Wednesday, February 15, 2006

Torino 2006 - Die Schweiz und der Traum von einer Medaille

(www.spoor.ch 14.02.2006)

Torino 2006 - Der Traum von einer Medaille

Teamchef Ralph Krüger vertraut in Turin auf eine ausgeglichene Mannschaft die in den letzten Jahren bewiesen hat, dass sie langsam bereit ist auch im Konzert der Topnationen eine tragende Rolle zu spielen. Der ewige Traum von einer Medaille wird für die Nati aber nur schwer in Erfüllung gehen, doch hoffen wird man wohl noch dürfen.

Zuversichtlich stimmen einen da vor allem die Auftritte bei Weltmeisterschaften in der jüngeren Vergangenheit. Die Nationalmannschaft hat seit Jahren ein Abonnement auf das Viertelfinale und 1992 und 1998 rückte sogar die erste Medaille bei internationalen Wettkämpfen, seit knapp 50 Jahren, in Reichweite. Unter dem Strich blieben allerdings nur Achtungserfolge, denn im Semifinale und im Spiel um Platz Drei mussten die Schweizer, sowohl in Prag 1992 als auch bei der Heim-WM 1998, den Klasseunterschied zu den Topnationen anerkennen und erreichten am Ende den ungeliebten vierten Platz.

Bei Olympischen Spielen liegen die Erfolge schon etwas länger zurück. 1928 und 1948 (jeweils in St. Moritz) holte sich die Schweizer Eishockeymannschaft zum letzten Mal eine Olympiamedaille. In den letzten 50 Jahren kam die Nati dann allerdings nie mehr über den achten Rang hinaus. Zudem sitzt das enttäuschende Abschneiden (nur Elfter) bei den Winterspielen 2002 in Salt Lake City noch in den Köpfen der Athleten. Wiedergutmachung sollte also für Turin 2006 auf jeden Fall angesagt sein und mit ein wenig Fortune geht sich am Ende vielleicht auch eine große Überraschung aus. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Für das Olympische Eishockeyturnier vertraut Teamchef Ralph Krüger auf einen Großteil der Spieler die im letztjährigen WM-Viertelfinale gegen Schweden unglücklich mit 1:2 den Kürzeren zogen. Ein traditionell ausgeglichener Kader der von den NHL-Profis Martin Gerber, David Aebischer und Mark Streit geführt werden soll.

Im Angriff setzt Krüger, mit Patrick Fischer, Paul DiPietro und Unterzahlspezialisten Patric Della Rossa auf ein erfahrenes Trio vom EV Zug. Besonders der eingebürgerte Kanadier DiPietro ist aufgrund seiner jahrelangen NHL-Erfahrung (Stanley Cup 1993 mit Montreal) ein wertvoller Akteur. Am 18.02.2006 wird er zum ersten Mal bei einem Großevent gegen sein ehemaliges Heimatland im Einsatz sein.
Kaltblütige Torjäger internationalen Formats sind in der Angriffsformation allerdings nicht zu finden. Am ehesten werden Patrick Fischer (Zug), Marcel Jenni (Kloten), Ivo Rüthemann (Bern), Adrian Wichser (ZSC Lions) und Schweden Legionär Martin Plüss für die nötigen Treffer sorgen.
Einer der besten Schweizer Scorer der NLA fehlt dem Nationalteam aber seit seiner Suspendierung bei den Winterspielen 2002. Während im Fall Marcel Jenni genug Gras über die Alkoholeskapaden gewachsen ist, fand Ralph Krüger mit Reto von Arx nie eine Gesprächsbasis. Viele Schweizer Eishockeyfans würden den auch „geile Siech“ genannten von Arx gerne in Turin sehen, doch RvA wird wahrscheinlich nie wieder das Trikot des Teams überstreifen.
Die Ausgeglichenheit des Kaders untermauern noch Romano Lemm (Kloten), Thierry Paterlini (ZSC Lions) und Thomas Ziegler vom SC Bern sowie Flavien Conne und Sandy Jeannin aus Lugano. Jungstar Kevin Romy (Lugano) verpasst leider aufgrund eines Muskelfasereinrisses sein Olympiadebüt.

In der Verteidigung könnte die Schweizer Mannschaft aber gröbere Probleme mit ihrer Unerfahrenheit im Umgang mit effizienten NHL-Scorern bekommen. Herzstück der Defensive ist natürlich Kapitän Mark Streit. Neben ihm verfügen aber auch Mathias Seger (ZSC Lions) und Goran Bezina (Genf) über sehr gute Fähigkeiten im Offensivspiel. Jungstar Severin Blindenbacher verfügt über einen harten Schlagschuss und kann von der Blauen Linie ebenso für Gefahr vor dem gegnerischen Gehäuse sorgen.
Julien Vauclair, Steve Hirschi (beide Lugano), Beat Forster (ZSC Lions) und Olivier Keller (Basel) sind allesamt solide NLA-Verteidiger, doch wie sie sich gegen die Armada von NHL-Superstars behaupten können wird sich erst weisen. Enorm schmerzt der Ausfall von Führungsspieler Martin Steinegger (Bern). Der Routinier muss wegen einer Handverletzung passen und das Nationalteam wird den 34 jährigen sowohl auf dem Eis als auch in der Kabine sehr vermissen.

Das Prunkstück des Schweizer Teams findet man eindeutig auf der Torhüterposition. Ralph Krüger darf sich über drei Ausnahmegoalies freuen, die in dieser Spielzeit ausnahmslos in Topform agieren. Generell wird die Torhüterleistung sicher großen Einfluss auf das Abschneiden der Nationalmannschaft beim Olympischen Eishockeyturnier haben.
Als Nummer Eins gilt Martin Gerber. Der 31jährige hatte bislang maßgeblichen Anteil am Höhenflug der Carolina Hurricanes und zählt in dieser Saison zu den besten NHL-Torhütern. Wie auch bei vergangenen internationalen Großereignissen darf man damit rechnen, dass Gerber einen Großteil der Spiele machen wird. An manchen Tagen gilt er als unüberwindbares Hindernis und die gegnerischen Mannschaften sollen sich an ihm die Zähne ausbeißen.
Ähnliches gilt auch für David Aebischer. Die Nummer Eins der Colorado Avalanche wird in Turin mit Sicherheit auch zum Einsatz kommen. Abby erwischte bei den Avs zwar einen rabenschwarzen Dezember, doch im neuen Jahr präsentierte sich der 27jährige in überragender Form und überflügelte, mit einem Klubrekord von neun Siegen im Januar, sogar seinen Vorgänger Patrick Roy.
Marco Bücher vom SC Bern agiert derzeit auch in bestechender Form doch mit einem Olympia- Einsatz wird er wohl nicht rechnen können.

Neben den Torhüterleistungen ist auch die Performance von Kapitän Mark Streit das Zünglein an der Waage im Schweizer Spiel. Bei internationalen Wettbewerben war Streit in den vergangenen Jahren immer wieder der herausragende Akteur der Nationalmannschaft und erhielt auch deshalb einen One-Way-Vertrag bei den Montreal Canadiens.
Nach anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten kam Streit bei den Habs im neuen Jahr immer besser in Form und erlangte immer mehr Spielzeit. Besonders nach der Übernahme des Traineramts durch General Manager Bob Gainey zeigte sich Streit in toller Spiellaune, organisierte das Powerplay und erzielte am 14.01.2006 auch seinen ersten NHL-Treffer.
Gerade als man damit rechnen konnte, dass sich Streit fix einen Stammplatz bei den Canadiens erkämpft hatte, musste der Englisberger aber wieder auf die Tribüne. Seit dem 26.Jänner kam Mark Streit im Canadiens-Trikot nicht mehr zum Einsatz. Für Viele ist die Entscheidung von Bob Gainey nicht nachvollziehbar, denn mit seinen vollbrachten Leistungen kann dieser Schritt nur wenig zu tun haben.
Gerüchte um kleinere Verletzungen, Krankheit und einen möglichen Trade kursieren nach wie vor durch die Medienlandschaft, doch warum Bob Gainey den 28jährigen acht Mal hintereinander als „healthy scratch“ auf die Tribüne verbannte weiß wohl nur er.
Der Zeitpunkt kommt für Mark Streit, in Anbetracht der Olympischen Spiele, auf jeden Fall zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt. Wie wir den Nati-Captain aber kennen wird er weiter hart an sich arbeiten und vielleicht verhelfen ihm überragende Leistungen im Olympischen Turnier auch wieder zu einem Stammplatz in seinem NHL-Team.

Behauptungen, dass Mark Streit aufgrund seiner, für NHL-Verhältnisse relativ geringen Körpergröße von 182 cm, nicht für die NHL geschaffen ist, wollen wir ein für alle Mal vom Tisch wischen. Dass es in der NHL nämlich nicht nur auf die Körpergröße ankommt haben schon zahlreiche andere Spieler gezeigt.
Bester Beweis sind die zarten 173cm der finnischen Verteidiger-Legende Reijo Ruotsalainen. Neben seinen sechs Saisonen beim SC Bern brachte es „Rexi“ auch auf über 500 NHL Einsätze und errang zweimal den Stanleycup mit den Edmonton Oilers. Die erste Partie des finnischen Teams bei den Winterspielen 2006 könnte bei Ruotsalainen allerdings schlechte Erinnerungen wach rütteln. Bei den Winterspielen 1988 in Calgary war „Rexi“ noch im Trikot der „Leijonaat“ im Einsatz und die Finnen verloren das Auftaktspiel gegen den krassen Außenseiter Schweiz mit 1:2. Wenn es am Mittwoch zum erneuten Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften kommt, wird ein anderer Protagonist mit einem Lachen auf das Jahr 1988 zurückblicken. Der Schweizer Assitenztrainer Jakob Kölliker erzielte damals das Siegestor zum 2:1 Vorrundensieg gegen den späteren Silbermedaillengewinner.

Ein erneuter Triumph über die Finnen würde auf jeden Fall einigen Druck von den Schultern der Schweizer Nationalmannschaft nehmen und das realistische Ziel „Viertelfinale“ würde in greifbare Nähe rücken. Natürlich konzentrieren sich aber die Schweizer Viertelfinalambitionen eher auf den Pflichtsieg gegen Italien und auf das wahrscheinlich entscheidende Match gegen Deutschland. Das Spiel gegen den Erzrivalen hat auf jeden Fall Endspielcharakter und ein Sieg gegen den Nachbar muss unbedingt her. Ab dem Viertelfinale beginnt das Turnier dann wieder von vorne und gegen eine der Topnationen hat man ab diesem Zeitpunkt aber schon gar nichts mehr zu verlieren. Der Traum von einer Medaille könnte dann in Erfüllung gehen - und Träumen wird man wohl noch dürfen. Doch bevor wir weiterträumen muss die Schweizer Nationalmannschaft erstmal die Pflicht absolvieren und ins Viertelfinale aufsteigen.

Tuesday, February 14, 2006

Torino 2006 - Mission Titelverteidigung für die Ahornblätter

(www.spoor.ch 13.02.2006)

Torino 2006 - Mission Titelverteidigung für die Ahornblätter

Die kanadischen Superstars gelten auch in Turin 2006 als Topfavorit auf Olympisches Gold. Eine ganze Nation wird ab Mittwoch, den 15.02.2006, vor den Fernsehschirmen mitfiebern, wenn Team Canada zum Angriff auf die Goldmedaille bläst. Der Erfolgsdruck im Mutterlöand des Eishockeysports ist auf jeden Fall enorm.

Als Sportler bei Olympischen Spielen für sein Land um Medaillen zu kämpfen hat immer etwas Besonderes. Wenn das betreffende Land auch noch den Status in Anspruch nimmt als Mutterland eines Sports zu gelten, ist eine Einberufung noch höher zu bewerten. In Kanada verhält es sich mit dem Eishockeysport genau so. Die Teilnahme am Olympischen Eishockeyturnier stellt für kanadische Cracks, spätestens seit den Winterspielen in Nagano 1998, eine große Herausforderung dar. Damals nahmen nämlich erstmals auch alle NHL-Stars an Olympischen Wettkämpfen teil und machten somit das Eishockeyturnier zur Königsdisziplin bei Olympischen Winterspielen.

Der Erfolgsdruck im Mutterland des Eishockeys ist also enorm. Jeder einzelne Spieler repräsentiert nicht nur das kanadische Olympiateam, er vertritt eine ganze Nation und die Erwartungshaltung der 32 Millionen Kanadier ist immer besonders hoch. Schon die Auswahl der Olympiamannschaft wurde in den kanadischen Medien zu einem Staatsereignis aufgeputscht. Kanada ist natürlich Topfavorit auf die Goldmedaille in Turin und alles andere als ein voller Erfolg wäre eine Enttäuschung.
In der Urgeschichte der Olympischen Winterspiele hatten die Kanadier ein Abonnement auf die Goldmedaille. Bis auf den Titelgewinn von Großbritannien, bei den Spielen 1936 in Garmisch Partenkirchen, holten die Ahornblätter von 1920 – 1952 immer den Titel. Dann aber folgte eine Durststrecke von einem halben Jahrhundert, in welchem die Kanadier zwar dreimal Silber und zweimal Bronze erringen konnten, doch auf den großen Erfolg mussten die Ahornblätter bis zu den Winterspielen 2002 in Salt Lake City warten. Nach 50 Jahren sicherten sich die Kanadier endlich wieder eine Goldmedaille und erlösten damit eine ganze Nation.

Im Coaching-Bereich hat sich bei den Kanadiern seit der Goldmedaille von Salt Lake City nicht viel verändert. Als Headcoach fungiert wieder der 53jährige Pat Quinn (Toronto) und wie in Salt Lake City stehen ihm die Philadelphia Flyers Coaches Ken Hitchcock and Wayne Fleming sowie Florida Panthers Coach Jacques Martin zur Seite. Den Part des Exekutivdirektors übernimmt abermals Legende Wayne Gretzky.

Die erfolgreiche Trainerriege ist also dieselbe geblieben, doch in der Mannschaftsaufstellung hat sich bei den Ahornblättern doch einiges verändert. Die Führungspersönlichkeiten Mario Lemieux und Steve Yzerman sind in Turin nicht mehr dabei und somit tritt eine neue Generation von Schlüsselspielern ins Rampenlicht. Die Leitwölfe Joe Sakic, Jarome Iginla, Chris Pronger und Martin Brodeur führen die neue Generation an kanadischen Eishockeystars an, welche das Mutterland des Eishockeys wieder zur Goldmedaille führen soll. Immerhin kommen gleich 14 Spieler zu ihrem Olympiadebüt.

Auf der Torhüterposition ist das Team Canada so gut besetzt wie wohl keine andere Nation in diesem Turnier. Martin Brodeur (New Jersey Devils) gilt seit Jahren als Top-Goalie der NHL und hatte schon maßgeblichen Anteil beim Titelgewinn in Salt Lake City vor vier Jahren. Roberto Luongo (Florida Panthers) ist der Mann der Zukunft in der kanadischen Mannschaft und auch der dritte Keeper im Bunde, Marty Turco (Dallas Stars), spielt eine überragende Saison und gilt als wichtigster Protagonist der Dallas Stars.
Das Goalie-Trio der Kanadier ist mit Sicherheit das Beste was eine Mannschaft bei den Olympischen Spielen aufzubieten hat. Die Nummer Eins scheint fix in Händen von Martin Brodeur, doch auch Luongo und Turco haben gute Chancen auf Einsätze in der Vorrunde.
Für Altstar Curtis Joseph und andere starke NHL-Torhüter wie Ed Belfour oder Manny Fernandez gab es, trotz ansprechender Leistungen in dieser Saison, für Turin 2006 kein Ticket.

In der Verteidigung setzt man bei Team Canada durchwegs auf routinierte und physisch starke Athleten. Die Ausfälle von Ed Jovanovski (Vancouver) und Scott Niedermayer (Anaheim) schmerzen aber mit Sicherheit. Die beiden Schlüsselakteure sagten zwei Wochen vor Turnierbeginn ab, da sie an Verletzungen laborieren und sich für das letzte Drittel der NHL-Saison schonen wollen. Ob der eisläuferisch starke Jay Bouwmeester (Florida) die Schnelligkeit und Spielmacherfähigkeiten von Niedermayer nur annähernd erreicht wird sich noch weisen. Kanadische Eishockeyfans hätten lieber Calgary Flames Rookie Dion Phaneuf im Team gesehen. Durch sein hartes Körperspiel und seine offensiven Vorstöße wurde der 20jährige bereits in seiner ersten NHL-Saison zum großen Liebling der kanadischen Eishockeywelt.

Die Einberufung von Bryan McCabe (Toronto) sollte hingegen als große Aufwertung für das Offensivspiel der Kanadier gesehen werden. Der 30jährige schaffte in dieser Saison den großen Durchbruch in der NHL und zählt neben Lubomir Visnovsky (Los Angeles) und Nicklas Lidström (Detroit) zu den punktebesten NHL-Verteidigern. Seine Offensivstärke könnte für die Kanadier im Powerplay äußert wertvoll sein. In der Defensive bringt McCabe die eigene Mannschaft durch seine hohe Risikobereitschaft aber auch sehr oft in brenzlige Situationen. Im Spiel 5 gegen 5 dürfte McCabe nicht viel Eiszeit erhalten, doch im Powerplay könnte er gemeinsam mit Wade Redden (Ottawa) zu einer ernsthaften Bedrohung für die gegnerischen Teams werden. Redden ist der überragende Blueliner bei den Ottawa Senators und wird auch im Team Canada viel Verantwortung übernehmen. Der 28jährige agiert in der Defensive beinahe fehlerlos und schaltet sich auch immer wieder brandgefährlich in Angriffsaktionen ein.

Adam Foote (Columbus), Rob Blake (Colorado) und Chris Pronger (Edmonton) begehen bereits ihre dritten Olympischen Wettkämpfe und verfügen über genügend Erfahrung in entscheidenden Spielen. Pronger und Blake sind nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der neuen Regelauslegung der NHL, wieder sehr gut in Form. Einzig die Einberufung von Adam Foote wirft einige Fragezeichen auf. Der 34jährige kämpfte in dieser NHL-Spielzeit schon mehrmals mit Verletzungen und spielt eine durchwachsene Saison. Durch sein hartes Defensivspiel und seine Routine scheint er aber für Trainer Pat Quinn unverzichtbar. Mit ihm soll Olympia-Neuling Robyn Regehr (Calgary) vor dem Tor für den nötige Respekt sorgen. Der 25jährige hat sich zu einem der solidesten Verteidiger in der NHL entwickelt und kann vor dem Kasten sehr hart zupacken. Dan Boyle von den Tampa Bay Lightning reist noch in der Reserve mit nach Turin und wird nur im Falle einer Verletzung in den Kader rutschen.

Längere Diskussionen gab es im Vorfeld auch über die Nichtberücksichtigung der Jungstars Eric Staal (Carolina), Jason Spezza (Ottawa) und Wunderkind Sidney Crosby. Staal und Spezza sind, wie Verteidiger Boyle, zwar teil der „taxi squad“ doch viele Eishockeyfans können den Verzicht auf die beiden groß aufspielenden Jungstars nicht ganz nachvollziehen.
Aufgrund der Fülle an möglichen Kandidaten fällt eine Auswahl für das Team Canada aber naturgemäß sehr schwer. Die Trainerriege einigte sich bei ihrer Auswahl für das „Dream Team „ von Turin auf eine Mischung von routinierten NHL Akteuren und hungrigen jungen NHL-Spielern - allesamt mit genügend internationaler Erfahrung. Für Staal, Spezza und Crosby werden sich noch zahlreiche Chancen auf ein Engagement im Nationalteam ergeben. Spätestens bei den Olympischen Wettkämpfen im Jahre 2010.

Angeführt werden die Ahornblätter von Joe Sakic. Der 36jährige ist seit 1992 Kapitän im Team der Colorado Avalanche und war schon bei den Winterspielen 2002 und dem World Cup of Hockey als Assistenzkapitän für das kanadische Team im Einsatz. Das bisherige Auftreten des neuen Kapitäns im Nationalteam war auch meist von Erfolg gekrönt. Sowohl bei den Junioren Weltmeisterschaften 1988, den Weltmeisterschaften 1994, den Olympischen Winterspielen 2002 als auch beim World Cup of Hockey 2004 errang Sakic mit dem Team Canada Platz Eins. Sakic gilt als Ruhepol und wird das Erbe eines Mario Lemieux mit Sicherheit bravourös erfüllen.
Wahrscheinlich wird Sakic in Turin mit Calgary Flames Star Jarome Iginla und Simon Gagne (Philadelphia) auf Torjagd gehen. Gagne brachte es in der aktuellen NHL-Saison auf 37 Treffern und kämpft gemeinsam mit Jaromir Jagr (40) und Ilya Kovalchuk (37) um die Torjägerkrone. Iginla hat seine Scorerfähigkeiten im Laufe der aktuellen Saison wieder zurück gewonnen und ist in jeder Spielsituation einsetzbar.

Die zweite Angriffsformation könnte aus Rick Nash (Cloumbus), Joe Thornton (San Jose) und Dany Heatley (Ottawa) bestehen und für weitere geballte Offensivkraft sorgen. Thornton hat die Tormaschine Nash bei internationalen Vergleichen schon öfter mit präzisen Pässen gefüttert und mit Heatley am Flügel hätte der Spielmacher der San Jose Sharks einen weiteren effektiven Vollstrecker an seiner Seite.
Headcoach Quinn wird wahrscheinlich auch den Tampa Bay Block mit Brad Richards, Vincent Lecavalier und Martin St. Louis zusammen aufs Eis schicken. Die überragende Sturmformation des Stanleycup Siegers 2004 ist zwar heuer nicht in der Form der Saison 2004-2004, doch das Trio ist perfekt eingespielt und während eines so kurzen Turniers könnte dies einen enormen Vorteil bedeuten.

Kanada hat bei der Auswahl für das Olympiateam aber auch auf seine Grinder-Linie nicht vergessen. In der vierten Reihe versammeln sich die besten Defensivstürmer der NHL. Möglicherweise ein wichtiger Faktor im Kampf um Gold, denn keine andere Mannschaft verfügt über ein derartiges Ensemble von kampfstarken Defensivstürmern. Shane Doan (Phoenix), Kris Draper (Detroit) und Ryan Smyth (Edmonton) sollen die gegnerischen Topscorer entschärfen und können sich 100prozentig in den Dienst einer Mannschaft stellen. Draper zählt seit Jahren zu den besten Unterzahlspielern der NHL und auch Doan ist ein unglaublich kampfstarker Akteur mit herausragenden Defensivqualitäten. Smyth hat seit Jahren einen Stammplatz im Team Canada und wird sich auf die Rolle in der Zerstörerlinie auch bestens einstellen können.
Bleibt noch Power Forward Todd Bertuzzi, der sich vor dem gegnerischen Gehäuse sehr dominant in Szene setzten kann und es nie scheut auch dorthin zu gehen wo es wirklich weh tut. Einer der Besten NHLer um für Verkehr vor dem gegnerischen Gehäuse zu sorgen.
Ob, und in welcher Formation er zum Einsatz kommen wird scheint allerdings ungewiss.

Team Canada ist auf allen Positionen sehr gut besetzt. Neben dem besten Goalie-Trio des Turniers verfügt Headcoach Pat Quinn auch über eine körperlich starke und sehr solide Defensive, welche auch mit einigen herausragenden Offensivverteidigern bestückt ist. Joe Sakic gilt als überragende Führungspersönlichkeit und wird die Armada an talentierten und hungrigen Jungstars als Kapitän anführen. Die Ahornblätter sind der Topfavorit auf die Goldmedaille, doch alle anderen Teams werden sich gegen Kanada besonders ins Zeug legen.

Sunday, February 12, 2006

Torino 2006 – Das „Miracle on Ice“ in den Köpfen der US-Boys

(www.spoor.ch 10.02.2006)

Torino 2006 – Das „Miracle on Ice“ in den Köpfen der US-Boys

Die USA zählen in Turin nicht zu den absoluten Topfavoriten. Für eine Überraschung ist die erfahrene Truppe von Peter Laviolette, seit den Winterspielen von 1980, aber immer gut. Das „Miracle on Ice“ ist in den Köpfen der US-Boys noch immer tief verankert.

Als die USA im legendären Olympia-Eishockeyturnier 1980 in Lake Placid zum bisher letzten Mal die Goldmedaille erringen konnten waren einige Akteure der aktuellen Auswahl noch nicht einmal geboren und der Großteil der Mannschaft verfolgte das Turnier, im zarten Kindesalter, vor dem Fernsehschirm. Doch die unglaubliche Überraschung, die das Amateurteam der USA damals zustande brachte ist in den Köpfen aller amerikanischen Eishockeyspieler fest verankert. Das „Miracle on Ice“ war Inspiration für eine ganze Generation von jungen Hockeyspielern, welche rund 25 Jahre später erneut auf ein Wunder hoffen.

Um aus Turin mit der Goldmedaille heimzufahren wird das Team von Peter Laviolette (Carolina Hurricanes) wahrscheinlich wirklich ein weiteres „Miracle“ benötigen. Die Spieler wissen jedenfalls seit 1980 bestens Bescheid, wie ein solches Olympisches Wunder funktionieren kann.
Der Stellenwert von Olympischen Spielen ist in den USA auf jeden Fall sehr hoch und der Stolz mit dem die US-Equipe bei diesen Turnieren an den Start geht ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Eine Wiederholung des „Wunders von Lake Placid“ würde die Akteure in ihrem Heimatland nämlich zu unsterblichen Sporthelden machen.
Die USA zählen in Turin aber nicht zum Kreis der Topfavoriten, doch die Rolle des Underdog schmerzt die US-Boys mit Sicherheit nicht - man hat demnach nur wenig zu verlieren.
Eines ist auf jeden Fall sicher: Bei Olympischen Spielen treten die US-Boys traditionell höchst motiviert auf.
In der Ära der Sowjet-Übermacht von 1956 bis 1992 waren die USA das einzige Team, dass es schaffte die, als unschlagbar geltende, Sbornaja zu besiegen. Dieses Kunststück gelang den US-Boys bei den Heimbewerben in Squaw Valley 1960 und Lake Placid 1980 gleich zweimal.
Legendär bleibt der Triumph der USA im Jahr 1980. Da die NHL-Profis, wie damals üblich, mit dem Kampf um den Stanley Cup beschäftigt waren, stellte die USA eine Amateurmannschaft gänzlich unbekannter Spieler fürs Olympische Turnier ab. Diese Truppe wuchs im Verlauf der Winterspiele über sich hinaus und stürzte, mit einem historischen 4:3 Sieg, die als unbesiegbar geltende UDSSR vom Eishockey-Olymp. Ganz Amerika taumelte aufgrund des „Miracle on Ice“ im Siegesrausch.
Seit 1980 reichte es für die US-Boys aber nur noch einmal zu Olympischem Edelmetall. Der dritte Olympiasieg im eigenen Land schien, 2002 in Salt Lake City, schon in greifbarer Nähe, doch die US-Boys verloren nach 70 Jahren wieder ein Olympia-Heimspiel (seit 1932 in Lake Placid!) und unterlagen im Finale Kanada mit 2:5.

In Turin 2006 leiten Peter Laviolette (Carolina Hurricanes) und Mike Sullivan (Boston Bruins) die Geschicke des US-Teams von der Bande aus. Die beiden Erfolgstrainer vertrauen auf eine gelungene Mischung aus Routiniers und Olympia-Neulingen, die aber allesamt auf genügend NHL-Erfahrung zurückblicken können.
Ein großes Fragezeichen steht beim Team USA allerdings hinter der Torhüterpostion. Dem nominierten Goalie-Trio fehlt es durchwegs an Olympia-Erfahrung und eine eindeutige Nummer Eins ist nicht auszumachen.
Die besten Chancen auf die Starterpostion besitzt wohl New York Islanders Torhüter Rick DiPietro. Der Overall Nummer Eins Draftpick aus dem Jahre 2000 ist der Goalie der am öftesten bei seinem NHL-Team zum Einsatz kommt und überzeugte schon voriges Jahr mit herausragenden Leistungen bei der WM in Österreich.
John Grahame ist Fixstarter in Tampa Bay und konnte in dieser Saison schon fünf Shutouts verbuchen. Nur Miika Kiprusoff von den Calgary Flames hat öfter zu Null gespielt.
Robert Esche ist nominelle eigentlich Einsergoalie bei den Philadelphia Flyers. Doch nach einer fast einmonatigen Verletzung machte ihm Antero Niitymaki den Posten im Team des Titelaspiranten streitig. Der 28jährige Esche ist diese Saison noch auf der Suche nach seiner Form.
Aufgrund der undurchsichtigen Torhütersituation rechneten einige Medien schon mit der Einberufung von Buffalo Sabres Shooting-Star Ryan Miller. Eine längere Verletzung vereitelte dem NHL-Rookie aber einen Fixplatz im Team. Wie Carolina Stürmer Matt Cullen und die Verteidiger Hal Gill (Boston) und Paul Martin (NewJersey), ist der 25jährige aber Teil der so genannten „taxi squad“. Diese Spieler beziehen zwar ihre Zimmer im Olympischen Dorf und trainieren mit der Mannschaft, doch sie dürfen nur im Verletzungsfall in den Kader getauscht werden.

Geführt werden die Amerikaner vom 44jährigen Chris Chelios. Der Detroit Red Wings Veteran fungierte schon 1998 und 2002 als Kapitän des US-Teams und war zudem schon als 22jähriger bei den Winterspielen 1984 in Sarajewo im Einsatz. Nach seinen Olympiateilnahmen 1992, 1998 und 2002 ist auch St. Louis Blues Stürmer Keith Tkatchuk zum vierten Mal in einer Olympiaauswahl der USA.
Erfahrene Unterstützung in der Defensive erhält Chelios von den Routiniers Derian Hatcher (Philadelphia) und Bred Hedican (Carolina). Für den nötigen Druck von der Blauen Linie sollen der schussgewaltige Mathieu Schneider (Detroit), New Jersey Devils Abwehrchef Brian Rafalski und der junge Colorado Powerplay Spezialist John-Michael Liles sorgen.
Jordan Leopold (Calgary Flames) erhält wie alle seiner Verteidigungskollegen sehr viel bei seinem NHL-Klub und ist in dieser Saison zu einem Top-Verteidiger der NHL aufgestiegen.

Die Nichtberücksichtigung einiger Urgesteine der Hintermannschaft sorgte in den US-Medien für sehr viel Gesprächsstoff. Neben Paul Mara und Keith Ballard von den Phoenix Coyotes verzichtete Headcoach Laviolette auch auf Routinier Eric Weinrich (St. Louis Blues) und den in letzter Zeit von Verletzungspech verfolgten Brian Leetch (Boston)
Ein weiterer Kandidat nahm sich selbst aus dem Rennen um einen Platz im US-Team. Columbus Offensivverteidiger Bryan Berard wurde schon im November positiv auf Steroide-Anabolika getestet, was schließlich am 03.01.2006 zu einer zweijährigen Sperre bei internationalen Bewerben führte. In der NHL ist der 28jährige aber weiterhin spielberechtigt.

Im Angriff verzichtete Headcoach Laviolette auf auch auf die Dienste der Veteranen Scott Young, John Leclair, Tony Amonte und Jeremy Roenick. Letzterer brüskierte sich via Medien äußerst heftig über seine Nichtberücksichtigung.
Trotz des Verzichts auf zahlreiche Routiniers besteht das amerikanische Team aber keineswegs aus jungen unerfahrenen Spielern. Mike Modano und Bill Guerin (Dallas Stars) sowie die St. Louis Blues Topverdiener Doug Weight und Keith Tkachuk schrauben den Altersschnitt auf beachtliche 31,2 Jahre.
Besonders die Einberufung von Tkachuk sorgte für großen Wirbel in der amerikanischen Eishockeyszene. Der 7,6 Millionen Dollar schwere Power Forward wurde in der Pre-Season aufgrund von Gewichtsproblemen aus dem Kader der Blues suspendiert und verpasste wegen zahlreicher Verletzungen auch noch einen Großteil der Spielzeit. In der aktuellen NHL-Saison brachte er es nur auf 14 Spiele. Wenn Tkachuk allerdings auf dem Eis steht ist der 33jährige nach wie vor nicht zu bremsen. 21 Scorerpunkte sind der beste Beweis für seine außergewöhnlichen Fähigkeiten.

Effektivster US-Angreifer der laufenden NHL-Saison ist Brian Rolston (Minnesota). Der 32jähirge gilt als überragender Zwei-Wege-Spieler und war auch schon bei den Winterspielen 2002 in Salt Lake City und 1994 in Lillehammer im Team der USA vertreten. Mit 24 Toren und 36 Vorlagen rangiert er augenblicklich auf Rang 15 der NHL-Scorerwertung. Im Silbermedaillen-Team von Salt Lake City war auch Buffalo Angreifer Chris Drury mit dabei. Der pfeilschnelle Stürmer errang 1999 die Calder Memorial Trophy für den besten Neuling der NHL und ist durch seine Schnelligkeit bei Konterangriffen immer brandgefährlich.
Ein weiterer Calder Trophy Gewinner feiert in Turin sein Olympia-Debüt. Scott Gomez, ehemaliger Overall Nummer Eins Draftpick der New Jersey Devils, wurde im Jahr 2000 mit der Trophäe für den „Rookie of the year“ bedacht und kommt in dieser Saison, nach anfänglichen Schwierigkeiten, immer besser in Fahrt. Bestens läuft es auch für Devils-Teamkollegen Brian Gionta. Der 27jährige bestreitet die beste Spielzeit seiner gesamten NHL-Karriere und soll wie New York Islanders Angreifer Mark Parrish bei seinem Team-Debüt für den nötigen Offensivpower sorgen.
Insgesamt setzt Headcoach Laviolette auf zwölf Olympia-Neulinge, die allerdings ausnahmslos über jahrelange NHL-Erfahrung verfügen. Jason Blake (NY Islanders), Eric Cole (Carolina), Craig Conroy (Los Angeles) und der gebürtige Kanadier Mike Knuble (Philadelphia) sind allesamt wichtige Zwei-Wege-Spieler in ihren jeweiligen Teams und sammeln in der aktuellen NHL-Saison auch fleißig Scorerpunkte.

Was kann man von den US-Boys erwarten?
In der Defensive verfügt Headcoach Laviolette über eine physisch starke und auch offensiv nicht zu unterschätzende Truppe. Im Angriff wimmelt es nur so vor starken Zwei-Wege Spielern, dafür ist die Anzahl der effektiven Torjäger aber eher beschränkt. Die gegnerischen Mannschaften werden sich gegen die zweikampfstarken US-Boys sicher nicht leicht tun, doch ob die Mannschaft den nötigen Punch in der Offensive entwickeln kann bleibt abzuwarten.
Die größten Sorgen bereiten dem Headcoach aber sicher seine drei Torhüter. Bis zum ersten Spiel gegen Lettland am 15.02.2006 hat Laviolette noch Zeit einen geeigneten Kandidaten auszuwählen. Hätte er, wie bei seinen Carolina Hurricanes, einen Martin Gerber zur Auswahl würde sich diese Frage erübrigen.
Wenn sich die USA allerdings auf einen guten Torhüter verlassen können und die Stürmer ähnliche Leistungen wie bei ihren NHL-Klubs bringen könnte das US-Team durchaus ins Semifinale aufsteigen. Wenn es bei den Amerikanern einmal gut läuft ist dem Team einiges zuzutrauen. Für die Goldmedaille wird sich allerdings das „Miracle on Ice“ wiederholen müssen, doch wie wir wissen ist für die US-Boys seit Lake Placid 1980 alles möglich. Wir wünschen viel Glück, denn das werden sie mit Sicherheit benötigen.

Friday, February 10, 2006

Torino 2006 – Die russische Offensiv-Armada auf Goldkurs?

(www.spoor.ch 09.02.2006)

Torino 2006 – Die russische Offensiv-Armada auf Goldkurs?

Die Sbornaja geht mit einer Mischung aus erfahrenen NHL-Profis und hungrigen Jungstars auf Titeljagd. Stimmt Teamgeist und Einstellung der begnadeten Akteure ist die Goldmedaille für die Russen durchaus in Reichweite.

Seit dem Zusammenbruch der UdSSR sandte Russland, mit wenigen Ausnahmen, immer nur junge und unerfahrene Mannschaften zu Weltmeisterschaftsturnieren. Die großen Superstars ließen sich lieber im Golfurlaub die Sonne auf den Bauch scheinen oder verbrachten ihre Zeit in den NHL-Playoffs. Bei Olympischen Spielen hingegen tritt die Russische Nationalmannschaft traditionell in Bestbesetzung an.
Seitdem die Russen bei Winterspielen in Aktion sind, war die Sbornaja nur ein einziges Mal nicht in den Medaillenrängen. 1994 in Lillehammer unterlag man im Spiel um Platz Drei der finnischen Auswahl mit 0:4.
Noch als Sowjetunion bestimmte man von 1956 bis 1988 das Eishockeygeschehen bei Olympia. Ganze sieben Goldmedaillen errang die UdSSR in neun Turnieren.
1992 sorgte schließlich ein Team der GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten) für den letzten großen Triumph der Sbornaja bei Winterspielen.
In Folge unterlagen die russischen Olympioniken bei den Wettkämpfen in Nagano 1998 in Finale der Tschechischen Republik mit 0:1 und 2002 in Salt Lake City langte es, nach einer 2:3 Niederlage im Semifinale gegen die USA, schließlich zur Bronzemedaille (7:2 gegen Weißrussland).

Um in Turin 2006 gegen die starke Konkurrenz bestehen zu können berief Teamchef Vladimir Krikunov eine Mischung aus namhafte Routiniers und hungrigen jungen Stars in die Mannschaft.
Die jahrelangen Probleme auf der Torhüterposition sollten diesmal auch von Tisch sein, denn mit Evgeni Nabokov (San Jose Sharks) hütet in Turin ein ausgezeichneter Schlussmann das Gehäuse der Russen. Nach dem Ausfall von Ausnahmegoalie Nikolai Khabibulin (Chicago) stieg der gebürtige Kasache zur unumstrittenen Nummer Eins im Kasten der Sbornaja auf. Nabokov wird, bei seinem ersten Auftreten für eine russische Mannschaft, versuchen in die Fußstapfen seines großen Idols Vladislav Tretiak zu treten.
Back Up Ilya Bryzgalov (Anaheim) befindet sich zwar auf dem Weg eine Starter-Position in einem NHL-Team zu ergattern doch dem 25jährigen fehlt es noch an der nötigen Routine. Der dritte Mann im Bunde verfügt über genügend internationale Erfahrung, doch Maxim Sokolov’s (SKA St. Petersburg) Auftritt bei der WM in Wien stößt russischen Eishockeyfans noch heute übel auf.

Das Herzstück der Sbornaja bildet, wie schon so oft, der Angriff. Neben den altbekannten NHL-Profis Alexei Kovalev (Montreal), Viktor Kozlov (New Jersey) und Alexei Yashin (NY Islanders) vertraut Teamchef Krikunov aber auch auf Spieler aus der heimischen Superliga. Alexander Kharitonov (Dynamo Moskau), Aleksandr Korolyuk (Vityaz Chekhov) und der kleine und quirlige Maxim Sushinsky (Omsk) geben ihr Debüt bei Olympischen Spielen. Gilt Kharitonov’s Einberufung eher noch als Überraschung, so war Sushinsky in den letzten Jahren sowohl unter besten Scorern als auch unter den Topverdiener in der Russischen Superliga zu finden. Auch Korolyuk gilt seiner Heimat als absoluter Spitzenspieler und kann zudem noch auf über 300 NHL-Spiele mit den San Jose Sharks zurückblicken.

Besonders gespannt ist man auf die jungen Nachwuchsstars der Sbornaja. Pavel Datsyuk ist mit 27 Jahren der Älteste der neuen russischen Garde. Der Detroit Red Wings Center zählt zu den überragenden Playmakern der NHL und hat aufgrund seiner magischen Hände und perfekten Schlittschuhtechnik von der neuen Regelauslegung stark profitiert. Den Flügelflitzern Maxim Afinogenov (Buffalo) und Alexander Frolov (Los Angeles) kommt die striktere Pfeifweise sichtlich auch entgegen. Beide erleben bei ihren Klubs die bislang beste Spielzeit ihrer Karriere und glänzen als effektive Scorer.

Ilya Kovalchuk hat gute Chancen zum zweiten Mal in Folge mit der Maurice „Rocket“ Richard Trophy (bester Torschütze der NHL) bedacht zu werden und verzückt die Fans in der Philips Arena von Atlanta, Abend für Abend, mit spektakulären Aktionen.
Den Kanadiern ist der 22jährige allerdings ein Dorn im Auge. Schon in der Zeit als sich Kovalchuk, noch bei Nachwuchs-Weltmeisterschaften, ständig die Torjägerkrone sicherte, eckte er bei seinen kanadischen Gegenspielern einige Male an. Kleines Beispiel gefällig: Bei den Junioren Weltmeisterschaften 2001 pumpte er schon auf dem Weg zu einem empty-net-Treffer die geballte Faust zu einer hämischen Jubelpose.
Doch die Provokation von „Wunderkind“ Sidney Crosby, Anfang dieses Jahres, setzte aus kanadischer Sicht dem ganzen die Krone auf. Nach einem harten Check von Kovalchuk revanchierte sich Crosby mit einem Stockschlag, welcher ihm eine Zwei-Minuten Strafe einbrachte. Im Powerplay versenkte Kovalchuk die Scheibe im Kasten der Penguins und deutete mit dem Finger auf den Jungstar in der Strafbank. Alles natürlich mit einem breiten Grinsen auf seinem Gesicht. Die Empörung in den kanadischen Eishockeymedien ging sogar soweit, dass ein Reporter meinte, man solle dem Russen den Arm brechen. Als ob die ewigen Anschuldigungen wegen seines angeblich irregulären Stocks nicht schon genug wären. Ein Duell gegen Kanada verspricht Brisanz und könnte zu einer sehr emotionalen Begegnung ausarten.

Nicht weniger emotional, wenn auch im positiven Sinn, lässt es Alexander Ovechkin von den Washington Capitals angehen. Der 20jährige gilt als heißer Calder-Trophy Anwärter (bester Neuling in der NHL) und bestimmt das Spielgeschehen im desolaten Team der Caps fast im Alleingang. Unglaublicher Speed, robustes physisches Spiel und ein genauer und harter Schuss sowie das gute Auge für den Mitspieler machen den Jungstar zum derzeit besten Rookie der NHL. Ovechkin ist aber auch defensiv durchaus wertvoll und seine Hingebung und Freude am Eishockeysport, sowie zahlreiche außerirdisch wirkende Moves, werden auch in Turin die Zuseher von den Sitzen reißen.
An seiner Seite wird, wie schon bei der WM in Wien, wahrscheinlich sein kongenialer Partner Evgeni Malkin auflaufen. Der 19jährige verzaubert derzeit noch die Russischen Superliga im Trikot von Metallurg Magnitogorsk, doch schon in der nächsten Saison soll es in Pittsburgh zur Fusion mit „The Next One“ Sidney Crosby kommen.
Solch eine Ansammlung an begnadeten Offensivkräften erschwert Trainer Krikunov natürlich die Entscheidung wer im Powerplay der Russen auflaufen darf. Der Nachfolger von Viktor Tichonov (auch als Dynamo Moskau Trainer) verfügt theoretisch über vier effektive Überzahlformationen.
Dabei sind zahlreiche namhafte Akteure in Turin gar nicht mit von der Partie. NHL-Veteran Alexei Zhamnov (Boston) musste verletzungsbedingt passen und für Mannschaftskollegen Sergei Samsonov, Vycheslav Kozolv (Atlanta), Alexander Mogliny (von New Jersey ins Farmteam abgeschoben) und den aktuellen Topscorer der russischen Superliga Alexei Morozov gab es keine Einberufung. New Jersey Angreifer Sergei Brylin darf den Ausflug nach Turin als Edelreservist mitmachen, doch er wird nur im Falle einer Verletzung in den Kader rutschen.

Die Zeichen in der russischen Nationalmannschaft stehen also voll auf Angriff, doch die Defensivambitionen einiger Stürmerstars und die Ausfälle von wichtigen Verteidigern könnten das russische Offensivspektakel jäh beenden. Überdies ist die Ansammlung der russischen Sturm-Diven schon traditionell schwer anfällig für Streitigkeiten in der Kabine. General Manager Pavel Bure meinte aber erst kürzlich, dass Trainer Krikunov die richtigen Leute einberufen hat und erwartet eine großartige Atmosphäre, auch Abseits der Eisfläche.

Die Organisation der Hintermannschaft werden die erfahrenen Offensivverteidiger Andrei Markov (Montreal) und Sergei Gonchar (Pittsburgh) sowie Urgestein Darius Kasparaitis (NY Rangers) und Daniil Markov (Nashville) in die Hand nehmen. Wie im Angriff legt der der russische Headcoach auch in der Defensive großen Wert auf junge, hungrige Spieler. Fedor Tyutin (22) erhält diese Saison sehr viel Eiszeit bei den New York Rangers und auch Anton Volchenkov (23) ist bei den Ottawa Senators fixer Bestandteil der Stammformation. Der Nachnominierte Vitaly Vishnevsky (25) befindet sich aktuell in seiner sechsten NHL-Spielzeit für die Anaheim Mighty Ducks und so bleibt mit dem 22jährigen Denis Kulyash, der einzige Akteur in der Hintermannschaft der noch über keine NHL-Erfahrung verfügt.

Trotz der zahlreichen NHL-Profis leidet die Defensivabteilung doch ein wenig unter den Absagen einiger Schlüsselspieler. Dallas Stars Powerplay-Quarterback Sergei Zubov lehnt, seit dem Olympiasieg mit der GUS 1992, ein Engagement im Russischen Team ab, Alexei Zhitnik (NY Islanders) musste nach einer Knöchelverletzung passen und auch Dmitri Bykov (Dynamo Moskau) erteilte Headcoach Krikunov eine Absage.

Stimmt das Mannschaftsklima bei der Sbornaja und die Stürmer vergessen nicht auf ihre Defensivaufgaben, sind die Russen sicher ein heißer Kandidat auf Olympiagold.

Thursday, February 09, 2006

Torino 2006 – Goldfavorit Tschechien und der kleine Bruder Slowakei

(www.spoor.ch 08.02.2006)

Torino 2006 – Goldfavorit Tschechien und der kleine Bruder Slowakei
Im vierten Teil unserer Vorberichterstattung zum Olympischen Eishockeyturnier in Turin blicken wir auf den Titelkandidaten Tschechien. Auf der Rechnung sollte man allerdings auch den Nachbar aus der Slowakei haben.

Slowakei – Alles auf Offensive
Geballte Offensivkraft ist jenes Schlagwort, das bei kurzer Betrachtung des Kaders der Slowakischen Republik sofort durch den Kopf schießt. Bei Namen wie Pavol Demitra (Los Angeles), Miroslav Satan (NY Islanders), Marian Hossa, Peter Bondra (beide Atlanta), Jozef Stumpel (Florida), Richard Zednik (Montreal) und Michael Handzus (Philadelphia) könnte so manch andere Top-Nation sogar ein wenig neidisch werden.
Das Karriereende von Zigmund Palffy und der verletzungsbedingte Ausfall von Ladislav Nagy (Phoenix) schmerzen da gar nicht so sehr, denn zu den etablierten NHL-Stars gesellen sich noch die Jungstars Marian Gaborik (Minnesota), Marek Svatos (Colorado) und Marcel Hossa (NY Rangers) sowie die Olympia-erprobten Richard Kapus (Novukuznezk) und Lubos Bartecko (Lulea IF). Die beiden Europa-Legionäre sind gemeinsam mit Verteidiger Maritn Strbak (CSKA Moskau) und den Goalies Jan Lasak (Pardubice) und Karol Krizan (MoDo Hockey) die einzigen Akteure die ihr Geld nicht in der NHL verdienen.

Die Slowakei sollte bei den Olympischen Wettkämpfen also durchaus in der Lage sein ein Offensivspektakel der besonderen Art auf das Eis zu zaubern. Teamchef Frantisek Hossa hat die Aufgabe aus der Vielzahl an Topspielern ein funktionierendes Ensemble zu schmieden. Da seine Philosophie auf schnelles und offensives Angriffspiel ausgerichtet ist, müssten die Superstars mit dem Offensivsystem auch richtig gut zurecht kommen.
Die beste Olympia-Platzierung erreichte die eishockeyverrückte Nation mit einem sechsten Rang bei den Winterspielen 1994 in Lillehammer. In Nagano 1998 und Salt Lake City 2002 enttäuschten die Slowaken und mussten sich mit Platz 10 beziehungsweise Platz 13 zufrieden geben. Durch die Abschaffung der Qualifikationsrunde sind heuer aber erstmals alle NHL-Stars der Slowaken von Beginn an mit dabei.

Da Eishockeyspiele aber nicht alleine im Angriffsdrittel entschieden werden, wollen wir auch die Hintermannschaft der Slowakei genauer unter die Lupe nehmen. In der Defensive kann das Team von Frantisek Hossa zwar nicht mit der Masse an Superstars aufwarten wie im Angriff, doch auch die Defensivabteilung muss sich nicht versteckten.
Verteidigungshühne Zdeno Chara (Ottawa) und Lubomir Visnovsky (Los Angeles) sind die Protagonisten im Defensivkonzert der Slowaken. Beide Akteure verfügen über die notwendige Übersicht, einen harten Schuss und sind in den Special-Teams zu unverzichtbaren Größen in ihren NHL-Klubs aufgestiegen. Die Kollegen Ivan Majesky (Washington), Radoslay Suchy (Columbus) und Routinier Martin Strbak sind allesamt erfahrene NHL-Akteure und gelten als fixe Größen in der besten Liga der Welt. Ergänzt wird die Hintermannschaft noch durch die Jungstars Milan Jurcina (Boston) und Andrej Meszaros (Ottawa). Beide spielen bislang ausgezeichnete Rookie-Saisonen in der NHL und sollten kein Problem haben sich im Team zu etablieren.

Einzig die Torhüterposition wirft bei den Slowaken schon traditionell einige Fragezeichen auf. Stammtorhüter Jan Lasak hat bei internationalen Wettkämpfen schon reichlich Erfahrung gesammelt und gilt, aufgrund seiner Reflexe, an manchen Abenden als unüberwindbar. Allerdings erwischt der 26jährige ab und an auch ziemlich schlechte Tage, an denen er unkonzentriert wirkt und vermeidbare Treffer kassiert.
Ersatzmann Karol Krizan machte in dieser Saison in der Schwedischen Elitserien bei MoDo Hockey mit überragenden Leistungen auf sich aufmerksam, doch auf internationalem Parkett fehlt dem 25jährigen die nötige Routine. Ähnliches gilt auch für Petr Budaj. David Aebischers Back Up hat in seiner Rookie-Saison zwar schon einige Einsätze für die Colorado Avalanche bestritten, doch auch ihm fehlt wahrscheinlich die nötige Konstanz um gegen die Armada von erfahrenen NHL-Scorern zu bestehen.

Sollte die slowakische Angriffswelle effektiv ins Rollen kommen und Lasak, wie beim WM-Titel 2002 in Schweden, über sich hinauswachsen sind die Slowaken ein ernstzunehmender Konkurrent für Olympisches Edelmetall. Immerhin stehen noch 16 Spieler der Weltmeistermannschaft im Aufgebot und in Punkto Herz, Einstellung und Nationalbewusstsein kann den Slowaken bei internationalen Wettkämpfen ja sowieso keine andere Nation das Wasser reichen. „Slovensko“ auf keinen Fall außer Acht lassen.


Tschechien – Der Weltmeister greift auch nach Olympia-Gold
Das Team der Tschechischen Republik zählt in Turin 2006 zu den Topfavoriten im Kampf um die Goldmedaille. Nach dem glorreichen Olympiasieg 1998 in Nagano scheiterte die tschechische Mannschaft zwar in Salt Lake City 2002 schon im Viertelfinale an Russland, doch bei der letztjährigen Weltmeisterschaft in Österreich agierten die Tschechen taktisch und spielerisch überragend und holten als zusammengeschweißte Einheit den fünften WM-Titel in der jungen Geschichte der Republik.

15 Spieler des regierenden Weltmeisters sind auch ab dem 15. Februar in Turin mit dabei und bis auf Liberec-Torhüter Milan Hnilicka vertraut Teamchef Alois Hadamczik durchwegs auf NHL-erfahrene Profis. Hnilicka kann sich den Olympia-Ausflug aber ohnehin mit Sightseeing vertreiben, denn im Kasten der Tschechen werden sich mit großer Sicherheit Tomas Vokoun (Nashville) und Dominik Hasek (Ottawa) die Aufgaben teilen. Wer von diesen beiden in den entscheidenden Spielen den Vorzug erhält bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall eine schwierige Entscheidung für den neuen Trainer Alois Hadamczik, denn sowohl der „Dominator“ als auch Weltmeister Vokoun befinden sich derzeit in bestechender Form.

Auch in der Abwehr sind im Kader der Tschechen keine merklichen Schwachstellen erkennbar. Die Offensivverteidiger Marek Zidlicky (Nashville), Pavel Kubina (Tampa Bay), Jaroslav Spacek (Chicago) sowie die Kaberle-Brüder Tomas (Toronto) und Frantisek (Carolina) verfügen neben Spielgestalter-Qualitäten allesamt auch über herausragende Blueliner-Fähigkeiten. Die perfekte Ergänzung liefern die eher defensiv orientierten Filip Kuba und Marek Malik, welche auch als beinharte Aufräumer für physische Präsenz vor dem Tor sorgen werden. Der Dichte an qualitativ hochwertigen Spielern fielen Jaroslav Modry (Atlanta) und Stammspieler Roman Hamrlik (Calgary) zum Opfer. Für die beiden Defensiv-Routiniers gab es diesmal kein Olympiaticket. Detroit Red Wings Verteidiger Jiri Fischer musste aufgrund gesundheitlicher Probleme passen und es ist äußerst fraglich ob der 25jährige seine Karriere überhaupt noch fortsetzen kann.

Im Angriff hoffen rund zehn Millionen Tschechen auf eine erneute Galavorstellung von Superstar Jaromir Jagr. Seit dem WM-Titel aus dem Vorjahr scheint der Großverdiener wieder so richtig Lust auf Eishockey bekommen zu haben und führt derzeit die Punkteliste der NHL mit 80 Zählern (35 Tore 45 Assists) an. Seine New York Rangers Teamkollegen Martin Straka und Martin Rucinsky werden dem Superstar auch in Turin zur Seite stehen. Jagr’s Zögling Petr Prucha ist aufgrund einer Knieverletzung außer Gefecht und muss Olympia sausen lassen. An seiner Stelle wurde der wieder genesene Patrik Elias (New Jersey Devils) nachnominiert.

Die Eckpfeiler des tschechischen Angriffs findet man aber nicht nur im näheren Umkreis des Big Apple. Vaclav Prospal (Tampa Bay), Ales Hemsky (Edmonton), Martin Erat (Nashville) und David Vyborny (Columbus) nehmen in Turin zwar zum ersten Mal an Winterspielen teil, doch in ihren Klubs gelten allesamt als unersetzliche Schlüsselspieler. Milan Hejduk (Colorado) und Robert Lang (Detroit) sind hingegen alte Bekannte in der tschechischen Nationalmannschaft und bringen neben Scorer-Qualitäten auch die nötige Routine mit.

In Anbetracht der fulminanten Offensivstärke, hat sich im tschechischen Team immer ein kleines Handicap im Defensivbereich aufgetan. Damit nun auch in den Sturmformationen die Verteidigungsarbeit nicht zu kurz kommt, nominierte Trainer Hadamczik mit Petr Cajanek (St. Louis), Rostislav Olesz (Florida) und Jan Bulis (Montreal) zweikampfstarke Akteure, die an beiden Enden des Eisrinks äußerst wertvoll in Erscheinung treten. Die Einberufung von Montreal Canadiens Stürmer Jan Bulis sorgte für sehr viel Gesprächsstoff unter tschechischen Eishockeyexperten. Der Defensiv-Center war noch nie in einer tschechischen Auswahl vertreten und verurteilte Radek Dvorak (Edmonton), Martin Havlat (Schulterverletzung) und Ales Kotalik, der in Buffalo seine bislang beste NHL-Saison erlebt, zum Daheimbleiben.

Als erfahrene Turniermannschaft wissen die Tschechen genau worauf es in einem Olympischen Eishockeyturnier ankommt. Sie werden versuchen ihre eisläuferischen und stocktechnischen Vorzüge auszuspielen und können mit Fortdauer eines Turniers immer noch einen Gang höher schalten. Zudem können sie sich auf einen Weltklasse-Torhüter verlassen und ein Jaromir Jagr in Topform kann Spiele noch immer im Alleingang entscheiden. Alles andere als eine Medaille wäre für Tschechien eine Enttäuschung.

Tuesday, February 07, 2006

Torino 2006 – Edelmetall für den hohen Norden?

(www.spoor.ch 07.02.2006)

Torino 2006 – Edelmetall für den hohen Norden?
Im dritten Teil unserer Vorberichterstattung zum Olympischen Eishockeyturnier in Turin nehmen wir den ewigen Underdog aus Finnland und seinen großen Bruder aus Schweden genauer unter die Lupe


Finnland – Der Underdog peilt wieder eine Überraschung an
Zum erlauchten Kreis der absoluten Topfavoriten hat das Team aus Finnland bei internationalen Wettkämpfen noch nie gezählt. Trotz unzähliger Superstars und herzerfrischenden Eishockeyspieles, konnte Finnland auf internationaler Bühne nur wenige Male aus dem Schatten des großen Bruders aus Schweden treten. Just bei der WM 1995 in Schweden gelang dem Team Suomi der erste und bislang einzige Weltmeistertitel. Im Finale wurde der Erzrivale im Stockholmer Globen mit 4:1 besiegt.

Bei Olympischen Winterspielen reichte es für die „Leijonaat“ noch nie für Gold, doch in den letzten 20 Jahren spielten die Mannen aus dem Land der tausend Seen fast immer eine dominante Rolle. 1998 fügten die Finnen der UdSSR die einzige Niederlage im Turnier zu und erkämpfte sich zum ersten Mal in der Geschichte eine Olympische Medaille. Beim letzten großen Auftritt des Atomblocks Fetisov, Kasatonov, Krutov, Larionov und Makarov errangen die Finnen hinter der Sowjetunion den ausgezeichneten zweiten Rang. Der damals 20jährige Teppo Numminen wird sich auch in Turin 2006 wieder das blau-weiß Trikot überstreifen.
1994 in Lillehammer folgte die erste Bronzemedaille. Nach der 3:5 Halbfinalniederlage gegen Kanada fertigten die Finnen im Spiel um Platz Drei Russland mit 4:0 ab. In Nagano 1998 revanchierten sich die Finnen gegen Kanada und siegten gegen das „All-Star Team“ um Wayne Gretzky, im Spiel um Platz Drei, mit 3:2. Ein denkwürdiges Turnier für fünf Millionen finnische Eishockeyfans, denn schon im Viertelfinale besiegte man den Erzrivalen aus Schweden mit 2:1.
In Salt Lake City 2002 schlugen dann die Kanadier wieder zurück. Der spätere Olympiasieger besiegte Finnland im Viertelfinale knapp mit 2:1 und blieb auch beim Finale des World Cups 2004, im Air Canada Center zu Toronto, mit 3:2 erfolgreich.

Ebendort spielte sich Goalie Miikka Kiprusoff ins Rampenlicht der Eishockeywelt. Der Torhüter zählt seither zur absoluten Weltspitze und glänzt auch in der aktuellen NHL-Saison mit überragenden Leistungen. In Turin steht der Calgary Flames-Schlussmann Headcoach Erkka Westerlund allerdings nicht zur Verfügung. Er bat um eine Pause um seine Hüftverletzung auszukurieren. Anstelle des 29jährigen wurde Antero Niitymaki von den Philadelphia Flyers nachberufen. Wenn Jungstar Kari Lehtonen von den Atlanta Trashers auch noch absagen sollte, wird Niitymaki wohl zur unumstrittenen Nummer Eins.

Schon seit Jahren ist die Verteidigung das Prunkstück der finnischen Mannschaft. Zu den Oldboys Numminen (Buffalo), Timonen (Nashville) und Salo (Vancouver) gesellt sich ein alter Bekannter vom HC Lugano. Petteri Nummelin wurde bei Olympischen Spielen im Team bislang noch nie berücksichtigt und darf nun in Turin, aufgrund des Ausfalls von Ossi Vaananen (Colorado), erstmals Olympia-Luft schnuppern. Der kleine Mann ist offensiv sicher ein großer Gewinn für das Team Suomi. Lydman (Buffalo), Berg (Toronto) und Philadelphia Jungstar Joni Pitkanen runden die starke Hintermannschaft der Finnen ab

Im Angriff erhält Olympianeuling Nummelin Verstärkung aus Lugano. Auch Jukka Hentonen und der erfahrene Ville Peltonen scheinen im Kader der „Leijonaat“ auf. Geführt wird das Team von Kapitän Saku Koivu (Montreal) der auch seinen jüngeren Bruder Mikko (Minnesota) in der Kabine des Palasport Olimpico von Turin begrüßen darf.
Große Erwartungen setzen die Finnen in den wieder erstarkten Teemu Selanne (Anaheim), Olli Jokinen (Florida) und Jere Lehtinen (Dallas), die sich allesamt in der aktuellen NHL-Saison in ausgezeichneter Form präsentieren. Durch die Absagen von Tuomo Ruutu (Chicago) und Sami Kapanen (Philadelphia) sprangen noch Jussi Jokinen (Dallas) und Ville Nieminen (NY Rangers) auf den finnischen Olympiazug auf.

Der Ausfall von Ausnahmetorhüter Kiprusoff schmerzt natürlich sehr, doch auch mit den Olympianeulingen Kari Lehtonen, Antero Niitymaki und Fredrik Norrena (Linköpings) haben die Finnen durchaus starke Schlussmänner zur Verfügung. Über Mengen an internationaler Erfahrung verfügt das Trio allerdings nicht.

In der Defensive darf sich Trainer Westerlund über eine gelungene Mischung aus Routiniers und jungen Spielern freuen. Jungstar Pitkanen hat das Talent einer der herausragenden Akteure im Olympischen Eishockeyturnier zu werden. Ein Ensemble aus effektiven Punktesammlern und disziplinierten Defensivstürmern bestimmt die Angriffsformation.
Die Finnen werden auch in Turin als Underdog ins Turnier starten und ihren jeweiligen Gegnern bis zur letzten Minute Alles abverlangen. Unbändiger Kampfgeist, eisläuferische Stärke und hervorragende körperliche Konstitution jedes einzelnen Spielers machen Finnland zu einem äußerst unangenehmen Gegner, der durchaus auch imstande ist Tore zu erzielen. Knappe Ergebnisse und einige Überraschungen können also erwartet werden. Auf jeden Fall ist Team Suomi, wie auch in den vergangenen Turnieren, ein unberechenbarer Gegner und mit ein wenig Glück ist ein Platz im Semifinale nicht auszuschließen.


Schweden – Angriff auf Gold
Explosiver Angriffspower, routinierte Defensive und ein Torhüter der sich in seiner Rookie-Saison schon in den Kreis der besten NHL-Keeper gespielt hat. Schweden gibt sich bei den Olympischen Spielen mit einem absoluten Topteam die Ehre.

In der Defensive steht Trainer Bengt-Ake Gustafsson Alles zur Verfügung was im schwedischen Eishockeysport Rang und Namen hat. Nach den Absagen von Powerplay-Quarterback Kim Johnsson (Philadelphia) und Niklas Kronwall (Detroit) rutschten Oldboy Niclas Havelid (Atlanta) und Daniel Tjärnqvist (Minnesota) in die Hintermannschaft.
Mit Starverteidiger Nicklas Lidström (Detroit), sowie Mattias Norström, Mattias Ohlund und Christian Backman ist die schwedische Hintermannschaft aber trotzdem ausnahmslos mit herausragenden Defensivakteuren bestückt, welche auch exzellente Offensivfähigkeiten besitzen. Kenny Jönsson (Rögle BK, 2. Liga ) ist der einzige Verteidiger im Kader der aktuell nicht in der NHL seine Brötchen verdient, doch der 31jährige aus Engelholm ist seit Jahren fixer Bestandteil bei den Tre Kronor und brachte es in insgesamt zehn NHL-Saisonen auf über 700 Spiele.
Sein älterer Bruder Jörgen (Färjestads BK) konnte sich hingegen mit dem Leben in Nordamerika nie richtig anfreunden und brachte es nur auf 81 NHL-Partien. Dafür fungiert der Mittelstürmer seit Jahren als Kapitän der schwedischen Nationalmannschaft und brachte es bislang auf 244 Länderspiele.

Leitfigur im Sturm der Tre Kronor ist Peter Forsberg (Philadelphia). „Foppa“ und Ottawa Senators Goalgetter Daniel Alfredsson sollten ursprünglich mit Vancouver Canucks Topscorer Markus Naslund auf Torjagd gehen. Dieser will allerdings seine Hüftverletzung auskurieren und sagte für Turin ab. Nicht weiter tragisch für das Dreikronenteam, denn in der Offensive verfügen die Schweden mit Mats Sundin (Toronto), Henrik Zetterberg, Tomas Holmström, Mikael Samuelsson (alle Detroit), Fredrik Modin (Tampa Bay), Per-Johan Axelsson (Boston) und den Sedin Brüdern von den Vancouver Canucks über zahlreiche weitere NHL-erprobte Scorer.

Die Einberufung des gebürtigen Finnen Mika Hannula gilt hingegen als große Überraschung. Der Linke Flügelstürmer aus Jönköping vertrat die Tre Kronor erst einmal bei Weltmeisterschaften und spielte noch nie in der NHL. Trainer Bengt-Ake Gustafsson verzichtet dafür auf die Dienste von Michael Nylander (NY Rangers), Jonathan Hedström (Anaheim) und Nils Ekman (San Jose). Ein riskanter Schachzug des ehemaligen NHL-Stars, denn bei einem möglichen Misserfolg weiß die schwedische Presse schon jetzt schon wen sie an den Pranger stellen wird.

Die Schweden reisen aber dennoch mit einem Kader von sehr starken und erfahrenen Spielern nach Turin. Lidström, Forsberg, Sundin und Alfredsson verlieren in entscheidenden Momenten nie die Nerven und sind Garant dafür, dass mit den Schweden auch 2006 zu rechnen sein wird. Den bislang einzigen Olympiatriumph feierten die Schweden 1994 in Lillehammer. Seit dem Sieg im Penaltyschießen gegen Kanada kamen die Tre Kronors bei Olympischen Wettkämpfen über den fünften Platz nicht mehr hinaus. Nach der peinlichen Viertelfinalniederlage gegen Weißrussland vor vier Jahren haben die Tre Kronor aber noch eine Rechnung mit Olympia offen. Eine Medaille muss her und wenn Rookie-Goalie Henrik Lundqvist auch im Team zu ähnlichen Leistungen wie bei den New York Rangers fähig ist, kann man den Schweden sehr viel zutrauen. Großer Druck also für den 24jährigen, denn seine Back Ups Stefan Liv (HV 71 Jönköping) und Mikael Tellqvist (Toronto) sind für den Kampf um Gold doch ein wenig zu unkonstant.

Thursday, February 02, 2006

Torino 2006 - Die Außenseiter

(www.spoor.ch 01.02.2006)

Torino 2006 - Die Außenseiter
Im zweiten Teil unserer Vorberichterstattung zum Olympischen Eishockeyturnier nimmt www.spoor.ch die Mannschaften aus Italien, Kasachstan, Deutschland und Lettland genauer unter die Lupe.


Italien – Dabeisein ist Alles
Frei nach dem olympischen Motto “Dabeisein ist Alles” nimmt das italienische Eishockeyteam die Wettkämpfe in Turin in Angriff. Bereits acht Mal mischten die Azzuri bereits bei Olympischen Eishockeyturnieren mit, doch wirklich in Szene setzen konnte sich der Eishockeyzwerg dabei nie. Die beste Olympiaplatzierung datiert aus dem Jahr 1956 bei den Heimspielen in Cortina d’Ampezzo, als die Italiener den siebenten Rang erreichten. Das letzte Mal gab sich Italien 1998 in Nagano die Ehre, hat aber auf internationaler Ebene seit der Weltmeisterschaft 2002 in Göteborg nicht mehr im Konzert der Großen mitgespielt. Zwar sind die Azzuri gerade erst im letzten Jahr aus der Division I in die A-Gruppe aufgestiegen, doch auch trotz Heimvorteil hängen die Trauben für die Mannschaft von Michel Goulet sehr hoch.
Da Italien in Salt Lake City 2002 nicht mit von der Partie war, sind nur fünf Spieler mit Olympia-Erfahrung im Kader. Eishockeyveteran Lucio Topatigh bestreitet im Alter von 40 Jahren sein Abschlussturnier und nimmt seine vierten Winterspiele in Angriff. Traditionell besteht das italienische Team aus einer Vielzahl an Italo-Kanadiern und Italo-Amerikanern (insgesamt 11 Spieler) und die meisten Akteure der Squadra Azzura verdienen ihr Geld auch in der heimischen Serie A
Das Keeper-Gespann des HC Bozen ist im italienischen Nationalteam eine Bank. Günther Hell und Jason Muzzatti teilen sich die Aufgaben im Team, wie auch in der Meisterschaft, brüderlich.
In der Defensive werden die Jungstars Armin Helfer, Christian Borgatello (beide Milano Vipers) und Carter Trevisani (Asiago) von den Routiniers Michele Strazzabosco (Milano) und Bob Nardella (Rockford Ice Hogs/ UHL) unterstützt. Klangvollere Namen zieren da schon den Angriff der Squadra Azzura. Neben den Mario Chitarroni und Joe Busillo (beide Milano) sollen vor allem Österreich-Legionär Anthony Iob (KAC) und der beste italienische Scorer der Serie A Jason Cirone aus Asiago für die notwendigen Tore sorgen.
Unerklärlich warum Trainer Goulet im Sturm auf Bozen-Torjäger Roland Ramoser und Milano Stürmer Dino Felicetti verzichtet. Beide waren noch im vorigen Jahr maßgeblich am Wiederaufstieg Italiens in die Gruppe A beteiligt.

Vor eigenem Publikum wird sich der Gastgeber sicher immens ins Zeug legen. Das wird auch nötig sein, denn gegen die Gruppengegner aus Kanada, Finnland und Tschechien kann man schnell in ein Debakel laufen. Realistischere Möglichkeiten auf einen Punktgewinn haben die Azzuri gegen Deutschland und die Schweiz. Sollte der Gastgeber aber die Vorrunde überstehen, wäre das schon eine Riesenüberraschung.
Die italienischen Eishockeyfans können sich aber trotzdem auf ein Turnier der Extraklasse freuen und sollten sich auch Juventus-Star Pavel Nedved als Co-Kommentator der RAI nicht entgehen lassen. Er wird den Spielen der tschechischen Mannschaft beiwohnen.


Kasachstan – Strikte und disziplinierte Defensive
Ähnliche Vorraussetzungen wie für Gastgeber Italien gelten auch für das Team aus Kasachstan, welches sich im Februar des letzten Jahres beim Olympiaqualifikationsturnier in Klagenfurt gegen Österreich, Frankreich und die Ukraine knapp durchsetzen konnte. Im Kader der Zentralasiaten befinden sich, neben sieben Akteuren vom nationalen Serienmeister Torpedo Ust-Kamenogorsk, gleich 13 Spieler aus der Russischen Superliga. Mit Nik Antropov und Vitaly Kolesnik haben die Kasachen zudem noch zwei NHL-Profis in ihren Reihen. Torhüter Kolesnik rivalisierte sich in dieser Saison schon mit David Aebischer bei den Colorado Avalanche, wurde aber nach sieben Spielen wieder zum Farmteam Lowell Lock Monsters in die AHL abgeschoben. Goalie Vitaly Yeremeyev schnupperte in der Saison 2000-2001 bei den New York Rangers auch schon kurz NHL-Luft und ist seit vier Jahren bei Dynamo Moskau unter Vertrag.

Nikolai Antropov war 1998 der Erstrunden Draftpick (overall Nummer 10) der Toronto Maple Leafs und ist nunmehr die sechste Saison in Ontario. Der physisch starke Center soll als Leitwolf das Team Kasachstan führen. Unterstützen werden ihn die Routiniers Konstantin Shafranov und Verteidiger Alexei Troschinsky, die ihre Rubel seit über zehn Jahren in Russland verdienen.
Für die nötigen Tore sind die Koreshkov-Brüder verantwortlich. Alexander und Evgeny spielen seit nunmehr 15 Jahren immer in derselben Linie und verstehen sich demgemäß blind. Ob die in die Jahre gekommen Brüder auch in Turin für Tore am Fließband sorgen können, bleibt aber eher zu bezweifeln.
Obwohl die Kasachen bei den letztjährigen Weltmeisterschaften in Österreich durch strikte und disziplinierte Defensivtaktik gegen einige hoch favorisierte Teams nur knappe Niederlagen einstecken mussten, scheinen sie vom Schritt zum Sieg gegen eine Topnation doch noch zu weit entfernt. Die Entwicklung des Eishockeysports im flächenmäßig neuntgrößten Land der Erde geht gut voran, doch für den großen Coup ist der Kader doch noch zu dünn besetzt.
Überdies darf man sich von den Kasachen kein Offensivfeuerwerk erwarten. Bei der letztjährigen WM in Wien erzielten sie in sechs Spielen gerade einmal fünf Treffer. Doch mit einem überragenden Vitaly Kolesnik im Tor und ein wenig Glück könnte sich der ein oder andere Punkt eventuell ausgehen. Bei ihrer ersten Olympiateilnahme in Nagano 1998 errangen die Kasachen immerhin den achten Platz. 2002 waren sie dann nicht dabei und 2006 in Turin werden die Mannen aus dem Zentrum Eurasiens wohl schon nach der Vorrunde ihre Koffer packen. Wie bei Gastgeber Italien wäre eine Viertelfinalqualifikation eine gigantische Überraschung.


Deutschland - Wiedergutmachung steht auf dem Programm
Der Nachbar aus Deutschland ist nach dem Abstieg in die Division I bei den Weltmeisterschaften in Österreich heiß auf Revanche. NHL-Veteran Uwe Krupp leitet seit Dezember 2005 die Geschicke der DEB-Auswahl und der ehemalige Stanley Cup Sieger hat eine gelungene Mischung aus erfahrenen Spielern und talentierten Jungstars in seinem Kader einberufen. Die Deutschen sind seit jeher für eine Überraschung gut und keinesfalls zu unterschätzen.
Mit dabei sind natürlich alle aktuellen NHL-Spieler. Neben den Verteidigern Christian Ehrhoff (San Jose), Dennis Seidenberg (Phoenix) und Christoph Schubert (Ottawa), werden auch Jochen Hecht (Buffalo), Marco Sturm (Boston) und Rookie Marcel Goc (San Jose) in Turin auf Punktejagd gehen. Eckpfeiler im deutschen Team ist Washington Capitals Goalie Olav Kolzig. Der Vezina-Trophy Gewinner 2000 (bester Torhüter der NHL) weiß über die Stärken aller NHL-Stars bestens Bescheid und seine Back Ups Robert Müller und Thomas Greiss werden in Turin wohl nur zu sehr wenig Eiszeit kommen.

Neben den NHL-Profis vertraut Uwe Krupp auf die Erfahrung der DEL-Stars Daniel Kreutzer, Klaus Kathan (beide DEG), Stefan Ustorf (Berlin) und Tomas Martinec (Nürnberg). Eishockey Weltenbummerl Jan Benda kommt ein viertes Mal zu Olympischen Ehren. Zurzeit steht der bullige Center in der Tschechischen Extraliga beim HC Chemopetrol Litvinov unter Vertrag und geht dort an der Seite von NHL-Veteran Robert Reichel auf Punktejagd. Durchaus erfolgreich, denn Benda führt die interne Punkteliste des Nachzüglers an.

Deutschland war bereits 17mal bei Olympischen Eishockeyturnieren vertreten und konnte 1932 und 1976 die Bronzemedaille gewinnen. 2002 überraschten die Deutschen unter Hans Zach und wurden Fünfter. Wollen die Deutschen auch in Turin bestehen, werden sie auf Abwarten spielen und sich in Geduld üben müssen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in herausragenden Torhüterleistungen und Minimierung der individuellen Fehler. Besonders in der Defensive fehlt den Deutschen ein routinierter Führungsspieler. Im Angriff besitzt man hingegen einige sehr schnelle und erfahrene Cracks die immer wieder für ein Tor gut sind. Dass der Kampfgeist beim Nachbarn ohnedies immer bis zur letzten Sekunde vorhanden ist muss man nicht extra erwähnen.
Wiedergutmachung für den Abstieg aus der A-Gruppe ist bei Team Germany also angesagt. Mit dem Pflichtsieg gegen Italien und einem Erfolg, in der wahrscheinlich entscheidenden Partie, gegen die Schweiz würden sich die Deutschen im Viertelfinale wieder finden. Doch die Schweizer Nationalmannschaft wird da wohl auch noch ein Wörtchen mitsprechen wollen.


Lettland – Alternde Stars mit viel Herz
Das eishockeyverrückte Lettland geht in Turin 2006 mit einer Legionärstruppe der besonderen Art in die Wettkämpfe. Die Spieler der lettischen Equipe verdienen ihr Geld in zehn verschiedenen Ländern und im Kader sind noch zahlreiche Akteure die vor dem Zerfall der Sowjetunion in der russischen Liga im Einsatz waren. Jene Akteure sind altersmäßig natürlich schon über dem Zenit ihrer Leistungsfähigkeit, doch wenn es darum geht für ihr Heimatland auf Medaillenjagd zu gehen, sind die Routiniers immer noch bis in die Haarspitzen motiviert.
Der bekannteste Vertreter dieser Spezies ist Torhüter Artus Irbe. Er spielte sogar noch 1989 und 1990 im Weltmeisterschaftsteam der UDSSR. Der bald 39jährige hat in der Zwischenzeit 619 NHL-Spiele hinter sich gebracht, stand zweimal im NHL All-Star Game und führte die Carolina Hurricanes in der Saison 2001-2002 ins Stanley Cup Finale. Derzeit werkt der lettische Superstar beim österreichischen Tabellenführer EC Red Bulls Salzburg. Man wird sich in Turin überzeugen können ob er annähernd an die Form seiner Hochblüte anschließen kann. Seine Ausrüstung ist jedenfalls seit Jahren dieselbe geblieben und zum Markenzeichen des lettischen Nationalhelden geworden. Mit Edgars Masalskis steht aber schon ein junger Nachfolger ante portas und könnte bereits in diesem Turnier in die Fußstapfen seines großen Idols treten.

In der Defensivabteilung stehen mit Karlis Skrastins (Colorado Avalanche) und Sandiz Ozolinsh (Anaheim Mighty Ducks) zwei erfahrene NHL-Haudegen. Ob Ozolinsh allerdings topfit sein wird bleibt abzuwarten. Sein letztes NHL-Spiel machte der 33jährige am 27. November 2005. Danach pausierte der Offensivverteidiger wegen einer Knieverletzung und unterzog sich gegen Ende des vergangenen Jahres freiwillig einem Substanzentzugs Programm.

Weitere bekannte Namen im lettischen Aufgebot sind auch in heimischen Eishallen mehr oder weniger zu bewundern. Grigorijs Pantelejevs verdient seit Kurzem beim EV Zug seine Brötchen und Leonid Tambijevs ist beim EHC Basel unter Vertrag.
Alexandrs Semjonovs hat, wie viele seiner alternden Kollegen an Scoringqualitäten eingebüßt und ist derzeit im schwedischen Malmö engagiert. Janis Sprukts stürmt in der finnischen SM Liga für den HPK Hämeenlinna und Aigars Cipruss kehrte aus Finnland zu seinem Stammverein HK Riga 2000 zurück. Ein großer Name wird dem lettischen Team aber mit Sicherheit fehlen. NHL-Veteran Sergei Zholtok verstarb während des NHL-Lockout nach einem Eishockeymatch für seinen Heimatklub Riga an Herzversagen

Wenn die Letten ins Viertelfinale wollen muss man entweder Schweden, Russland, die USA oder die Slowakei hinter sich lassen. Eine schwierige Aufgabe für Trainer Leonid Beresnevs, denn das Angebot gut ausgebildeter Eishockeyspieler wird im Zwei-Millionen Einwohner Staat immer beschränkter.

NHL–Report 03/2006 - Schweizer in der NHL

(www.spoor.ch 01.02.2006)

NHL–Report: Wichtiges aus der härtesten Liga der Welt
Olympia kann gerne kommen! Martin Gerber mit ausgezeichneten Leistungen beim Team der Stunde in Carolina. David Aebsicher überflügelt Patrick Roy mit einem Clubrekord von neun Siegen im Januar und Mark Streit mit solider Performance, viel Eiszeit und einer kleinen Auszeit.

Seit unserem letzten Blick auf die Schweizer Hoffnungen in der NHL sind mittlerweile rund zwei Wochen verstrichen. Vor den Olympischen Spielen in Turin kommen die heimischen NHL-Akteure aber immer besser in Form und haben sich als absolute Leistungsträger in ihren jeweiligen Vereinen etabliert.

Martin Gerber @ Carolina Hurricanes
Die Carolina Hurricanes sind, mit 78 Punkten, das überragende Team in der NHL. Seit der 2:5 Niederlage gegen die Washington Capitals am 21.01.2006 fuhren die Canes wieder fünf Siege en suite ein und gingen aus den letzten 15 Spielen gar 14mal als Sieger vom Eis.

Damit die Canes in den Playoffs noch mehr Offensivpower entwickeln können, fädelte General Manager Jim Rutherford einen Multi-Player Trade mit den St.Louis Blues ein. Starstürmer Doug Weight und die Rechte von Flügelstürmer Erkki Rajamaki wanderten am 30.01.2006 vom Mississippi in Richtung North-Carolina. Die Blues erhalten dafür Jesse Boulerice, Mike Zigomanis, die Rechte an Magnus Kahnberg sowie die Erst- und Viertrunden Draftrechte 2006 und den Viertrunden Draftpick 2007.
Neben Weight ließen die, in dieser Saison wirklich inferioren, St. Louis Blues auch noch ihren zweitbesten Scorer ziehen. Mike Sillinger wechselt im Tausch gegen Timofei Shishkanov zu den Nashville Predators.
Doug Weight ist ein absoluter Topstürmer und absolvierte schon über 1000 NHL-Spiele. Doch der Vertrag des 35jährigen läuft nur noch bis zum Ende dieser Saison. Gut für den Amerikaner, denn als Free Agent kann er sich ab diesem Zeitpunkt seinen Verein selber aussuchen und um Verträge pokern. Es wird gemunkelt, dass er gar wieder nach St. Louis zurückkehren könnte. Lassen wir aber die Spekulationen beiseite und konzentrieren uns auf die laufende Spielzeit.
Neben Weight, erhielt Martin Gerber schon am 20. Jänner einen weiteren neuen Teamkollegen. Der 21jährige ukrainische Verteidiger Anton Babchuk kam im Tausch gegen Danny Richmond von den Chicago Black Hawks.

Martin Gerber selbst musste sich in den letzten zwei Wochen zwar desöfteren mit Back Up Cam Ward abwechseln, doch seine Nummer Eins Position im Kasten der Canes scheint weiterhin ungefährdet. Der talentierte Cam Ward überzeugte bei jedem seiner Einsätze durch solide Leistungen und Headcoach Laviolette muss froh sein über ein so überragendes Torhütergespann zu verfügen.
Martin Gerber agiert nach wie vor äußerst souverän und war mit 32 Saves maßgeblich am 4:3 Erfolg nach Penaltyschießen gegen die Florida Panthers am 25.01.2006 beteiligt. Im Shoot Out musste er sich nur Olli Jokinen geschlagen geben. Weitere 32 Saves verbuchte der Burgdorfer beim 8:2 Sieg am 31.01.2006 gegen die Montreal Canadiens.

Am 28.01.2006 entschärfte Gerber 17 Schüsse der Atlanta Trashers und sollte beim 4:1 Erfolg die Scheibe gar nur einmal aus dem Netz holen. Olympia kann gerne kommen!

Vor dieser Begegnung zelebrierten die Hurricanes das Karriereende von Center Ron Francis und hissten, unter stehenden Ovationen, die legendäre Nummer 10 unter das Stadiondach des ausverkauften RBC Centres. Der mittlerweile 42jährige verbrachte 16 seiner 21 Saisonen im Franchise der Hurricanes (10 davon noch mit den Hartford Whalers) und gewann mit den Pittsburgh Penguins zweimal den Stanley Cup. In der ewigen Statistik der NHL belegt er mit 1249 Vorlagen Platz Zwei. Seine 1731 Spiele reihen ihn ebendort auf Platz Drei und mit 1798 Scorerpunkten liegt er auf Platz Vier der ewigen Wertung. Ron Francis stieg noch ein letztes Mal in den Eisrink und beendete seine eindrucksvolle Karriere mit einer Ehrenrunde. Die Nummer 10 wird bei den Canes natürlich nie wieder vergeben.

Mark Streit @ Montreal Canadiens
Nachdem die Montreal Canadiens ihre anstrengende Auswärtsserie von sechs Spielen am 28. Jänner mit einem Sieg gegen die Toronto Maple Leafs abgeschlossen hatten, waren am Dienstag die Carolina Hurricanes zu Gast im ausverkauften Bell Centre. Das punktebeste Team der NHL besiegte die Habs an diesem Abend mit 8:2. Goalie Jose Theodore musste nach fünf Treffern aus den ersten zehn Schüssen seinen Kasten räumen. In den letzten vier Einsätzen passierte ihm dasselbe gleich dreimal und die lautstarken Sprechchöre für Christobal Huet waren sicher auch nicht hilfreich für das angeknackste Selbstvertrauen des MVP der Saison 2001-2002.

Mark Streit wurde, nach seinen tollen Leistungen während des Road Trip schon zum zweiten Mal in Folge geschont. Kein Grund zur Besorgnis, denn der Englisberger hat in den letzten zwei Wochen seine Aufgaben sehr gut erfüllt und massenweise Spielzeit bekommen.
Nach der Schulterverletzung von Andrei Markov und der Matchstrafe gegen Sheldon Souray stand Mark Streit bei der 2:3 Niederlage gegen die Calgary Flames fast 24 Minuten auf dem Eis. Sein bislang längstes NHL Spiel.
Zwei Tage später verschliefen die Canadiens das erste Drittel und lagen gegen die Vancouver Canucks nach nicht einmal 14 Minuten schon mit 0:6 zurück. Die Canucks hatten in weiterer Folge aber Erbarmen mit den zahnlosen Habs und siegten am Ende nur mit 6:2. Mark Streit spielte 16.35 Minuten und war bei keinem Treffer auf dem Eis.
Bei der 3:7 Niederlage in Carolina, spielte Streit 20:33 und man durfte, nach drei Niederlagen in Folge, schon annehmen, dass der Road Trip der Montreal Canadiens zu einem Horrortrip ausarten könnte.
Vier Treffer von Jan Bulis sicherten den Habs am 25.01.2006, nach sieben Auswärtspleiten in Folge, schließlich den lang ersehnten Erfolg. Am Ende siegten die Canadiens mit 5:3 und Mark Streit stand in 18.16 Minuten bei drei Toren von Jan Bulis auf dem Eis.
Tags darauf unterlagen die Canadiens bei den Ottawa Senators mit 0:3. Streit wieder mit ansprechender Performance und in 16:38 Minuten bei keinem Gegentor auf dem Eis
Mit einem 4:3 Erfolg nach Overtime nahm der Road Trip der Canadiens, am 28. Jänner in Toronto, doch noch ein versöhnliches Ende. Mark Streit war nur auf der Tribüne und kam, wie oben schon erwähnt, bei der 2:8 Heimschlappe gegen die Carolina Hurricanes am 31.01.2006 nicht zum Einsatz.
Seit dem Antritt von Bob Gainey als Headcoach verzeichneten die Habs vier Siege und fünf Niederlagen und werden im Rennen um einen Playoff Platz weiterhin hart kämpfen müssen.
Mark Streit dürfte am zweiten Februar in Boston wieder mit von der Partie sein und kann sich auf sehr viel Spielzeit einstellen. Nach der Verletzung von Andrei Markov, hat der Englisberger nun die große Chance im Powerplay die Fäden bei den Montreal Canadiens zu ziehen. Die Form scheint zu passen und das stimmt uns auch sehr zuversichtlich für die Olympischen Spiele.


David Aebischer @ Colorado Avalanche
Nach dem sieglosen und enttäuschenden Dezember legte David Aebischer im Januar eine großartige Serie hin. Mit neuen Siegen überflügelte er den bisherigen Rekord von Patrick Roy, der es im Jahr 2001 auf acht Januarsiege brachte. Mit ihm verbesserte sich auch das gesamte Team der Colorado Avalanche und liegt derzeit nur noch drei Punkte hinter Division-Leader Calgary Flames.

Abby kommt also rechtzeitig für die Olympischen Spiele in Form. Zwar begann für die Avs, am 21.Jänner, eine Heimspielserie von fünf Matches mit einer 3:4 Niederlage gegen Detroit. Doch was Abby in diesem Match hielt war fast unglaublich. Im ersten Abschnitt war er anscheinend der einzige Spieler der Avalanche der sich der Angriffslawine der Red WIngs entgegenstreckte. Teamkollege Rob Blake meinte: “Wenn wir Abby im ersten Abschnitt nicht gehabt hätten, hätte es gut und gerne 1:6 stehen können“. Auch Detroit Goalie Legace war nach dem Spiel begeistert: “Aebischer hat unglaublich gespielt. Wenn er nicht gewesen wäre, hätten wir wohl 10:3 gewonnen. Bei einigen seiner Saves dachte ich mir nur, Wow!“. Insgesamt wehrte der Schweizer Nationalkeeper 28 Schüsse ab und hielt die Avs bis zum Schluss im Match.

Beim 7:4 Erfolg am 24. Jänner gegen die Calgary Flames zeigte Aebischer wieder eine ausgezeichnete Partie und wehrte 30 Schüsse ab. Überdies sorgte er rund eine halbe Minute vor dem Ende für große Aufregung im heimischen Pepsi Center. Nachdem Calgary Angreifer Chuck Kobasev wild nachgestochert hatte, sagte ihm Abby stürmisch die Meinung und es kam zu einem Tumult vor dem Kasten der Avs. Calgary Goalie Philippe Sauve startet aus seinem Kasten und brauste in Richtung Aebischer um einen Fight anzuzetteln. Nach kleiner Rangelei ohne Faustschläge war Alles aber schnell wieder vorbei und die beiden Streithähne verließen vorzeitig das Spielfeld. Als Aebischers ehemaliger Back Up in Richtung Kabine fuhr deutete Abby noch mit schelmischem Grinsen auf die Anzeigentafel und verließ unter frenetischen „Abby-Anfeuerungsrufen“ das Eis.

Zwei Tage später erhielt der Freiburger eine wohlverdiente Pause und Back Up Petr Budaj hütete bei der 2:3 Niederlage nach Penaltyschießen gegen die Dallas Stars von Beginn an den Kasten.
Am 28. Jänner zauberte aber schon wieder der Schweizer im Gehäuse der Avs. Trotz 28 Saves des Freibourgers unterlag Colorado gegen die Vancouver Canucks mit 3:4 nach Penaltyschießen. Nur Canucks Angreifer Jarkku Ruutu konnte seinen Penalty verwerten. Ein Armutszeugnis für den Avs-Angriff.
Nach zwei Niederlagen nach Penaltyschießen in Folge gewannen die Avs am 31. Jänner gegen die Minnesota Wild mit 3:2. Nach dem schnellen Führungstreffer der Wild, in der zweiten Spielminute, hielt Abby seinen Kasten bis drei Minuten vor dem Ende rein und verbuchte insgesamt 27 Saves. Die Avalanche rollt unaufhaltsam in Richtung Playoffs.