(hockeyfans Magazin, April 2005)
Durch den Spielausfall in der NHL wurden heuer die europäischen Eishockeygewässer mit zahlreichen Topspielern überschwemmt. Auch in Österreich angelten einige Vereine, mehr oder minder fleißig, nach Verstärkungen und konnten auch einige dicke Fische aus der National Hockey League an Land ziehen. Doch Einer, der nicht direkt aus den reichen Gewässern der NHL stammt, wurde heuer zum Hecht im Karpfenteich. Bob Wren, Spielmacher der Vienna Capitals, verzaubert sowohl Fans als auch Gegner mit genialem Spielwitz, präzisen Pässen und traumhaften Toren. Der begnadete Techniker gilt als Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Wiener und wurde von Experten, Journalisten und Fans zum besten Spieler der Saison gewählt.
Vor ungefähr einem Jahr machte Bob Wren zum ersten Mal Bekanntschaft mit der österreichischen Eishockeyliga. Nachdem die Augsburg Panthers kein Ticket für die DEL-Play Offs lösen konnten, lotsten die Vienna Capitals den kanadischen Stürmer auf Leihbasis für die letzten vier Spiele des Grunddurchgangs nach Wien. Trotz fünf Scorerpunkten aus den verbleibenden Partien verpassten die Capitals den Halbfinaleinzug. Doch der wendige Spielmacher überzeugte in dieser kurzen Zeit auf allen Linien.
In den folgenden Wochen setzte man, auf Seiten der Caps-Verantwortlichen, alle Hebel in Bewegung um den Ausnahmestürmer auch für die anstehende Saison unter Vertrag zu nehmen. Trotz einiger lukrativer Angebote aus der DEL entschied sich Bob Wren, Anfang April, für die Vienna Capitals und unterzeichnete einen hoch dotierten Zweijahresvertrag. Dass man mit dem 1,80 großen Center aus Preston, Ontario nicht die Katze im Sack kaufte, war von vornherein klar. Wren war immerhin der viertbeste Scorer des letztjährigen DEL-Grunddurchgangs.Knapp ein Jahr später sind die Vienna Capitals das Maß aller Dinge in der Erste Bank Eishockey Liga und Bob Wren wurde seinen Vorschußlorbeeren mehr als gerecht. Der Kanadier gilt als Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Hauptstädter und stellte die namhaften Kollegen aus der NHL, in der heurigen Spielzeit, klar in den Schatten. Wren gilt als der „auserwählte“ Akteur der Erste Bank Eishockey Liga und seine Hingebung dem Sport gegenüber ist vorbildlich.
Der „Mann mit dem goldenen Händchen“ ist das Hirn im Spiel der Capitals, hat immer ein Auge für seine freien Mitspieler und versorgt diese auch mit präzisen Zuspielen. In Überzahlsituationen der Caps ist der quirlige Spielmacher nicht wegzudenken und zusammen mit Torjäger Mike Craig und Arbeitstier Markus bildet er die effektivste Sturmreihe der Erste Bank Eishockey Liga. Wren fordert die Scheibe, verteilt gekonnt und ist, besonders in entscheidenden Phasen, auch immer für ein Tor gut. Seine überragende Übersicht und die überraschenden Passes reißen die Zuseher in der Albert Schutz Halle immer wieder zu Begeisterungstürmen hin. 51 Vorlagen aus 42 Spielen bescherten dem Kanadier, nach dem Grunddurchgang, die Krone des Assist-Königs. Durchaus nicht unüblich für den mittlerweile 30jährigen. Während seiner gesamten Eishockeykarriere verbuchte Bob Wren in jeder Saison mehr Vorlagen als Tore und heimste schon so manche Trophäe als bester Vorlagengeber ein. Dass Bob Wren, egal für welches Team er spielte, immer zum Publikumsliebling avancierte liegt auch auf der Hand. Wren liebt die Zuseher und will sich immer von seiner besten Seite präsentieren.
In früheren Jahren wurde ihm immer wieder vorgeworfen, dass er mehr für das Publikum spielt als für die eigene Mannschaft, doch Wren hat sich in Wien unter Trainer Jim Boni zu einem hervorragenden Teamplayer entwickelt. Boni lässt dem genialen Spielmacher seine Freiheiten und dieser bedankt sich mit außergewöhnlichen Leistungen. Bemerkenswert ist Wren’s Zähigkeit und seine Aufopferung für den Eishockeysport. Durch den eleganten Spielstil und seine, für Eishockeyverhältnisse relativ geringe Körpergröße von 180 cm, ist er immer wieder Angriffsziel rüder Attacken. Natürlich gibt es auf dem Eis Spieler die ihn schützen, doch um den überragenden Spielmacher einzuschüchtern oder ihn gar außer Gefecht zu setzten, greifen einige Gegenspieler immer wieder zu unerlaubten Mitteln. Knapp vor Ende des Grunddurchgangs verletzte er sich, nach unschöner Attacke von KAC-Verteidiger Mike Siklenka. Doch schon zu Beginn der Play Offs zeigte sich der Ausnahmekönner wieder topfit und entschied die Partie gegen den VSV im Alleingang. Bob Für Bob Wren gehören solche Attacken zum Alltag, denn schon seit seinen Jugendtagen wird versucht den Spielmacher mit unfairen Einlagen entgegenzuwirken.
Bob Wren wurde am 16. September 1974 in Preston, Ontario geboren. Von Kindesalter hatte er einen großen Traum. Er wollte einmal Eishockeyprofi werden. Sein Vorbild war der große Wayne Gretzky und sein Lieblingsteam die Toronto Maple Leafs. Bevor Bob Wren seine Profikarriere startete spielte er als Amateur sehr erfolgreich bei den Detroit Junior Red Wings in der Ontario Hockey League. Zusammen mit Pat Peake und Kevin Brown formte Wren eine der besten Scoringlinien in der Geschichte des kanadischen Junior Hockeys. Als 18jährige erzielten die Jungs aus Ontario, in einer Saison, zusammen 415 Scorerpunkte in rund 60 Matches. Die Scouts der NHL wurden schnell auf den wendigen Spielmacher aufmerksam und im entry draft 1993 wurde Bob Wren in der vierten Runde, als overall Nummer 94, von den Los Angeles Kings gepickt. Im Sommercamp der Kings stand er dann schon in jungen Jahren mit Jarri Kurri und seinem großen Vorbild Wayne Gretzky gemeinsam auf dem Eis.
Doch bis zu seinem ersten NHL-Einsatz dauerte es noch fast vier Jahre. Im Trikot der Anaheim Mighty Ducks debütierte Wren schließlich an der Seite von Paul Kariya und Teemu Selanne in der Saison 1997/1998. Doch so richtig Fuß fassen konnte der kleinen Kanadier in der National Hockey League nie. Aufgrund seiner Spielmacherrolle war er meist nur als Ersatzmann für die Superstars der ersten- und zweiten Reihe im Kader. Für einen defensiven Center in einer Checking- Line war Wrens Spielstil nicht passend und darüber hinaus stempelten ihn Experten, für das physisch harte Spiel in der NHL, immer wieder als nicht geeignet ab. In insgesamt nur sechs NHL-Einsätzen konnte der Kanadier keinen zählbaren Erfolg verbuchen.
Seine Bilanz in der AHL kann sich dagegen sehen lassen. In 536 regular season Spielen machte Bob Wren 502 Punkte und scorte zudem noch 35 Punkte in 33 Play Off Auftritten.In sieben Profijahren avancierte Bob Wren zu einem der besten AHL-Spieler und überall wo er seine Schlittschuhe schnürte feierten ihn die Fans als Publikumsliebling. Seine erfolgreichsten Jahre verbrachte er in Cincinnati, beim Farmteam der Anaheim Mighty Ducks. In vier Jahren wurde er dreimal ins AHL All Star Game berufen ist in den ewigen Listen der Cincinnati Mighty Ducks, in den Kategorien Tore (113), Assists (186), Punkte (299), Powerplay Tore (32) und Game-Winning Goals (14) immer auf Platz Eins zu finden.
Ein Bubentraum ging für den Kanadier am 26. Juli 2001 in Erfüllung. Das Lieblingsteam seiner Kindertage, die Toronto Maple Leafs, unterbreiteten ihm einen Zweijahresvertrag und Wren durfte auch einmal das Trikot des NHL Traditionsvereins über seine Schultern streifen. Den Großteil seiner Zeit in Toronto zauberte er allerdings für das Farmteam der St. John’s Maple Leafs. Nach zwei Vereinswechseln in der Saison 2002/2003 entschloss sich Wren zum Schritt nach Europa und avancierte bei den Augsburg Panthers auf Anhieb zum Publikumsliebling.Seit April des vorigen Jahres trägt Bob Wren nun das Trikot der Vienna Capitals. Ein Goldgriff, der sowohl den Funktionären als auch den Fans bisher viel Freude bereitet hat.
Monday, January 16, 2006
Subscribe to:
Post Comments (Atom)
No comments:
Post a Comment