Thursday, October 26, 2006

NHL-Season Preview 2006-2007- Buffalo Sabres


(im Eishockey World Sonderheft 02/2006/ NHL-Spezial, Oktober 2006)

Buffalo Sabres – Mit starkem Kollektiv zur großen Überraschung?
©Foto - www.sport1.at

Als bestenfalls durchschnittliches Team ohne klingende Namen starteten die Buffalo Sabres in die vergangene Spielzeit und an einen Playoff-Einzug wagten nicht einmal die größten Optimisten zu glauben. Ein halbes Jahr später unterlag das Team von Lindy Ruff im Eastern Conference Finale in der entscheidenden siebenten Begegnung dem späteren Stanley Cup Sieger Carolina Hurricanes. Anzumerken wäre noch, dass die Sabres in dieser Serie gleich auf drei Top-Verteidger und Stürmerstar Tim Connolly verzichten mussten.

Was war in diesen sieben Monaten passiert? Das Team von Jack Adams Trophy (bester Trainer) Gewinner Lindy Ruff demonstrierte temporeiches Eishockey und brachte die gegnerischen Teams durch konsequentes Forechecking mit vier ausgeglichenen Angriffsblöcken fast zur Verzweiflung. Darüber hinaus konnte man sich auf einen überragenden Torhüter und eine beinharte, flexible Hintermannschaft verlassen. Die oberste Maxime, des seit 1997 in Buffalo tätigen Trainerfuchses, lautet Teamgeist und der entwickelte sich bei den Buffalo Sabres im Verlauf der Saison zu einer wahren Trumpfkarte.
Mit derselben Philosophie will Headcoach Lindy Ruff natürlich auch dieser Saison in Buffalo für Furore sorgen. Apropos Furore: Die Sabres entfachten mit dem ersten Playoff- Einzug seit fünf Jahren einen regelrechten Eishockeyboom südlich der Niagarafälle – und nicht nur dort. Sports Illustrated und The Sporting News sehen den ehrenwerten Pokal des Lord Stanley in der kommenden Saison schon in Händen der Sabres. Die Dinge verändern sich schnell, mit ihnen die Erwartungen und natürlich auch die Menschen. Mit solchen Erfahrungen muss die „No-Name“- Truppe der Sabres aber erstmal zurechtkommen.

Verändert hat sich in Buffalo auch das Outfit. Die Sabres werden am vierten Oktober im ersten Pflichtspiel gegen die Carolina Hurricanes mit ihren neuen Trikots antreten. Die Farben Blau und Gold orientieren sich an den Originaltrikots der Sabres aus den 70er- und 80er Jahren.
Ob es dem Team von Eriesee diese Saison tatsächlich wieder gelingt als derart kompakte Einheit aufzutreten bleibt fraglich. Aufgrund der drohenden Überschreitung der Gehaltsobergrenze musste General Manager Darcy Regier die Routiniers Jay Mckee (St.Louis), Mike Grier (San Jose) und J.P. Dumont (Nashville) ziehen lassen. Die dadurch entstandenen Risse im Mannschaftsgefüge sollen nun vorwiegend durch junge Spielern gekittet werden. Dass die Sabres auch ohne große Superstars auskommen können haben sie in der abgelaufenen Spielzeit eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Als Ersatz für Leitwolf Jay McKee (NHL-Spitze bei geblockten Schüssen) holte man Jaroslav Spacek vom Stanley Cup Finalisten Edmonton Oilers. Der Tscheche wird allerdings nicht in die Rolle des körperbetonten und kämpferischen Verteidigungsspiels von McKee schlüpfen. Doch das Spielverständnis und die punktgenauen Pässe des Tschechen werden den schnellen Konterstößen der Sabres sicher einen zusätzlichen Schub verleihen. Außerdem ist Spacek ein gefürchteter Blueliner im Powerplay. Mit drei Toren und elf Vorlagen war er maßgeblich am Erfolg der Oilers in den vergangenen Stanley Cup Playoffs beteiligt.

Der Rest der Sabres- Abwehrformation besticht nicht durch klingende Namen sondern durch Vielseitigkeit, Beweglichkeit und effizientes Passspiel. Jeder der gesetzten sechs Abwehrspieler kann im Powerplay eingesetzt werden und wirkt maßgeschneidert für die Anforderungen im zeitgemäßen Defensivspiel der „neuen“ NHL.
Toni Lydman und Henrik Tallinder gelten als Top- Verteidigungspaar. Neuzugang Spacek wird voraussichtlich an der Seite von Brian Campbell auflaufen und Ruhepol Teppo Numminen wird versuchen, den letztes Jahr sehr enttäuschenden Dmitri Kalinin wieder zu alter Form zu verhelfen.
In Buffalo ist man überzeugt, dass diese „No-Name-Defense“ zu den besten der Liga zählt und Vergleiche mit der legendären Defensivformationen der 80er Jahre um Phil Housley, Bill Hajt, Mike Ramsey, Hannu Virta und Lindy Ruff kursieren im heimischen Blätterwald.

Ähnlich wie im Defensivbereich findet man bei den Sabres auch im Angriff keine wirklich großen Namen. Mit der enormen Dichte an qualitativ hochwertigen Spielern stehen Headcoach Lindy Ruff allerdings gleich vier effektive Angriffslinien zur Verfügung. Zugute kommt den Sabres auch die verschärfte Regelauslegung der NHL. Die schnellen und technisch versierten Spieler wie Daniel Briere (Topvediener mit 5 Millionen Dollar), Chris Drury oder Maxim Afinogenov konnten in der abgelaufenen Saison ihr volles Potential ausschöpfen und werden auch diese Spielzeit als heiße Aktien gehandelt.
Nach dem Abgang von J.P. Dumont und Mike Grier kommt nun mehr Verantwortung auf Ales Kotalik, Jochen Hecht, Adam Mair und Andrew Peters zu. Die Jungstars Derek Roy, Paul Gaustad, Jason Pominville und der Österreicher Thomas Vanek wittern ihre große Chance und bekunden allesamt Anspruch auf einen Platz in den ersten zwei Angriffsreihen. Vanek verbuchte in seiner Rookie-Saison beachtliche 25 Tore und 23 Vorlagen. Eigentlich keine schlechten Statistiken für die erste Spielzeit. Dem Österreicher mangelte es aber an Konstanz und in den Playoffs musste der Jungstar öfter auf der Bank Platz nehmen. Bitter für Vanek, denn in der College-Liga und der AHL war er berühmt dafür, in entscheidenden Matches immer noch einen Gang höher schalten zu können.

Über die Rückkehr von Spielmacher Tim Conolly herrscht bei den Sabres noch Ungewissheit. Er kämpft mit den Nachwirkungen einer Gehirnerschütterung aus dem letzten Frühjahr und könnte noch länger ausfallen. Daniel Paille und Drew Stafford gelten als Zukunftshofnungen und könnten sich schon heuer für einen Stammplatz im Team der Sabres empfehlen.
Die mannschaftliche Geschlossenheit reicht in Buffalo sogar zurück bis zur Goalieposition. Ryan Miller absolvierte eine unglaubliche Rookie-Saison, stand bei 30 Siegen der Sabres auf dem Eis und führte die Sabres ins Eastern Conference Finale. Belohnt wurde der Shooting-Star mit einem acht Millionen Dollar schweren Dreijahresvertrag. Nicht minder erfolgreich agierte Back Up Martin Biron. Als Miller wegen eines gebrochenen Daumens rund einen Monat pausieren musste legte Biron eine unglaubliche Siegesserie hin.
Die Buffalo Sabres besitzen also ein ausgeglichenes Torhütergespann, das wohl zu den besten der Liga zählt. Einziges Problem: Martin Biron wird hinter Miller zuwenig Spielzeit erhalten und wäre sicher nicht unzufrieden in einem anderen NHL-Team mehr Spielzeit zu erhalten. Ein möglicher Trade der General Manager Darcy Regier weitere Luft zum Salary Cap verschaffen würde.

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