(im Eishockey World Sonderheft 02/2006/ NHL-Spezial, Oktober 2006)
New York Rangers – Osteuropäische Karte soll weiter stechen
New York ist bekanntlich eine Stadt der Superlative. In vergangenen Jahren lösten sich Probleme im Big Apple meist durch finanziell aufwändige Shoppingtouren. Herausgeschaut hat dabei aber nie wirklich viel. Der Lockout machte dieser Vorgehensweise endgültig einen Strich durch die Rechnung und siehe da, die Rangers qualifizierten sich in der letzten Saison, seit sieben Jahren, endlich wieder für die Playoffs. Dieser Weg soll nun fortgeführt werden und mit einem Jaromir Jagr in Topform könnte dieses unterfangen auch tatsächlich gelingen. Wenn Jagr es schafft verletzungsfrei über die Saison zu kommen, könnte er mit Sicherheit wieder die 100 Punkte Marke übertreffen.
Anscheinend ist der tschechische Nationalheld auch noch immer jeden Cent seines 8,36 Millionen Dollar Vertrages Wert. Gegen den Salary Cap der Rangers zählen davon allerdings nur knappe vier Millionen, da der restliche Betrag noch von seinem früheren Arbeitgeber aus Washington bezahlt wird. Jaromir Jagr also ein wahres Schnäppchen für Rangers General Manager Glen Sather.
Mit Jagr’s tschechischem Landsmann Martin Straka und dem Schweden Michael Nylander besitzen die Rangers zwei weitere effektive Punktesammler, die vor allem im Powerplay zu den Besten der Liga gehören. Auch Petr Prucha fühlt sich im Überzahlspiel an der Seite von Großmeister Jagr pudelwohl. Ob er im zweiten Jahr an die Leistungen seiner Rookie-Saison anschließen kann bleibt aber fraglich.
Schon der Kampf um einen Fixplatz bei den Blueshirts wird hart genug, denn in der Offseason konnten die Rangers ihre Angriffsformation noch zusätzlich verstärken. Mit Brandan Shanahan (Detroit Red Wings) kommt ein Routinier mit großem Kämpferherz, der auch im Alter von 37 Jahren für ebensoviel Saisontreffer gut ist, nach New York. Er könnte vor allem jene Räume nutzen, die gegnerische Verteidiger bei der vollen Konzentration auf Jaromir Jagr vernachlässigen.
Matt Cullen von den Carolina Hurricanes bringt weitere Offensivkraft und soll den abgewanderten Steve Rucchin (Atlanta Trashers) auf der Centerposition ersetzen. Adam Hall aus Nashville gilt als hart arbeitender Powerforward und rundet die viel versprechenden Offensivlinien der Rangers ab.
Von der Papierform her haben die New York Rangers sicher das Zeug auch in der kommenden Saison attraktives Offensiveishockey in den Madison Square Garden zu zaubern. Großes Manko im Rangers-Angriff ist der Mangel an erfahrenen Aufgabenspielern, welche sich nicht zu Schade sind auch defensiv hart zu arbeiten.
In der Verteidigung baut Headcoach Tom Renney ebenfalls auf tschechische Wertarbeit. Die offensiv starken Michal Rozsival und Marek Malik sind hervorragende Passspieler und schalten sich immer wieder gefährlich in die Angriffe der Rangers ein. Fedor Tyutin besitzt ähnliche Vorzüge, agiert aber in der eigenen Zone phasenweise zu zaghaft. Der Mangel an Defensivakteuren, die nicht scheuen auch einmal ordentlich zuzulangen, ist in der Hintermannschaft der Rangers aber unübersehbar. Einzig Darius Kasparaitis ist für sein körperbetontes Spiel gefürchtet.
Aus diesem Grund engagierten General Manager Sather Defensivverteidiger Aaron Ward von den Carolina Hurricanes. Er gilt als Spezialist für geblockte Schüsse und besitzt genügend Erfahrung in entscheidenden Phasen. In seinem Handgepäck befinden sich drei Stanley Cup Ringe.
Einen weiteren guten Griff tätigte Glen Sather mit Karel Rachunek. Der 27 jährige kehrt nach zwei überragenden Saisonen in der russischen Superliga wieder in die NHL zurück und komplettiert die tschechische Armada im Big Apple. Auf dem Sprung in die Top-Six steht Jungtalent Marc Staal. Der Allroundler könnte schon diese Spielzeit einen Fixplatz in der Hintermannschaft der Blueshirts ergattern. Trotz der soliden Neuverpflichtungen könnte den Rangers die mangelnde Härte in den Defensivreihen zum Verhängnis werden.
Unklarheit herrscht bei den Rangers über das weitere Schicksal von Sandis Ozolinsh. Nach Alkohol-Entzugskur im Jänner feierte der siebenfache All-Star einen tollen Einstand im Rangers-Trikot. In den Playoffs erntete er allerdings Buhrufe der eigenen Fans und Headcoach Renney verfrachtete ihn auf die Bank. Einen Tag später wurde er wegen Geschwindigkeitsüberschreitung und Trunkenheit am Steuer verhaftet und unterzog sich in der Offseason einer Knieoperation.
Headcoach Renney rechnet, wenn überhaupt, erst Anfang November mit dem Letten. Die Luft für „Oz“ wird immer dünner, denn ein Platz unter den sechs Topverteidigern liegt derzeit in weiter Ferne. Bitter für die Rangers, denn sein 2,75 Millionen Dollar Vertrag läuft noch für ein Jahr und Ozolinsh kann aufgrund seines Verletzungsstatus nicht herausgekauft werden. Zudem wird kein anderer NHL-Klub das Risiko eingehen den extrovertierten Letten via Trade zu engagieren.
Erfreulicheres gibt es aus dem Big Apple auf der Torehüterposition zu berichten. Es wird erwartet, dass Jungstar Henrik Lundqvist nach seiner unglaublichen Rookie-Saison als Nummer Eins in die kommende Spielzeit geht. Neben Jaromir Jagr war der junge Schwede die Schlüsselfigur in der abgelaufenen Saison und maßgeblich am tollen Abschneiden der Rangers in der Regular Season beteiligt.
Sein Kontrahent Kevin Weekes steht aber in den Startlöchern. Auch er bekundete letzte Saison mit soliden Leistungen seine Anwartschaft auf einen Starterposten. Wenn Lunqvist in eine Formkrise schlittert kann Headcoach Renney getrost auf Weekes vertrauen. Dritter im Bunde ist Al Montoya. Der First Round Pick aus dem Jahre 2004 könnte auch einige Minuten NHL-Luft schnuppern.
Thursday, October 26, 2006
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