(in Eishockey World #46, November 2006)
Erste Bank Eishockeyliga - Neue Kräfte für eine ausgeglichene Liga
Neu in der österreichischen Eishockeyliga ist die Aufstockung des Legionärkontingents von fünf auf sechs Plätze pro Verein. Gewöhnen müssen sich die Vereine auch an die strikte Regelauslegung und die Reduzierung des Torhüter-Equipments. Das absolute Novum an der Saison 2006/2007 ist aber die Teilnahme des slowenischen Rekordmeisters HK Acroni Jesenice.
Die Erste Bank Liga war schon seit längerem auf der Suche nach einem achten Verein und da Jesenice sich in Slowenien anscheinend sowieso nur fadisierte einigten sich beide Seiten über den Sommer zu diesem positiven Schritt.
In der ehemaligen Stahlstadt, formierte sich ein Großteil des slowenischen Nationalteams um Trainer Matjaz Kopitar und neben Nationalteamtorhüter Gaber Glavic und den Rodman-Brüdern Marcel und David streiften auch Tomaz Razingar (HC Trinec /CZE) und Verteidiger Ales Krajnc das Trikot des HKJ über.
Zu Saisonbeginn besetzte Jesenice mit den Angreifern Aaron Fox, Jean Phillippe Pare und Matt Elich nur drei Legionärsplätze, wobei bislang nur Fox die Erwartungen erfüllte. Nach zehn Runden fand dann auch noch der kanadische Torhüter Seamus Kotyk. (EHC Wolfsburg) den Weg nach Slowenien. Er soll helfen die Defensive zu stabilisieren, denn diese bereitete Headcoach Matjaz Kopitar in der ersten Hinrunde die größten Sorgen. Noch im November will der HK Acroni Jesenice erneut auf dem Transfermarkt aktiv werden und die Hintermannschaft weiter verstärken. Sollte dies gelingen, erwächst den österreichschen Klubs ein wirklich harter Konkurrent.
Favorit auf den Meistertitel bleibt, wie in der vergangenen Saison, das Team der Red Bulls aus Salzburg. Trotz der bittereren Niederlage in der abgelaufenen Finalserie gegen Villach veränderte die Vereinsführung nur wenig und vertraut weiterhin auf den Großteil der letztjährigen Mannschaft.
Das altbewährte Legionärs-Quartett um Banham, Hendrickson, Lind und Artursson wurde nur durch den schwedischen Verteidigungsriesen Andreas Pihl (Linköpings/SWE) ergänzt. Ein Legionärsplatz bleibt in der Mozartstadt vorerst noch frei und könnte durchaus erst in der entscheidenden Meisterschaftsphase genutzt werden.
Allerdings erweiterten die Red Bulls ihre Armada an österreichischen Nationalspielern um Ex-St.Louis Blues Goalie Reinhard Divis und Schweden-Heimkehrer Thomas Koch aus Lulea. Finanzierung – kein Problem: Im Vergleich zu den Fußball- oder Formel Eins-Bullen sind die Eishockey-Cracks für Red Bull Eigner Dietrich Mateschitz ohnehin nur ein Fall für die Portokassa. Trainer Hardy Nilsson muss es diese Spielzeit aber schaffen den Pokal an die Salzach holen. Alles Andere wäre unlogisch.
Erster ernstzunehmender Konkurrent ist Titelverteidiger EC VSV. Trainer Greg Holst geht mit einem fast unverändertem Kader in die Saison und baut auch diese Spielzeit wieder auf ein starkes Kollektiv. Die Legionärs-Aufstockung bescherte den Villachern noch Devin Edgerton (Mannheim). Der 36-jährige stellt, wenn er fit bleiben kann, sicher eine Bereicherung für die Blau-Weißen dar. Den Saisonauftakt verbrachte Edgerton aufgrund einer Leistenverletzung aber schon auf der Tribüne. Die restlichen Legionäre Dany Bousquet, Dan Gauthier, Marc Brown, Mickey Elick und Darrel Scoville feierten in der abgelaufenen Spielzeit in Villach schon den Meistertitel.
Bleibt noch die Abordnung der einheimischen Routiniers, angeführt von Kapitän Herbert Hohenberger, Kromp, Lanzinger, Kaspitz und der wandelnden Unfallfrisur Markus Peintner.
Wenn dann auch noch Torhüter Gert Prohaska seine Leistung aus der vergangenen Spielzeit nur annähernd abrufen kann, steht einer erfolgreichen Saison der Adler nichts mehr im Wege.
Die Innsbrucker Haie legten wie schon in der vergangenen Spielzeit einen fulminanten Saisonstart hin. Aufgrund der dünn besetzten Spielerdecke könnte es in Innsbruck allerdings im Verlauf der Saison wieder zu gröberen Problemen kommen. Die Abgänge einiger heimischer Leistungsträger rissen eine tiefe Furche in das Kadergefüge und ob der überragende Todd Elik seine Genialität über 56 Spiele versprühen kann bleibt fraglich. Zu wünschen wäre es den Innsbruckern allemal, denn Elik ist trotz seiner 40 Jahre noch immer Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Haie. Unterstützend wirken seine Landsmänner Mallette, Sbrocca, Hanson und Verteidiger Cornacchia sowie der Finne Jussi Heikkinen, der gemeinsam mit Gerhard Unterluggauer für Gefahr von der Blauen Linie sorgen soll.
Die Haie sind das einzige Team, das über den Sommer ein wenig an Substanz verloren hat. Todd Elik entscheidet zwar ab und an Partien im Alleingang, doch dies wird für einen Platz im Semifinale nicht reichen.
Die restlichen Mannschaften der Erste Bank Liga haben ihre Kader dagegen munter aufgerüstet. Die Vienna Capitals vertrauen weiterhin auf ihr kongeniales Sturmduo Bob Wren und Mike Craig und hoffen zudem auf zahlreiche Tore von Oliver Setzinger und Neuerwerbung Gavin Morgan (Peoria Riverman/AHL). Zur Stabilisierung der Abwehr sicherten sich die Caps die Dienste von Robert Lukas (Linz) und Jeff MacMillan (Syracuse Crunch), die gemeinsam mit Darcy Werenka und Raubein Philippe Lakos das Herz der Capitals-Hintermannschaft bilden.
Im Tor wurde der ligaerprobte Scott Fankhouser engagiert, den aus Graz auch noch die Austro-Kanadier Sean Selmser und Marc Tropper nach Wien begleiten. Ergänzt werden Headcoach Jim Boni’s Angriffsreihen durch die Schlüsselspieler Gerald Ressmann, Manuel Latusa und Neuzugang David Schuller (KAC). Der gelungene Saisonstart macht Lust auf mehr - Die Capitals wollen diese Saison ein ernstes Wörtchen bei der Titelvergabe mitsprechen.
Die Graz 99ers würfelten nach der inferioren letzten Spielzeit ihren Kader gehörig durcheinander. Bis auf Steve Washburn wechselte Managerin Silvia Priversek alle Legionäre aus und holte mit Mike Bullard auch einen neuen Trainer.
Die Neuzugänge Rob Guillet (Krefeld), Steve Brulé (Kassel) und Greg Day (Mulhouse/FRA) bewiesen bereits in den ersten Bewerbsspielen ihre Scoring-Fähigkeiten. Auch Torhüter Steve Passmore (San Antonio Rampage) sowie Verteidiger Todd Reirden (DEG) wussten zu überzeugen. Da die 99ers als einziges Team sieben Legionäre einsetzen dürfen fand auch noch der norwegische Nationalteamverteidiger Tommy Jakobsen (DEG) den Weg in die Murstadt.
Bei der Legionärswahl beweisen die Grazer traditionell ein gutes Händchen. Was den 99ers allerdings fehlt sind starke österreichische Spieler. Dies könnte ihnen zum Verhängnis werden, denn über den gesamten Grunddurchgang werden zwei gute Linien nicht ausreichen. Trotzdem Vorsicht! Die 99ers könnten uns aber eines Besseren belehren.
Große Hoffnungen setzten die Black Wings aus Linz in ihren neuen Trainer Bill Stewart. Er sollte die Linzer wieder in die oberen Tabellenregionen hieven. Aufgrund der dürftig besetzten Hintermannschaft vergaben die Black Wings gleich vier Legionärsplätze an Defensivspieler. Neben Ben Storey und Francois Groleau (Duisburg) sollten noch die Letten Viktors Ignatjevs und Olegs Sorokins für eine unüberwindbare Defensive sorgen.
Den Hoffnungen der Linzer wurde aber schon nach der ersten Hinrunde ein Strich durch die Rechnung gemacht. Die Legionäre Shearer und Chyzowski agierten total außer Form und auch von den Neuzugängen Raimund Divis und Martin Hohenberger (beide Innsbruck) war relativ wenig zu sehen.
Erste Konsequenz: Sorokins und Chyzowski wurden nach nur neun Runden von Ryan Gaucher (Providence/ AHL) und Justin Kelly (EHC Olten/ SUI) ersetzt. Von der Papierform her sind die Linzer aber dennoch ein heißer Kandidat auf einen Semifinalplatz. Auf Trainer Bill Stewart kommt jedenfalls noch viel Arbeit zu, denn auch an seinem Stuhl ist die Säge bereits angelegt.
Der Vorstand des KAC ging über den Sommer sehr motiviert zu Werke und holte mit Warren Norris (Graz) und Ralph Intranuovo (2002-2004 in Linz) gleich zwei ligaerprobte Topscorer. Dazu noch Jeremy Rebek (Graz) als schussgewaltigen Blueliner und Heimkehrer Andreas Pusnik (Innsbruck) als Leitwolf.
Goalie Andrew Verner wird ab Mitte November, neben Viveiros, Ivanov, Foster und Rebek zum fünften „Austro“ und der KAC blickte sich schon vor Saisonbeginn um eine geeignete Verstärkung um. Mit den bewährten Legionären Tony Iob, Chad Hinz und Ricard Persson würde der KAC dann mit insgesamt 11 Transferkartenspielern einsam an der Ligaspitze stehen.
Nach einem katastrophalen Saisonstart ist die ehemalige Talentschmiede aus Klagenfurter in der Tabelle aber weit von der Ligaspitze entfernt. Trainer Kevin Primeau wurde nach sieben Spielen bereits vor die Tür gesetzt und Manny Viveiros sollte als Interimstrainer der Misere ein Ende bereiten. Mit diesem Kader wäre jedenfalls ein Aus vor dem Semifinale eine herbe Enttäuschung.
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