Sunday, January 29, 2006

Torino 2006 – Lasst die Spiele beginnen

(www.spoor.ch 27.01.2006)

Von 15. – 26.02.2006 geben sich die besten Eishockeyspieler der Welt ein Stelldichein bei den Olympischen Winterspielen in Turin. Ein Eishockeyturnier der Superlative ist vorprogrammiert, denn auch in dieser Saison unterbricht die NHL für zwei Wochen ihren Spielbetrieb.

In einer sechsteiligen Serie präsentiert www.spoor.ch die wichtigsten Fakten zum Olympischen Eishockeyturnier. Wir nehmen alle Mannschaften genau unter die Lupe, untersuchen Stärken und Schwächen der Kader und liefern Ihnen schon vor dem großen Showdown eine ausführliche Vorberichterstattung.

Der Modus
Zwölf Teams nehmen ab dem 15.02.2006 das Olympische Eishockeyturnier in Turin in Angriff. In zwei Vorrundengruppen spielen jeweils sechs Teams gegeneinander. Die vier Bestplatzierten jeder Gruppe steigen ins Viertelfinale auf. Am 24.02.2006 werden dann die Semifinalisten in Kreuzspielen (Erster gegen Vierter und Zweiter gegen Dritter ermittelt), welchen dann zwei Tage später um den Einzug in das Spiel um Gold- oder Bronzemedaille kämpfen.
Als Austragungsort des Olympischen Eishockeyturniers 2006 dienen das neu errichtete und 8500 Zuseher fassende Palasport Olimpico sowie der Torino Esposizioni Complex (4300 Zuseher).
Das Schweizer Team trifft in seiner Vorrundengruppe A auf die Mannschaften aus Italien, Deutschland, Finnland, Tschechien und Titelverteidiger Kanada. In der Gruppe B spielen Schweden, die Slowakei, USA, Russland, Lettland und Kasachstan.

Die Geschichte
Wie schon in Nagano 1998 und Salt Lake City 2002 unterbricht die NHL auch in dieser Saison ihren Spielbetrieb für zwei Wochen und ermöglicht somit den besten Eishockeyspielern der Welt, für ihr Land, auf die Jagd nach Olympischem Gold zu gehen. Betrachtet man die Geschichte des Olympischen Eishockeyturniers etwas genauer war das allerdings nicht immer der Fall.
Begonnen hat alles im Jahr 1920 in Antwerpen. Eishockey war erstmals offizieller Bewerb bei Olympischen Spielen, damals allerdings noch bei den Sommerspielen. Seit den Wettkämpfen von Chamonix im Jahr 1924 zählt Eishockey endgültig zu den olympischen Wintersportarten. Für mehr als drei Jahrzehnte wurde die Goldmedaille fast immer einem kanadischen Eishockeyteam umgehängt. Einzige Ausnahme: 1936 in Garmisch Patenkirchen holte Großbritannien überraschend den Olympiasieg.
In Cortina d’ Ampezzo 1956 griff dann erstmals die UDSSR ins Geschehen ein. Bis Lillehammer 1994 holte die Sowjetunion (GUS, Russland) insgesamt acht Titel. Nur die USA konnten, in über 35 Jahren, die Vorherrschaft der „Sbornaja“ brechen und gewannen bei den Heimbewerben 1960 (Squaw Valley) und 1980 (Lake Placid) die Goldmedaille.
Legendär bleibt der Triumph der US-Boys aus dem Jahr 1980. Da die NHL-Profis, wie damals üblich, mit dem Kampf um den Stanley Cup beschäftigt waren, stellte die USA eine Amateurmannschaft gänzlich unbekannter Spieler fürs Olympische Turnier ab. Diese Truppe wuchs im Verlauf der Spiele über sich hinaus und stürzte, mit einem historischen 4:3 Sieg, die als unbesiegbar geltende UDSSR vom Eishockey-Olymp. Ganz Amerika taumelte aufgrund des „Miracle on Ice“ im Siegesrausch.

Ehe sich 1998 erstmals die NHL-Profis bei Olympia einfanden, holten sich 1994, in Lillehammer, noch die „Tre Kronors“ aus Schweden ihre erste und bislang einzige Goldmedaille im Olympischen Eishockeyturnier.

Die Winterspiele 1998 in Nagano brachten ein Novum
Um den Eishockeysport am japanischen Markt populärer zu machen unterbrach die NHL zum ersten Mal den Spielbetrieb und stellte Spieler für ein Olympisches Eishockeyturnier ab.
Erstmals in der Geschichte von Olympischen Spielen konnten die Eishockey Top-Nationen ihre besten Akteure in den Kampf um Olympische Gold schicken.
Das hoch favorisierte kanadische „Dreamteam“, mit Gretzky, Yzerman, Bourque, Roy und vielen anderen Superstars unterlag aber im Semifinale überraschend der Tschechischen Republik nach Penaltyschießen. Das Team um Ausnahmetorhüter Dominik Hasek, Torjäger Jaromir Jagr und Startrainer Ivan Hlinka rang im Finale auch noch Russland nieder und wurde in Tschechien mit dem Heldenstatus bedacht. Für Kanada blieb nach der Niederlage gegen Finnland im Spiel um Bronze nur der enttäuschende vierte Platz.
Vier Jahre später sollte es für die Ahornblätter aber ein versöhnlicheres Ende nehmen. Bei den Winterspielen 2002 in Salt Lake City besiegten die Kanadier Gastgeber USA im Finale mit 5:2 und sicherten sich nach 50 Jahren wieder die Goldmedaille im Olympischen Eishockeyturnier. Bitter für die US-Boys. Der dritte Olympiatitel im eigenen Land war in greifbarer Nähe und überdies hatten sie seit Lake Placid 1932 kein Olympia-Heimspiel mehr verloren.

Turin 2006
Die Nordamerikanischen Mannschaften zählen auch in Turin wieder zu den absoluten Topfavoriten. Kanada und die USA haben ihre Kader ausnahmslos mit NHL-Spielern besetzt und sind heiß auf den Vergleich mit den europäischen Profis.
Mütterchen Russland vereinigt die großen Söhne Ovechkin und Malkin und wird wieder versuchen mit einer Vielzahl begnadeten Eishockeyspielern für ein Offensivspektakel sorgen.
Tschechien hofft, dass Leitwolf Jaromir Jagr seinem Superstar-Status auch in Turin gerecht wird und die Mannschaft erneut zum Höhenflug leitet. Der eishockeyverrückte Nachbar aus der Slowakei kann an einem guten Tag jede Mannschaft besiegen, Spielerpotential ist mit Sicherheit ausreichend vorhanden und auch die Teams aus Schweden und Finnland sollte man immer auf der Rechnung haben. Beide Länder verfügen über zahllose NHL-Stars und haben mit Lundqvist und Kiprusoff zwei absolute NHL Top-Torhüter in ihren Reihen

Die restlichen Nationen werden, in Anbetracht der Armada an Superstars der großen Eishockeynationen, die Spiele um Edelmetall wahrscheinlich nur vor dem Bildschirm verfolgen. Doch Überraschungen sind bei einem Olympischen Turnier nie ganz auszuschließen. Bester Beweis: Der Viertelfinalsieg von Weißrussland über Schweden vor vier Jahren. Hoffnung daher auch für die Schweizer Nationalmannschaft. Das Semifinale wäre für das Team von Ralph Krüger schon ein beachtlicher Erfolg.


Die bisherigen Olympiasieger:
Sowjetunion, GUS, Russland 8
Kanada 7
USA 2
Großbritannien 1
Schweden 1
Tschechische Republik 1

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