Sunday, April 23, 2006

It’s Playoff Time! Hecht, Schubert, Goc und Ehrhoff im Kampf um den Stanley Cup

(auf www.hockeyweb.de 22.04.2006)

Die Regular Season der NHL ist zu Ende. Ab Freitag, den 21.04.2006, beginnt alles wieder von vorne und im Kampf um die heiß begehrte Trophäe des Lord Stanley sind noch vier deutsche Akteure vertreten. Nachdem wir uns schon gestern kurz mit den deutschen NHL-Spielern beschäftigten welche die Playoffs nicht erreichen konnten (siehe: http://www.hockeyweb.de/index.php?action=ART&rubrikNr=8&nav=35&aNr=20306) möchten wir uns heute jenen deutschen Akteuren widmen die im Rennen um den Stanley Cup noch ein gewichtiges Wörtchen mitsprechen wollen.

Jochen Hecht - Buffalo Sabres vs. Philadelphia Flyers
Die Buffalo Sabres überraschten diese Saison nicht schlecht und zogen mit einem Franchise-Rekord von 52 Siegen und 110 Punkten zum ersten Mal seit 2000-2001 wieder in die Play Offs ein. Der Gegner im Conference-Viertelfinale kommt aus Philadelphia und konnte in den bisherigen vier Saisonduellen dreimal besiegt werden.
Ob Jochen Hecht in der ersten Play Off Runde schon auflaufen kann bleibt weiterhin fraglich. Nach einem unfairen Kniecheck von Toronto’s Darcy Tucker am 3. April ist Hecht nun schon zu dritten Mal in dieser Spielzeit wegen einer Knieverletzung außer Gefecht. Großes Pech für den Mannheimer, der an besagtem 3. April gerade sein Comeback nach neun Spielen Pause feierte. Headcoach Lindy Ruff hofft auf baldige Genesung von Hecht, denn der 28jährige gilt als Schlüsselspieler im Team der Sabres.
In seinen 64 Saisonauftritten erzielte er 18 Tore und 24 Assists. Auf den ersten Blick nicht gerade berauschend, doch nimmt man die Scorerliste der Sabres genauer unter die Lupe sticht einem sofort die große Ausgeglichenheit des Teams ins Auge. Topscorer Maxim Afinogenov (22 Tore, 51 Vorlagen) rangiert auf dem 42. Rang der NHL-Punkteliste. Das Zauberwort in Buffalo heißt also „Kollektiv“. Gleich zehn Spieler der Sabres haben im Grunddurchgang mehr als 15 Treffer erzielt und das Team von Lindy Ruff liegt in der Powerplay Effizienz an dritter Stelle und rangiert im Penaltykilling sogar an zweiter Stelle der gesamten National Hockey League.
Wirklich imposant, da alle vier Reihen für Tore sorgen können und auch dementsprechend viel Eiszeit erhalten. Die Balance im Team stimmt auf jeden Fall und die Sabres sind mit ihren ausgeglichenen Blöcken ein sehr unangenehmer Gegner. Besonders in der Ferne greift das Spielsystem von Lindy Ruff hervorragend, denn die Sabres waren in Punkto Auswärtserfolge, das Spitzenteam in der Eastern Conference.

Diese Ausgeglichenheit weitet sich sogar bis auf die Torhürterposition aus. Rookie Ryan Miller war zwar die nominelle Nummer Eins, doch sein Back Up Martin Biron vertrat den Jungstar während dessen Verletzung derart gut, dass Headcoach Ruff nunmehr die Wahl zwischen zwei Einser-Torhüter hat. Beide Kandidaten haben zwar noch kein Play Off Spiel in den Beinen, doch den Luxus zweier annähernd gleich starker Goalies (beide kamen auf über 20 Siege) haben nur wenige NHL-Klubs.
Beim Kontrahenten Philadelphia Flyers wird Robert Esche zwischen den Pfosten beginnen. Sein Ersatzmann Antero Niittymaki vertrat den Amerikaner während dessen Verletzung ebenfalls sehr gut und spielte auch ein überragendes Olympiaturnier. Doch in den letzten Wochen geriet der Finne zusehends außer Form und Headcoach Ken Hitchcock vertraut nun in den Play Offs auf Robert Esche. Beide Goalies kamen während der Saison aber vorwiegend durch mäßige Leistungen in die Schlagzeilen.
Auf dem Papier wäre die Mannschaft der Philadelphia Flyers natürlich klarer Favorit, doch durch zahlreiche Verletzungen und die erschreckend schwachen Special Teams konnte die Startruppe über die ganze Saison nie wirklich überzeugen. Peter Forsberg ist zwar wieder halbwegs fit, doch wie lange der, an der Leiste angeschlagene Superstar, verletzungsfrei bleiben kann bleibt abzuwarten. Nicht mit von der Partie ist Kapitän Keith Primeau. Er nahm kürzlich zwar schon wieder das Training auf, doch ein Einsatz in den Play Offs dürfte nicht zustande kommen.
Vor Beginn der Spielzeit gingen die Flyers noch als Titelanwärter in die neue NHL-Saison. Dass der erste Stanley Cup seit 1975 nach Philadelphia geholt wird scheint aber eher unrealistisch. Schon Erstrundengegner Buffalo könnte mit seinem kompakten Kollektiv zu einem unüberwindbaren Hindernis werden. Unser Tipp: Die Buffalo Sabres behalten in einer langen Serie die Oberhand.


Christian Ehrhoff und Marcel Goc – San Jose Sharks vs. Nashville Predators
Nach einem durchwachsenen Saisonstart der San Jose Sharks kam spätestens mit dem Mega-Trade von Joe Thornton am 30. November 2005 neuer Schwung ins kalifornische Haifischbecken. Thornton fühlte sich in San Jose von Beginn an pudelwohl und übertraf in seiner bislang besten NHL-Saison seinen Karriererekord um 24 Zähler. Am Ende der Regular Season standen 29 Tore und 96 Vorlagen zu Buche und Thornton holte sich als erster Spieler der 15jährigen Sharks-Vereinsgeschichte die Art Ross Trophy für den besten Scorer des Grunddurchgangs. Seit Jaromir Jagr’s 127 Punkten bei den Pittsburgh Penguins 1997-1998 schaffte kein Spieler derart viele Scorerpunkte.
Überdies staubte sein Linienkollege Jonathan Cheechoo mit 56 Toren die Maurice Richard Trophy für den besten Torschützen der Regular Season ab. Mit Patrick Marleau (34 Tore, 52 Assists) findet sich noch ein weiterer Sharks-Angreifer unter den Top 20 der NHL-Scorerwertung.
Verteidiger Christian Ehrhoff steigerte sich im Laufe der Saison gewaltig und ist seit Anfang Februar aus dem Team der Sharks nicht wegzudenken. Headcoach Ron Wilson schätzt die Powerplay-Fähigkeiten des 23jährigen und Ehrhoff bedankte sich in seinen 64 Partien mit fünf Toren und 18 Vorlagen.
Teamkollege Marcel Goc fehlte nur in einer der 82 Partien des Grunddurchgangs und gab in seiner Rookie-Saison eine gelungene Vorstellung. Als Center der dritten oder vierten Reihe verbuchte der 22jährige acht Tore und 14 Assists.

Die San Jose Sharks werden derzeit als heißestes Team der NHL gehandelt und Headcoach Wilson hat die Formkurve der Haie gerade zur rechten Zeit zum Steigen gebracht.
Seit der Trade Deadline legten die Sharks eine überragende 16-4-2 Serie hin und siegten überdies knapp vor dem Ende der Regular Season ganze acht Mal in Folge. Der Gegner in der ersten Play Off Runde kommt aus Nashville und hat, trotz einiger personeller Probleme, am Ende des Grunddurchgangs auch sechs Mal am Stück gewinnen können.
Ob die Predators jedoch den Ausfall ihrer Top-Akteure Tomas Vokoun (Torhüter), Steve Sullivan (zweibester Scorer) und Marek Zidlicky (punktebester Verteidiger) verkraften können gilt als sehr unwahrscheinlich.
Torhüter Chris Mason nütze nach der Verletzung von Vokoun jedenfalls seine Chance und errang in den letzten acht Begegnungen des Grunddurchgangs sechs Siege. Play Off-Erfahrung bring der 30jährige aber keine mit und insgesamt kommt Mason in seiner gesamten Karriere auf mickrige 44 NHL-Einsätze.

Ähnliche Vorzeichen auch bei seinem Gegenüber Vesa Toskala. Der Finne brachte es bislang auf 77 NHL-Einsätze in der Regular Season. In den Play Offs saß er bislang nur auf der Bank. Doch weil der 28jährige sich diese Saison mit hervorragend Leistungen ins Rampenlicht spielte erhielt er die Starter-Position im Kasten der San Jose Sharks. Mit 23 Siegen aus 37 Spielen degradierte Toskala Nummer Eins Goalie Evgeni Nabokov zum Back Up. Mit dem strauchelnden Nabokov kamen die Sharks in 45 Spielen nur zu 16 vollen Erfolgen. Sollte Toskala in den Play Offs dann nicht die erwartete Leistung bringen steht mit Nabokov ein Mann bereit der über genügend Play Off Erfahrung verfügt. In der Saison 2003-2004 brachte der gebürtige Kasache die Sharks mit einem unglaublichen GAA von 1.71 und einer überragenden Fangquote von 0.935 in das Western Conference Finale. Trainerfuchs Ron Wilson muss sich also auf der Torhüterposition keine allzu großen Sorgen machen.

Die bisherigen Duelle in dieser Spielzeit verliefen äußerst knapp und beide Teams konnten jeweils zweimal gewinnen. Trotz der hochkarätigen Ausfälle der Nashville Predators könnte aber eine lange Serie bevorstehen. Die Predators sind zuhause nämlich besonders stark und rangieren nach dem Grunddurchgang, mit einer Bilanz von 32-8-1 in Heimspielen, klar an erster Stelle der gesamten NHL-Heimtabelle. Unser Tipp: Die San Jose Sharks sollten sich am Ende doch durchsetzen können und ins Conference–Semifinale einziehen.


Christoph Schubert . Ottawa Senators vs. Tampa Bay Lightning
Am Ende der Regular Season standen die Ottawa Senators mit 113 Punkten auf dem ersten Platz in der Eastern Conference. Als Belohnung dürfen die Sens nun gegen den Titelverteidiger Tampa Bay Lightning ran.
Christoph Schubert erkämpfte sich, nach einigen Aufenthalten auf der Tribüne, ab Mitte März ein Fixleiberl und kam in den letzten 18 Matches der Senatoren in der Regular Season immer zum Einsatz. Auch im Play Off wird der 24jährige Münchner auflaufen und könnte in seiner noch jungen Karriere schon zu Stanley Cup Ehren gelangen. Die Ottawa Senators sind jedenfalls ein heißer Kandidat auf den Titel. Schubert erzielte in 55 Spielen 4 Tore und sechs Assists.
Obwohl Ausnahmegoalie Dominik Hasek seit dem Olympiaturnier verletzt ist und die Senators aus ihren letzten zehn Grunddurchgangspartien gerade dreimal gewinnen konnten zählen sie doch zum erlauchten Kreis der Topfavoriten. Einige Argumente gefällig:
Das Trio Infernale um Daniel Alfredsson, Danny Heatley und Jason Spezza erzielte gemeinsam 296 Scorerpunkte im Grunddurchgang. Die Rückkehr von Martin Havlat verstärkt die Offensive noch zusätzlich und Headcoach Bryan Murray kann somit auf zwei tolle Scoringlines vertrauen.

Defensivchef Wade Redden beendete die Regular Season mit einer Plus/Minus Statistik von +37. Einsame NHL-Spitze. Knapp dahinter rangiert Rookie-VErteidiger Andrej Meszaros mit +34. Neben Redden stehen mit Chris Phillips und Zdeno Chara zwei weitere körperlich imposante Verteidiger in der Defensivabteilung der Seantors. Zuletzt wurden diese drei Schlüsselspieler allerdings von Verletzungen geplagt doch Chara ist nach seiner Handverletzung wieder mit an Bord und auch Phillips (Knieverletzung) und Redden sollten im Conference Quarter Final wieder mit von der Partie sein. Die Fans der Sens müssen hoffen, dass ihre Hintermannschaft während der Postseason vollzählig bleibt.

Ray Emery machte den Ausfall von Star-Torhüter Hasek beinahe vergessen. Mit einer 12-2-2 Serie im März stellte der Rookie den Rekord für die meisten Siege eines Torhüters innerhalb eines Monats von Bernie Parent (Philadelphia) aus dem Jahr 1974 ein. Gegen Ende der Regular Season konnte Emery allerdings nicht an die tolle Form von März anschließen und warf einige Male die Nerven weg.
In Ottawa wird auf jeden Fall viel von den Leistungen von Emery’s abhängen. Dass er einen Dominik Hasek nicht ersetzen kann ist klar, aber es bleibt abzuwarten wie das Team auf mögliche Schnitzer des Jungstars reagieren könnte.
Vielleicht kehrt der „Dominator“ aber im Verlauf der Play Offs doch noch in den Kasten der er Senatoren zurück. Gerüchte über ein mögliches Comeback kursieren ja schon länger durch die Medienlandschaft. Unser Tipp: Emery besteht den Play Off Elchtest und die Ottawa Senators werden ihrer Favoritenrolle gerecht.

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