Vorlagen aus 67 Matches. Zusammen mit Martin Kulha und Roman Kukumberg bildete der langmähnige Flügelflitzer die überragende Angriffsformation der Liga. In den Playoffs liefen Michail Hreus und die routinierten Verteidiger Milan Hruska und Petr Pavlas ebenso zu Hochform auf. Überzeugen konnte auch der erst 24jährige Goalie Sasu Hovi mit einer Fangquote von 93.56 Prozent.

Finalgegner Trencin, welcher über den MHC Martin (4:0) und Grunddurchgangsieger Kosice (4:2) ins Finale gelangte kann gleichfalls auf eine gelungene Saison zurückblicken. Herausragend im ehemaligen Armeesportklub, Tibor Melicharek (38 Tore und 35 Assits), der den gefürchteten ersten Block mit Oldboy Pardavy und Kollar anführte. Zwischen den Pfosten knüpfte Miroslav Hala an seine tolle Performance aus der Spielzeit 2005-2006 an und stellte beim Semifinal-Triumph sein Gegenüber Miroslav Lipovsky aus Kosice deutlich in den Schatten.

Am Keeper alleine mangelte es beim HC Kosice aber freilich nicht. Wie in den vergangenen Spielzeiten ging den Ostslowaken nach tollem Grunddurchgang in den Playoffs wieder einmal die Luft aus. Die Viertelfinalserie gegen den HK 36 Skalica (4:1 Siege) dominierte das Team von Jan Sterbak noch eindrucksvoll. Doch das offensiv ausgerichtete Spielsystem funktionierte gegen das beherzt kämpfende Kollektiv von Dukla Trencin im Halbfinale nicht mehr wirklich.
Die Blueliner Droppa und Javin sowie die Angreifer Faith, Kmit und Spilar vermochten nicht an die Leistungen des Grunddurchgangs anzuschließen.

Ähnlich die Situation beim HKM Zvolen. Nach tadelloser Vorrunde bereitete der HK Nitra der Mannschaft von Ladislav Svozil bereits in der ersten Playoffrunde große Mühe (4:2 Siege). Beim peinlichen Sweep gegen den späteren Meister aus Bratislava trafen die Zvolener in vier Halbfinalspielen nur ganze drei Mal ins Schwarze. Erwähnenswert bleiben Angreifer Turek (59 Skorerpunkte), Powerplaygestalter Kraysel und Verteidigungschef Babka.

Weit entfernt von einer Wiederholung der Finalteilnahme aus der Vorsaison zeigte sich der HC Poprad. Topskorer Arne Krotak stand nach dem Abgang seines kongenialen Partners Miroslav Skovira nach Krefeld und der Verletzung von Rene Jarolin allein auf weiter Flur. Aus im Viertelfinale.
Nitra, mit den Schlüsselakteuren Kolnik und Kmec sowie dem erst 20jährigen Goalie Branislav Konrad enttäuschte im Grunddurchgang als Siebenter und scheiterte trotz ansprechender Leistung ebenfalls im Viertelfinale.
Endstation hieß es in der ersten Playoff-Runde auch für den MHC Martin und den HK 36 Skalica.
Der MHk Liptovsky Mikulas und Titelverteidiger MsHK Zilina, welcher nach totalem Ausverkauf abgeschlagen Letzter wurde, verfehlten die Playoffs klar.
Absteiger gibt es nach dieser Saison keinen, denn die Meisterschaft soll in der kommenden Spielzeit mit den Aufsteigern MHK Kezmarok und HK Spisske Nova Ves auf zwölf Teams aufgestockt werden. Ob das an der klaren Rollenverteilung in der Slovnaft Extraliga etwas ändern kann scheint eher ungewiss.

Thursday, April 26, 2007

Klassenerhalt sichern! - Doch darfs ein bisserl mehr sein?

(im Eishockey World Magazin Nr.51, Mai 2007)

Klassenerhalt sichern! - Doch darfs ein bisserl mehr sein?

Aufsteiger Österreich nimmt die Weltmeisterschaften in Moskau sehr ambitioniert in Angriff. Der Verbleib in der A-Gruppe gilt als oberstes Gebot, doch Team Austria strebt höheren Zielen entgegen und will in die Zwischenrunde. Eine schwierige wenn auch nicht unlösbare Aufgabe denn in der Vorrundengruppe B warten in der Mytischi Arena die USA, Tschechien und Weißrussland.


Nach dem souveränen Wiederaufstieg will sich das österreichische Eishockeynationalteam bei der WM in Russland wieder unter den Top 16 der Welt etablieren. Den Ausrutscher bei der Heim-WM 2005 mit dem bitteren Gang in den Eishockeykeller will die Truppe um Head-Coach Giacinto „Jim“ Boni schnell vergessen machen.
Das Minimalziel „Klassenerhalt“ darf zwar nie aus den Augen verloren werden, doch laut Kapitän Dieter Kalt stehen die Chancen auf einen Platz in der Qualifikationsrunde gar nicht so schlecht. Der Angreifer in Diensten des Red Bull Salzburg liebäugelt sogar mit einem Punktegewinn im Eröffnungsspiel gegen die von Boston Bruins Coach Mike Sullivan betreuten US-Amerikaner: „Traditionell ist es so, dass die großen Nationen in der Anfangsphase einer Weltmeisterschaft nicht so homogen sind. Gegen die USA haben wir schon einmal gewonnen und auf alle Fälle Chancen.“
Ob die US-Boys den Österreichern diesen Gefallen tun bleibt fraglich. Realistisch betrachtet nimmt Österreich gegen die USA, wie auch im zweiten Vorrundenspiel gegen die Tschechische Republik, nur die Rolle des Außenseiters ein.

Um der drohenden Abstiegsrunde zu entgehen muss demnach wahrscheinlich ein Sieg im „Schicksalsspiel“ gegen die Weißrussen her. Keineswegs eine leichte Aufgabe, denn schon bei den Weltmeisterschaften 2005 im eigenen Land trafen die Österreicher in einer ähnlichen Situation auf das Team Belarus. Damals schossen die Weißrussen den Gastgeber mit 5:0 in die Relegationsrunde. Was folge war der bittere Abstieg der Rot-Weiß-Roten in die Zweitklassigkeit.

Nach der Vorbereitung mit guten Leistungen beim Loto Cup in Bratislava und dem gelungenen Auftritt beim Skoda Cup in Basel wirkt Head-Coach Jim Boni aber sehr zuversichtlich. Der Italo-Kanadier sieht sein Team auf dem richtigen Weg und lud schon Anfang April zur ersten Teamfindung, inklusive Testmatch gegen Slowenien. In dieser Phase fehlten allerdings noch die Akteure der EBEL-Finalisten Salzburg und Villach und alle Auslandsösterreicher.

Richtig ernst wurde es für das Team Austria erst beim zweiten Trainingscamp in Wien mit Spielen gegen Lettland und die Slowakei.
Kapitän Kalt sieht in diesen Matches zwar keine große Aussagekraft was die wahre Spielstärke betrifft, dennoch seien diese Tests gegen starke Mannschaften enorm wichtig um sich an das Tempo bei einer Weltmeisterschaft zu gewöhnen.
Genügend Vorbereitungszeit also für Jim Boni um das Team perfekt für die Mission Moskau 2007 einzustellen. Drei Tage bevor es am 27. April mit dem Eröffnungsspiel gegen die USA wirklich zur Sache geht absolviert Österreich noch die Generalprobe gegen WM-Gastgeber Russland. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollte Boni seine Reihen endgültig gefunden haben.

Wer sind nun die Stützen die das österreichische Eishockey unter den Top 16 Nationen der Welt etablieren sollen?
Im Tor erwächst Ex-St.Louis Blues Goalie Reinhard Divis (Red Bulls Salzburg) ernsthafte Konkurrenz. Bernd Brückler absolvierte eine hervorragende Saison bei den Espoo Blues und führte seine Mannschaft bis ins Halbfinale der in der finnischen SM-Liiga. VSV-Keeper Gert Prohaska glänzte einmal mehr mit der besten Fangquote der EBEL, doch das allein dürfte für die Nummer Eins Position im österreichischen Kasten zu wenig sein.

In der Defensivabteilung finden sich mit Martin Ulrich, Andre Lakos (beide Salzburg), Gerhard Unterluggauer (Innsbruck) Robert Lukas (Wien) und Jeremy Rebek (KAC) international erfahrene Haudegen. Gute Chancen sich in Moskau ins Rampenlicht zu spielen haben Schweden-Legionär Johannes Reichel (Rögle BK) und VSV-Abwehrhüne Thomas Pfeffer.

Den nötigen Offensivdruck erwartet sich Teamtrainer Boni von der Red Bull Salzburg Armada um Thomas Koch, Matthias Trattnig, Marco Pewal und Teamkapitän Dieter Kalt. Dazu kommen noch Hannover Scorpions Neuzugang Oliver Setzinger und David Schuller von den Vienna Capitals sowie die wandelnde Sturmfrisur Markus Peintner und Roland Kaspitz aus Villach.
Eine Fixgröße im Team ist natürlich Schweden-Legionär Daniel Welser (Skelleftea HC). Hamburg Freezers Stürmer Christoph Brandner kann aufgrund seiner chronischen Bandscheibenverletzung die Reise nach Moskau leider nicht mitmachen.

Dafür schnupperten die Nordamerika-Exporte Michael Grabner, Rafael Rotter und Andreas Nödl im Vorbereitungscamp erstmals Teamluft. Ob Jim Boni für eine der talentierten Nachwuchshoffnungen, die allesamt in diesem Jahr ihren 20. Geburtstag feiern, einen Platz findet, wird sich erst kurz vor Beginn der WM entscheiden.

Die besten Chancen hat jedenfalls Michael Grabner. Der First Round Pick der Vancouver Canucks (overall #14) sorgte in der abgelaufenen Saison bei den Spokane Chiefs in der Western Hockey League für Furore. Aber auch WCHA „Rookie of the Year“ Andreas Nödl, der an der St. Cloud State University auf den Spuren von Thomas Vanek wandelt, könnte zum ersten Mal das Trikot der A-Nationalmannschaft überziehen.

Apropos Thomas Vanek: Für Österreichs Eishockeyspieler des Jahres hat die Jagd auf den Stanley Cup mit den Buffalo Sabres natürlich Vorrang. Ein Einsatz des Sabres-Torjägers ist also sehr ungewiss. Ähnliches gilt auch für New York Rangers Verteidiger Thomas Pöck. Der 25jährige signalisierte aber bei einem vorzeitigen Playoff-Aus der Rangers sofort nach Moskau reisen zu wollen.

Teamgeist steht bei Österreichs Nationalmannschaft im Vordergrund. Head-Coach Jim Boni gilt als Motivationskünstler und predigt Einheit und Kollektiv als wichtigsten Faktor um den Klassenerhalt zu sichern.
Kapitän Kalt sieht den Schlüssel zum Erfolg darin, die Konzentration über 60 Minuten ohne Aussetzer halten zu können. Das war in der Vergangenheit meist das größte Problem der Rot-Weiß-Roten.

Thursday, March 01, 2007

K.O. KAC - Was ist nur mit dem Rekordmeister los?

(im Powerplay - Magazin Nr.2, Saison 2006/2007)

K.O. KAC - Was ist nur mit dem Rekordmeister los?

Die Playoffs außer Reichweite, Unstimmigkeiten zwischen Fans und Vortand und die Demütigung des Lokalrivalen aus Villach. Der KAC steckt in der Krise –Ausweg verzweifelt gesucht.

Vor Saisonbeginn präsentierte der Rekordmeister seinen Anhängern ein stark verstärktes Team welches wieder um den Titel mitspielen sollte. Der Abokartenverkauf lief so gut wie nie zuvor, doch nach katastrophalem Start und dem Rausschmiss von Trainer Kevin Primeau und Leitwolf Andreas Pusnik. war in Klagenfurt schon am Anfang der Spielzeit Feuer auf dem Dach.

Manny Viveiros wurde als Retter in höchster Not auf die Trainerbank delegiert. Doch auch er schaffte es bis heute nicht den KAC zu einer homogenen Einheit zu formen. Dass der Rekordmeister seit über zwei Jahren gegen den Erzrivalen aus Villach nicht gewinnen konnte kommt noch erschwerend hinzu.

Den aus der Misere resultierenden Unmut der Anhänger bekamen die Vereinsverantwortlichen diese Saison öfters zu spüren. Auf herbe Kritik und boykottierte Matches folgten unzähligen Aussprachen in denen der Vorstand versuchte die Situation zu rechtfertigen.

Der Grund des Übels liegt nach Ansicht vieler KAC-Anhänger in der falschen Einkaufspolitik der Verantwortlichen. Neben lustlosen Legionäre und fehlenden einheimischen Führungsspielern blieben aber auch die jungen Eigenbauspieler der ehemaligen Talentschmiede in den letzten Jahren in ihrer Entwicklung stecken.

Als Anfang Februar der Playoff-Zug vom Wörthersee endgültig abgefahren war, setzte der neue Präsident Egbert Frimmel ein erstes Zeichen und verabschiedete Ralph Intranuovo und Publikumsliebling Tony Iob um den heimischen Talenten mehr Spielzeit zu geben.
Saison vorzeitig abgehakt, doch nach einem Ausweg aus der Krise wird in Klagenfurt noch fieberhaft gesucht.