(im Eishockey World Sonderheft 02/2006/ NHL-Spezial, Oktober 2006)
Caps kämpferisch und verbessert in die Saison
General Manager George McPhee hat mit den Washington Capitals schon wahrlich bessere Zeiten erlebt. Der Ausblick auf die kommende Saison gestaltet sich in der amerikanischen Hauptstadt äußerst triste und wie es aussieht könnte nur ein Wunder helfen um die Caps in den Playoffs zu sehen.
Im Vergleich zur abgelaufenen Saison hat sich in Washington nämlich nicht wirklich viel verändert. Hinter den ineffektive Sturmreihen und der bestenfalls durchschnittlichen Hintermannschaft kommt auf Urgestein Olav Kolzig zwischen den Pfosten einiges an Arbeit zu. Natürlich wurde in dieser nicht sehr rosigen Kurzbeschreibung auf einen Spieler absichtlich vergessen, denn der Ausnahmekönner um den sich in Washington D.C. wirklich alles dreht heißt Alexander Ovechkin. Gerade einmal 21 Jahre alt, Calder Trophy Gewinner, Einfädler, Forecheker und Vollstrecker in einer Person. Von Zukunftshoffnung darf bei einem Spieler seines Kalibers schon gar nicht mehr die Rede sein.
Ob der Publikumsliebling auch in der kommenden Saison mehr als doppelt so viele Scorerpunkte verbuchen kann wie der zweitbeste Angreifer seiner Mannschaft, ist ihm allerdings nicht zu wünschen. Was dem jungen Russen und vor allem dem Team der Capitals zu wünschen wäre ist ein wenig Unterstützung für Alexander The GR8 in der Offensive.
Das russische Wunderkind sollte zwar wieder an der 100 Punkte Marke kratzen, doch im Alleingang wird er es nicht schaffen die Capitals in die Playoffs zu schießen.
Vielleicht kann Heimkehrer Alexander Semin helfend eingreifen. Nach zwei Jahren in der russischen Heimat zog es den Filigrantechniker wieder in die amerikanische Hauptstadt zurück. Die großen Schwächen des technisch so versierten Angreifers sind seine Unbeherrschtheit und seine maßlose Liebe für die Hartgummischeibe, die er, wenn einmal in seinem Besitz, am liebsten gar nicht mehr hergeben würde.
Auch der Slowake Richad Zednik ist vom Potential her durchaus mit Ovechkin kompatibel. In alter Form könnte er seine durchwachsene Performance aus der letzten Spielzeit in Montreal schnell vergessen machen
Der Großteil der Angriffsformation wird aber auch in dieser Saison nicht den nötigen Offensivdruck entwickeln können. Matt Pettinger, Brooks Laich, Brian Sutherby, Ben Clymer, Chris Beech und Matt Bradley sind allesamt mit Verträgen von maximal 850.000 Dollar bedacht gelten nur als bessere Notlösungen.
Mit der Verpflichtung von Donald Brashear (Philadelphia Flyers) und Pete Vandermeer (Montreal Canadiens) finden sich nun gleich zwei beinharter Beschützer für Alexander The GR8 im Kader Caps.
Einzige Lichtblicke in der Offensive sind Dainius Zubrus und Chris Clark, die vergangene Spielzeit mit Ovechkin in einer Reihe agierten. Dem 30jährigen Clark wird nach dem Abgang von Jeff Halpern (Dallas Stars) auch die Ehre zuteil die Kapitänsschleife zu tragen. Eigentlich war für dieses Amt auch Alexander Ovechkin vorgesehen doch der Russe lehnte ab und merkte an, dass er sich vor allem sprachlich noch nicht gewachsen fühle diese Rolle einzunehmen.
Der eigentliche Chef der Mannschaft bleibt aber sowieso Olav Kolzig. Seine Nummer Eins Position im Kasten der Caps ist unumstritten und nur aufgrund des Reglements der NHL, welches einem Goalie verbietet mit dem großen „C“ auf der Brust aufzulaufen, wird Kolzig nie in diese Rolle schlüpfen können.
Dem gebürtigen Südafrikaner mit deutschem Pass scheint es in der Schießbude der amerikanischen Hauptstadt dennoch sehr gut zu gefallen. Nachdem er vergangenen Feber für zwei weitere Jahre in Washington verlängerte, wird er wohl auch seine Karriere an jenem Ort ausklingen lassen, der für ihn nach wie vor mit Erinnerungen an bessere Tage verbunden ist. Darüber hinaus trösten 5,45 Millionen Dollar pro Jahr sicher über manch langen Abend im MCI Center zu Washington hinweg.
Wenn der mittlerweile 36jährige einmal eine Pause einlegen will steht mit Brent Johnson ein erfahrener Back Up zur Seite. In Anbetracht der arbeitsintensiven Aussichten für die bevorstehende Saison wird Johnson sicher zu einigen Einsätzen kommen.
Die Goalie-Performance bei den Capitals wird aber auch sehr von der Verteidigung abhängen. Headcoach Glen Hanlon verfügt auch in der Hintermannschaft über eine qualitativ spärlich besetzte Spielerdecke ohne wirkliche Führungspersönlichkeiten. Steve Eminger, Jamie Howard, Bryan Muir und der von den Ottawa Senators engagierte Brian Pothier gelten als solide Blueliner mit guten Offensivfähigkeiten.
Der Defensivabteilung fehlt es aber vor allem an Größe und physischer Präsenz. Den Abgang des körperlich starken Mathieu Biron soll Timo Helbling von den Tampa Bay Lightning ausgleichen. Der groß gewachsene Schweizer könnte seine Chance nutzen und sich einen Fixplatz in einem NHL-Team erspielen. Selbes gilt für Mike Green, welcher sich durch sein körperbetontes Spiel schon in der AHL einen Namen machte. Mit der Verpflichtung von Raubein John Erskine (New York Islanders) fügte General Manager George McPhee noch einen fleißigen Strafminutensammler in die bestenfalls durchschnittliche Verteidigung seiner Capitals.
Jungstar Alexander Ovechkin zeigt sich dennoch positiv und posaunte schon während der Pre-Season mutig aus, dass es diese Spielzeit sicher für die Playoffs reichen wird. Realistisch betrachtet sind die Washington Capitals aber sehr weit von diesem fast kindlichen anmutenden Wunschtraum entfernt.
Thursday, October 26, 2006
Subscribe to:
Post Comments (Atom)
No comments:
Post a Comment