Thursday, October 26, 2006

NHL-Season Preview 2006-2007- Buffalo Sabres


(im Eishockey World Sonderheft 02/2006/ NHL-Spezial, Oktober 2006)

Buffalo Sabres – Mit starkem Kollektiv zur großen Überraschung?
©Foto - www.sport1.at

Als bestenfalls durchschnittliches Team ohne klingende Namen starteten die Buffalo Sabres in die vergangene Spielzeit und an einen Playoff-Einzug wagten nicht einmal die größten Optimisten zu glauben. Ein halbes Jahr später unterlag das Team von Lindy Ruff im Eastern Conference Finale in der entscheidenden siebenten Begegnung dem späteren Stanley Cup Sieger Carolina Hurricanes. Anzumerken wäre noch, dass die Sabres in dieser Serie gleich auf drei Top-Verteidger und Stürmerstar Tim Connolly verzichten mussten.

Was war in diesen sieben Monaten passiert? Das Team von Jack Adams Trophy (bester Trainer) Gewinner Lindy Ruff demonstrierte temporeiches Eishockey und brachte die gegnerischen Teams durch konsequentes Forechecking mit vier ausgeglichenen Angriffsblöcken fast zur Verzweiflung. Darüber hinaus konnte man sich auf einen überragenden Torhüter und eine beinharte, flexible Hintermannschaft verlassen. Die oberste Maxime, des seit 1997 in Buffalo tätigen Trainerfuchses, lautet Teamgeist und der entwickelte sich bei den Buffalo Sabres im Verlauf der Saison zu einer wahren Trumpfkarte.
Mit derselben Philosophie will Headcoach Lindy Ruff natürlich auch dieser Saison in Buffalo für Furore sorgen. Apropos Furore: Die Sabres entfachten mit dem ersten Playoff- Einzug seit fünf Jahren einen regelrechten Eishockeyboom südlich der Niagarafälle – und nicht nur dort. Sports Illustrated und The Sporting News sehen den ehrenwerten Pokal des Lord Stanley in der kommenden Saison schon in Händen der Sabres. Die Dinge verändern sich schnell, mit ihnen die Erwartungen und natürlich auch die Menschen. Mit solchen Erfahrungen muss die „No-Name“- Truppe der Sabres aber erstmal zurechtkommen.

Verändert hat sich in Buffalo auch das Outfit. Die Sabres werden am vierten Oktober im ersten Pflichtspiel gegen die Carolina Hurricanes mit ihren neuen Trikots antreten. Die Farben Blau und Gold orientieren sich an den Originaltrikots der Sabres aus den 70er- und 80er Jahren.
Ob es dem Team von Eriesee diese Saison tatsächlich wieder gelingt als derart kompakte Einheit aufzutreten bleibt fraglich. Aufgrund der drohenden Überschreitung der Gehaltsobergrenze musste General Manager Darcy Regier die Routiniers Jay Mckee (St.Louis), Mike Grier (San Jose) und J.P. Dumont (Nashville) ziehen lassen. Die dadurch entstandenen Risse im Mannschaftsgefüge sollen nun vorwiegend durch junge Spielern gekittet werden. Dass die Sabres auch ohne große Superstars auskommen können haben sie in der abgelaufenen Spielzeit eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Als Ersatz für Leitwolf Jay McKee (NHL-Spitze bei geblockten Schüssen) holte man Jaroslav Spacek vom Stanley Cup Finalisten Edmonton Oilers. Der Tscheche wird allerdings nicht in die Rolle des körperbetonten und kämpferischen Verteidigungsspiels von McKee schlüpfen. Doch das Spielverständnis und die punktgenauen Pässe des Tschechen werden den schnellen Konterstößen der Sabres sicher einen zusätzlichen Schub verleihen. Außerdem ist Spacek ein gefürchteter Blueliner im Powerplay. Mit drei Toren und elf Vorlagen war er maßgeblich am Erfolg der Oilers in den vergangenen Stanley Cup Playoffs beteiligt.

Der Rest der Sabres- Abwehrformation besticht nicht durch klingende Namen sondern durch Vielseitigkeit, Beweglichkeit und effizientes Passspiel. Jeder der gesetzten sechs Abwehrspieler kann im Powerplay eingesetzt werden und wirkt maßgeschneidert für die Anforderungen im zeitgemäßen Defensivspiel der „neuen“ NHL.
Toni Lydman und Henrik Tallinder gelten als Top- Verteidigungspaar. Neuzugang Spacek wird voraussichtlich an der Seite von Brian Campbell auflaufen und Ruhepol Teppo Numminen wird versuchen, den letztes Jahr sehr enttäuschenden Dmitri Kalinin wieder zu alter Form zu verhelfen.
In Buffalo ist man überzeugt, dass diese „No-Name-Defense“ zu den besten der Liga zählt und Vergleiche mit der legendären Defensivformationen der 80er Jahre um Phil Housley, Bill Hajt, Mike Ramsey, Hannu Virta und Lindy Ruff kursieren im heimischen Blätterwald.

Ähnlich wie im Defensivbereich findet man bei den Sabres auch im Angriff keine wirklich großen Namen. Mit der enormen Dichte an qualitativ hochwertigen Spielern stehen Headcoach Lindy Ruff allerdings gleich vier effektive Angriffslinien zur Verfügung. Zugute kommt den Sabres auch die verschärfte Regelauslegung der NHL. Die schnellen und technisch versierten Spieler wie Daniel Briere (Topvediener mit 5 Millionen Dollar), Chris Drury oder Maxim Afinogenov konnten in der abgelaufenen Saison ihr volles Potential ausschöpfen und werden auch diese Spielzeit als heiße Aktien gehandelt.
Nach dem Abgang von J.P. Dumont und Mike Grier kommt nun mehr Verantwortung auf Ales Kotalik, Jochen Hecht, Adam Mair und Andrew Peters zu. Die Jungstars Derek Roy, Paul Gaustad, Jason Pominville und der Österreicher Thomas Vanek wittern ihre große Chance und bekunden allesamt Anspruch auf einen Platz in den ersten zwei Angriffsreihen. Vanek verbuchte in seiner Rookie-Saison beachtliche 25 Tore und 23 Vorlagen. Eigentlich keine schlechten Statistiken für die erste Spielzeit. Dem Österreicher mangelte es aber an Konstanz und in den Playoffs musste der Jungstar öfter auf der Bank Platz nehmen. Bitter für Vanek, denn in der College-Liga und der AHL war er berühmt dafür, in entscheidenden Matches immer noch einen Gang höher schalten zu können.

Über die Rückkehr von Spielmacher Tim Conolly herrscht bei den Sabres noch Ungewissheit. Er kämpft mit den Nachwirkungen einer Gehirnerschütterung aus dem letzten Frühjahr und könnte noch länger ausfallen. Daniel Paille und Drew Stafford gelten als Zukunftshofnungen und könnten sich schon heuer für einen Stammplatz im Team der Sabres empfehlen.
Die mannschaftliche Geschlossenheit reicht in Buffalo sogar zurück bis zur Goalieposition. Ryan Miller absolvierte eine unglaubliche Rookie-Saison, stand bei 30 Siegen der Sabres auf dem Eis und führte die Sabres ins Eastern Conference Finale. Belohnt wurde der Shooting-Star mit einem acht Millionen Dollar schweren Dreijahresvertrag. Nicht minder erfolgreich agierte Back Up Martin Biron. Als Miller wegen eines gebrochenen Daumens rund einen Monat pausieren musste legte Biron eine unglaubliche Siegesserie hin.
Die Buffalo Sabres besitzen also ein ausgeglichenes Torhütergespann, das wohl zu den besten der Liga zählt. Einziges Problem: Martin Biron wird hinter Miller zuwenig Spielzeit erhalten und wäre sicher nicht unzufrieden in einem anderen NHL-Team mehr Spielzeit zu erhalten. Ein möglicher Trade der General Manager Darcy Regier weitere Luft zum Salary Cap verschaffen würde.

NHL-Season Preview 2006-2007- Washington Capitals

(im Eishockey World Sonderheft 02/2006/ NHL-Spezial, Oktober 2006)

Caps kämpferisch und verbessert in die Saison

General Manager George McPhee hat mit den Washington Capitals schon wahrlich bessere Zeiten erlebt. Der Ausblick auf die kommende Saison gestaltet sich in der amerikanischen Hauptstadt äußerst triste und wie es aussieht könnte nur ein Wunder helfen um die Caps in den Playoffs zu sehen.
Im Vergleich zur abgelaufenen Saison hat sich in Washington nämlich nicht wirklich viel verändert. Hinter den ineffektive Sturmreihen und der bestenfalls durchschnittlichen Hintermannschaft kommt auf Urgestein Olav Kolzig zwischen den Pfosten einiges an Arbeit zu. Natürlich wurde in dieser nicht sehr rosigen Kurzbeschreibung auf einen Spieler absichtlich vergessen, denn der Ausnahmekönner um den sich in Washington D.C. wirklich alles dreht heißt Alexander Ovechkin. Gerade einmal 21 Jahre alt, Calder Trophy Gewinner, Einfädler, Forecheker und Vollstrecker in einer Person. Von Zukunftshoffnung darf bei einem Spieler seines Kalibers schon gar nicht mehr die Rede sein.
Ob der Publikumsliebling auch in der kommenden Saison mehr als doppelt so viele Scorerpunkte verbuchen kann wie der zweitbeste Angreifer seiner Mannschaft, ist ihm allerdings nicht zu wünschen. Was dem jungen Russen und vor allem dem Team der Capitals zu wünschen wäre ist ein wenig Unterstützung für Alexander The GR8 in der Offensive.
Das russische Wunderkind sollte zwar wieder an der 100 Punkte Marke kratzen, doch im Alleingang wird er es nicht schaffen die Capitals in die Playoffs zu schießen.

Vielleicht kann Heimkehrer Alexander Semin helfend eingreifen. Nach zwei Jahren in der russischen Heimat zog es den Filigrantechniker wieder in die amerikanische Hauptstadt zurück. Die großen Schwächen des technisch so versierten Angreifers sind seine Unbeherrschtheit und seine maßlose Liebe für die Hartgummischeibe, die er, wenn einmal in seinem Besitz, am liebsten gar nicht mehr hergeben würde.
Auch der Slowake Richad Zednik ist vom Potential her durchaus mit Ovechkin kompatibel. In alter Form könnte er seine durchwachsene Performance aus der letzten Spielzeit in Montreal schnell vergessen machen
Der Großteil der Angriffsformation wird aber auch in dieser Saison nicht den nötigen Offensivdruck entwickeln können. Matt Pettinger, Brooks Laich, Brian Sutherby, Ben Clymer, Chris Beech und Matt Bradley sind allesamt mit Verträgen von maximal 850.000 Dollar bedacht gelten nur als bessere Notlösungen.
Mit der Verpflichtung von Donald Brashear (Philadelphia Flyers) und Pete Vandermeer (Montreal Canadiens) finden sich nun gleich zwei beinharter Beschützer für Alexander The GR8 im Kader Caps.
Einzige Lichtblicke in der Offensive sind Dainius Zubrus und Chris Clark, die vergangene Spielzeit mit Ovechkin in einer Reihe agierten. Dem 30jährigen Clark wird nach dem Abgang von Jeff Halpern (Dallas Stars) auch die Ehre zuteil die Kapitänsschleife zu tragen. Eigentlich war für dieses Amt auch Alexander Ovechkin vorgesehen doch der Russe lehnte ab und merkte an, dass er sich vor allem sprachlich noch nicht gewachsen fühle diese Rolle einzunehmen.

Der eigentliche Chef der Mannschaft bleibt aber sowieso Olav Kolzig. Seine Nummer Eins Position im Kasten der Caps ist unumstritten und nur aufgrund des Reglements der NHL, welches einem Goalie verbietet mit dem großen „C“ auf der Brust aufzulaufen, wird Kolzig nie in diese Rolle schlüpfen können.
Dem gebürtigen Südafrikaner mit deutschem Pass scheint es in der Schießbude der amerikanischen Hauptstadt dennoch sehr gut zu gefallen. Nachdem er vergangenen Feber für zwei weitere Jahre in Washington verlängerte, wird er wohl auch seine Karriere an jenem Ort ausklingen lassen, der für ihn nach wie vor mit Erinnerungen an bessere Tage verbunden ist. Darüber hinaus trösten 5,45 Millionen Dollar pro Jahr sicher über manch langen Abend im MCI Center zu Washington hinweg.
Wenn der mittlerweile 36jährige einmal eine Pause einlegen will steht mit Brent Johnson ein erfahrener Back Up zur Seite. In Anbetracht der arbeitsintensiven Aussichten für die bevorstehende Saison wird Johnson sicher zu einigen Einsätzen kommen.

Die Goalie-Performance bei den Capitals wird aber auch sehr von der Verteidigung abhängen. Headcoach Glen Hanlon verfügt auch in der Hintermannschaft über eine qualitativ spärlich besetzte Spielerdecke ohne wirkliche Führungspersönlichkeiten. Steve Eminger, Jamie Howard, Bryan Muir und der von den Ottawa Senators engagierte Brian Pothier gelten als solide Blueliner mit guten Offensivfähigkeiten.
Der Defensivabteilung fehlt es aber vor allem an Größe und physischer Präsenz. Den Abgang des körperlich starken Mathieu Biron soll Timo Helbling von den Tampa Bay Lightning ausgleichen. Der groß gewachsene Schweizer könnte seine Chance nutzen und sich einen Fixplatz in einem NHL-Team erspielen. Selbes gilt für Mike Green, welcher sich durch sein körperbetontes Spiel schon in der AHL einen Namen machte. Mit der Verpflichtung von Raubein John Erskine (New York Islanders) fügte General Manager George McPhee noch einen fleißigen Strafminutensammler in die bestenfalls durchschnittliche Verteidigung seiner Capitals.

Jungstar Alexander Ovechkin zeigt sich dennoch positiv und posaunte schon während der Pre-Season mutig aus, dass es diese Spielzeit sicher für die Playoffs reichen wird. Realistisch betrachtet sind die Washington Capitals aber sehr weit von diesem fast kindlichen anmutenden Wunschtraum entfernt.

NHL-Season Preview 2006-2007- New York Rangers

(im Eishockey World Sonderheft 02/2006/ NHL-Spezial, Oktober 2006)

New York Rangers – Osteuropäische Karte soll weiter stechen

New York ist bekanntlich eine Stadt der Superlative. In vergangenen Jahren lösten sich Probleme im Big Apple meist durch finanziell aufwändige Shoppingtouren. Herausgeschaut hat dabei aber nie wirklich viel. Der Lockout machte dieser Vorgehensweise endgültig einen Strich durch die Rechnung und siehe da, die Rangers qualifizierten sich in der letzten Saison, seit sieben Jahren, endlich wieder für die Playoffs. Dieser Weg soll nun fortgeführt werden und mit einem Jaromir Jagr in Topform könnte dieses unterfangen auch tatsächlich gelingen. Wenn Jagr es schafft verletzungsfrei über die Saison zu kommen, könnte er mit Sicherheit wieder die 100 Punkte Marke übertreffen.
Anscheinend ist der tschechische Nationalheld auch noch immer jeden Cent seines 8,36 Millionen Dollar Vertrages Wert. Gegen den Salary Cap der Rangers zählen davon allerdings nur knappe vier Millionen, da der restliche Betrag noch von seinem früheren Arbeitgeber aus Washington bezahlt wird. Jaromir Jagr also ein wahres Schnäppchen für Rangers General Manager Glen Sather.

Mit Jagr’s tschechischem Landsmann Martin Straka und dem Schweden Michael Nylander besitzen die Rangers zwei weitere effektive Punktesammler, die vor allem im Powerplay zu den Besten der Liga gehören. Auch Petr Prucha fühlt sich im Überzahlspiel an der Seite von Großmeister Jagr pudelwohl. Ob er im zweiten Jahr an die Leistungen seiner Rookie-Saison anschließen kann bleibt aber fraglich.
Schon der Kampf um einen Fixplatz bei den Blueshirts wird hart genug, denn in der Offseason konnten die Rangers ihre Angriffsformation noch zusätzlich verstärken. Mit Brandan Shanahan (Detroit Red Wings) kommt ein Routinier mit großem Kämpferherz, der auch im Alter von 37 Jahren für ebensoviel Saisontreffer gut ist, nach New York. Er könnte vor allem jene Räume nutzen, die gegnerische Verteidiger bei der vollen Konzentration auf Jaromir Jagr vernachlässigen.
Matt Cullen von den Carolina Hurricanes bringt weitere Offensivkraft und soll den abgewanderten Steve Rucchin (Atlanta Trashers) auf der Centerposition ersetzen. Adam Hall aus Nashville gilt als hart arbeitender Powerforward und rundet die viel versprechenden Offensivlinien der Rangers ab.
Von der Papierform her haben die New York Rangers sicher das Zeug auch in der kommenden Saison attraktives Offensiveishockey in den Madison Square Garden zu zaubern. Großes Manko im Rangers-Angriff ist der Mangel an erfahrenen Aufgabenspielern, welche sich nicht zu Schade sind auch defensiv hart zu arbeiten.

In der Verteidigung baut Headcoach Tom Renney ebenfalls auf tschechische Wertarbeit. Die offensiv starken Michal Rozsival und Marek Malik sind hervorragende Passspieler und schalten sich immer wieder gefährlich in die Angriffe der Rangers ein. Fedor Tyutin besitzt ähnliche Vorzüge, agiert aber in der eigenen Zone phasenweise zu zaghaft. Der Mangel an Defensivakteuren, die nicht scheuen auch einmal ordentlich zuzulangen, ist in der Hintermannschaft der Rangers aber unübersehbar. Einzig Darius Kasparaitis ist für sein körperbetontes Spiel gefürchtet.
Aus diesem Grund engagierten General Manager Sather Defensivverteidiger Aaron Ward von den Carolina Hurricanes. Er gilt als Spezialist für geblockte Schüsse und besitzt genügend Erfahrung in entscheidenden Phasen. In seinem Handgepäck befinden sich drei Stanley Cup Ringe.

Einen weiteren guten Griff tätigte Glen Sather mit Karel Rachunek. Der 27 jährige kehrt nach zwei überragenden Saisonen in der russischen Superliga wieder in die NHL zurück und komplettiert die tschechische Armada im Big Apple. Auf dem Sprung in die Top-Six steht Jungtalent Marc Staal. Der Allroundler könnte schon diese Spielzeit einen Fixplatz in der Hintermannschaft der Blueshirts ergattern. Trotz der soliden Neuverpflichtungen könnte den Rangers die mangelnde Härte in den Defensivreihen zum Verhängnis werden.

Unklarheit herrscht bei den Rangers über das weitere Schicksal von Sandis Ozolinsh. Nach Alkohol-Entzugskur im Jänner feierte der siebenfache All-Star einen tollen Einstand im Rangers-Trikot. In den Playoffs erntete er allerdings Buhrufe der eigenen Fans und Headcoach Renney verfrachtete ihn auf die Bank. Einen Tag später wurde er wegen Geschwindigkeitsüberschreitung und Trunkenheit am Steuer verhaftet und unterzog sich in der Offseason einer Knieoperation.
Headcoach Renney rechnet, wenn überhaupt, erst Anfang November mit dem Letten. Die Luft für „Oz“ wird immer dünner, denn ein Platz unter den sechs Topverteidigern liegt derzeit in weiter Ferne. Bitter für die Rangers, denn sein 2,75 Millionen Dollar Vertrag läuft noch für ein Jahr und Ozolinsh kann aufgrund seines Verletzungsstatus nicht herausgekauft werden. Zudem wird kein anderer NHL-Klub das Risiko eingehen den extrovertierten Letten via Trade zu engagieren.
Erfreulicheres gibt es aus dem Big Apple auf der Torehüterposition zu berichten. Es wird erwartet, dass Jungstar Henrik Lundqvist nach seiner unglaublichen Rookie-Saison als Nummer Eins in die kommende Spielzeit geht. Neben Jaromir Jagr war der junge Schwede die Schlüsselfigur in der abgelaufenen Saison und maßgeblich am tollen Abschneiden der Rangers in der Regular Season beteiligt.
Sein Kontrahent Kevin Weekes steht aber in den Startlöchern. Auch er bekundete letzte Saison mit soliden Leistungen seine Anwartschaft auf einen Starterposten. Wenn Lunqvist in eine Formkrise schlittert kann Headcoach Renney getrost auf Weekes vertrauen. Dritter im Bunde ist Al Montoya. Der First Round Pick aus dem Jahre 2004 könnte auch einige Minuten NHL-Luft schnuppern.

NHL-Season Preview 2006-2007- Atlanta Trashers

(im Eishockey World Sonderheft 02/2006/ NHL-Spezial, Oktober 2006)

Die Play-Offs sind ein Muss für die Trashers

In der vergangenen Saison erlebten die Atlanta Trashers die bislang beste Spielzeit ihrer noch jungen Vereinsgeschichte. Trotz eindrucksvoller 18-8-2 Serie im letzten Viertel der Regular Season fehlten dem Team von Headcoach Bob Hartley am Ende gerade einmal zwei Zähler zur Qualifikation für die so lange ersehnten Playoffs. Der neue Franchise-Rekord von 90 Punkten tröstete aber dennoch nicht über das erneute Scheitern hinweg.
Im verflixten siebenten Jahr soll es für das Team von General Manager Don Waddell nun wirklich mit der Postseason klappen. Den Schlüssel zum Erfolg sieht Waddell, neben seinem überragenden Sturmduo Kovalchuk, Hossa und Jungstar Kari Lehtonen zwischen den Pfosten, vor allem in der immer dichter werdenden Kompaktheit seines Kaders. Spektakuläre Neuverpflichtungen blieben gänzlich aus und man legte in der Offseason besonderen Wert auf die Verbesserung der mannschaftlichen Geschlossenheit.

Zwischen den Pfosten hofft man in Georgia auf den finnischen Jungstar Kari Lehtonen. Der Nummer Zwei Draft-Pick des Jahres 2003, steht vor seinem großen Durchbruch in der National Hockey League. Bereits letzte Spielzeit stellte er sein Können unter Beweis und überzeugte mit schnellen Reflexen und eiserner Nervenstärke unter hohem Druck. Aufgrund einer Leistenverletzung konnte der 22jährige aber gerade einmal 35 Spiele bestreiten. Wenn ihm seine Leisten diese Saison keine Probleme bereiten könnte Lehtonen am Ende der Saison durchaus unter den besten Goalies der NHL zu finden sein. Sein kürzlich unterzeichneter Zweijahres-Vertrag war Don Waddell immerhin 3,7 Millionen Dollar wert.
Um nicht, wie in den vergangenen Jahren, durch die Verletzung des Einser Goalies ernsthaft in die Bredulie zu geraten ging man in Atlanta auf Nummer sicher und engagierte, mit Johan Hedberg, einen soliden und erfahrenen Back Up von den Dallas Stars. NHL-Heimkehrer Fred Brathwaite (AK Bars Kazan/ RUS) ergänzt schließlich noch das Goalie-Trio der Trashers.

Neben Brathwaite kehrten mit Stanislav Chistov (Metallurg Magnitogorsk/ RUS), Jason Krog (Västra Frölunda/SWE), Cory Larose (SCL Tigers/SUI) und Glen Metropolit (HC Lugano/SUI) vier weitere Akteure dem alten Kontinent den Rücken um in Nordamerika erneut ihr Glück zu versuchen. Gemeinsam mit Jim Slater, sowie den Neuzugängen Niko Kapanen (Dallas) und Jon Sim (Florida) verstärken die Europaheimkehrer die von General Manager Waddell angesprochene Kaderdichte im back end der Trashers-Truppe. Nach dem Abgang der Mittelstürmer Marc Savard (Boston) und Patrik Stefan (Dallas) schimmert für den talentierten Kapanen überdies ein Platz an Seite des Starduos Marian Hossa und Ilya Kovalchuk in der ersten Angriffsreihe.
Voraussichtlich wird Headcoach Hartley aber den routinierten Bobby Holik zwischen das explosive Angriffsduo spannen. Auch der prominenteste Neuzugang, Steve Rucchin (New York Rangers), könnte die Lücke auf der Center-Position stopfen. Die Option ihn mit Slava Kozlov und Scott Mellanby in der zweiten Reihe auflaufen zu lassen gilt aber eher als wahrscheinlich
Damit die Zuseher in der Philips Arena zu Atlanta auch mit einer Vielzahl an Toren versorgt werden blättern die Trashers rund ein Viertel ihres Salary Cap Budgets für das Sturmduo Marian Hossa (6 Millionen Dollar ) und Ilya Kovalchuk (5 Millionen) hin.

Ilya Kovalchuk zählt seit Jahren zu den absoluten Top- Torjägern der NHL. Nach dem Gewinn der Maurice Rochard Trophy in der Saison 2003/2004 (41 Tore), verbuchte er auch in der letzten Spielzeit 52 Volltreffer und belegte damit Rang Drei in der Torschützenliste der Regular Season.
Der 23jährige ist sich seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten aber auch durchaus bewusst. Noch vor Beginn der vergangenen Spielzeit bereitete der Russe General Manager Don Waddell großes Kopfzerbrechen. Kovalchuk flirtete nämlich innig mit Voskresensk Khimik aus der russischen Superliga und stellte utopische Gehaltsansprüche. Erst am 12. Oktober kam es dann doch noch zum Vertragsabschluss bei den Trashers und Kovalchuk wurde mit einem 32 Millionen Dollar dotierten Fünfjahres Kontrakt bedacht.
Mit Marian Hossa erhielt der Russe darüber hinaus noch einen überragenden Sturmkollegen an seine Seite gestellt. Hossa entpuppte sich in der abgelaufenen Saison als kongenialer Partner des russischen Brechers und besorgte ganze 53 Vorlagen. Dass der harte Schuss des Slowaken auch öfter den Weg ins gegnerische Gehäuse findet beweisen stattliche 39 Treffer. Seine sieben Unterzahltore sind zudem Ligaspitze.

Um die Offensivreihen müssen sich die Trashers-Anhänger also keine gröberen Sorgen machen. Die Hintermannschaft könnte hingegen in Atlanta diese Saison zum Stolperstein für das angepeilte Saisonziel Playoffs werden. Schon traditionell fehlt im Line Up der Trashers ein wirklich dominanter Offensivverteidiger. Urgestein Niclas Havelid ist an der Blauen Linie gesetzt, doch ein wirklich überragender Powerplay-Quaterback ist der Schwede mit Sicherheit nicht. Dazu fällt der Abgang von Jaroslav Modry (Dallas) schmerzlich ins Gewicht. Ersatzmann Vitaly Vishnevsky (Anaheim) gilt zwar als robuster Blueliner, in Punkto Offensivstärke wird er dem Tschechen wohl nicht das Wasser reichen können.
Greg de Vries und Andy Sutton sind physisch sehr starke Defensivakteure und in Anbetracht der dünnen Decke an Offensivverteidigern könnte einer der beiden an der Seite von Havelid im Powerplay zum Zug kommen. Die Hoffnungen in der Defensivabteilung der Trashers liegen in der jungen Garde um Steve McCarthy, Marc Popovic und besonders Braydon Coburn. Der 21jährige wird in der Pre Season noch auf seine NHL-Tauglichkeit geprüft und könnte sich schon diese Spielzeit unter den vier Topverteidigern etablieren.

Der Ausblick in eine Erfolg versprechende Eishockeyzukunft ist in Anbetracht der Vielzahl an jungen Spielern in Atlanta schon seit Jahren im Gespräch. Das alleine stellt in Georgia aber niemanden mehr zufrieden. Der entscheidende Schritt sollte diese Saison nun endlich getan werden. Das erklärte Ziel heißt „Playoffs“ und ein erneutes Scheitern wäre ein herbe Enttäuschung.