Monday, January 23, 2006

NHL–Report 02/2006

(www.spoor.ch 19.01.2006)

NHL–Report: Wichtiges aus der härtesten Liga der Welt
Erfolgreicher Jahresbeginn für die heimischen NHL-Hoffnungen! Neuer Trainer und erster Saisontreffer für Mark Streit. Martin Gerber und David Aebischer mit herausragenden Leistungen und eindrucksvollen Siegesserien.

Mark Streit @ Montreal Canadiens
Vergangenen Samstag verlautbarte Montreal Canadiens General Manager Bob Gainey die Entlassung von Headcoach Claude Julien und Assistenzcoach Rick Green. Nach fulminantem Saisonstart, kamen die Habs ins Straucheln und konnten unter Julien nur sieben ihrer letzten 25 Spiele gewinnen. General Manager Gainey verlor die Geduld, Julien musste seine Koffer packen und in der samstäglichen Pressekonferenz präsentierte Gainey sich auch gleich selbst als Interimstrainer und bestätigte zudem noch Guy Carbonneau als Assistenzcoach. Carbonneau ist ein alter Bekannter von Bob Gainey und soll ab der nächsten Saison erstmals in die Headcoach-Rolle eines NHL-Teams schlüpfen. Um ihn nicht ins kalte Wasser zu werfen wird Gainey allerdings noch bis zum Saisonende die Geschicke der Habs als Headcoach und General Manager übernehmen. Doug Jarvis und Roland Melanson bleiben als Assistenztrainer im Betreuerstab von Montreal.

Das neue Trainergespann ist den Eishockeyfans in Montreal bestens bekannt. Bob Gainey verbrachte seine gesamte NHL-Karriere (1973-1989) bei den Habs und gewann fünf Mal den Stanley Cup. Der vierfache Frank J. Selke Trophy Gewinner (bester Defensivstürmer von 1978 bis 1981) wurde im Jahr 1979 zudem mit der Conn Smythe Trophy, für den wertvollsten Spieler der Playoffs, bedacht und fungierte acht Jahre als Kapitän der Habs. Als Trainer übernahm der jetzt 52jährige 1990 die Minnesota North Stars und führte das Team in seiner sechsjährigen Trainerlaufbahn einmal ins Stanley Cup Finale (1991). Die Doppelfunktion als Headcoach und General Manager ist Gainey auch nicht fremd. Von 1992 bis 1996 hatte er bei den Stars beide Ämter inne, verlegte das Franchise nach Dallas und unter seiner Führung errangen die Dallas Stars im Jahr 1999 auch den ersten Stanley Cup Triumph ihrer Geschichte. Im Mai 2003 kehrte der „Hall of Famer“ als General Manager zu den Montreal Canadiens zurück.

Mit Guy Carbonneau verbindet Bob Gainey eine innige Freundschaft. Der mittlerweile 42jährige Carbonneau spielte zwölf Saisonen lang bei den Montreal Canadiens, wo er nach dem Rücktritt von Gainey, 1989, die Kapitänsschleife übernahm und diese auch bis zu seinem Wechsel 1994 zu den St. Louis Blues trug. Bereits ein Jahr später holte ihn ein gewisser Bob Gainey zu den Dallas Stars, wo der Center bis zu seinem Karriereende im Jahr 2000 auch blieb. Bis auf die Saison 1995-1996 erreichte er, in insgesamt 18 NHL-Spielzeiten, immer die Playoffs und errang auch dreimal den Stanley Cup (1986, 1993 mit Montreal und 1999 mit Dallas). Wie sein Mentor Bob Gainey wurde auch er 1988, 1989 und 1992 mit der Selke Trophy geehrt. Als Assitant Coach werkte Carbonneau von November 2000 bis Juni 2002 schon einmal bei den Montreal Canadiens. Die letzten drei Saisonen war er als Assitant General Manager für die Dallas Stars im Einsatz, ehe er vergangene Woche dem Lockruf Bob Gainey’s nicht widerstehen konnte.

Seit dem Trainerwechsel scheinen auch für Mark Streit bessere Zeiten anzubrechen.
Schon im ersten Spiel unter Bob Gainey erhielt Streit 17:38 Eiszeit. Der Englisberger revanchierte sich mit seinem ersten Zweipunkte-Spiel und war maßgeblich am 6:2 Erfolg über die San Jose Sharks beteiligt. Sein Powerplaytreffer zum 4:1 nach 37:17 bedeutete sein erstes NHL-Tor und knapp eine Minute später leistete Streit beim Überzahltreffer durch Mike Ribeiro auch eine Vorlage. Zudem durfte Streit erstmals für längere Zeit im Penaltykilling ran. Gemeinsam mit Saku Koivu und Francis Bouillon verteidigte er eine 3:5 Unterlegenheit bravourös.

Bob Gainey, der seit zehn Jahren nicht mehr als Headcoach hinter der Bande gestanden war, vertraute auch gegen die Dallas Stars auf den Schweizer Naticaptain. Mark Streit kam auf 19.37 Minuten und durfte im Powerplay wieder neben Sheldon Souray ans Werk gehen.
Mit einem 4:2 Erfolg beendeten die Habs eine sechs Spiele anhaltende Siegesserie der Stars und bescherten Gainey den zweiten Sieg im zweiten Spiel. Das Bell Centre war zum 22ten Mal in dieser Saison ausverkauft.
Unter Bob Gainey bekommt Mark Streit eine neue Chance sich in der NHL besser zu etablieren. Klarerweise, denn Gainey war es auch der Mark Streit unbedingt bei den Montreal Canadiens wollte.



Martin Gerber @ Carolina Hurricanes
Martin Gerber’s Carolina Hurricanes sind derzeit das punktebeste Team der gesamten NHL.
Der beste Saisonstart aller Zeiten bescheinigt den Canes nun 66 Punkte aus 45 Spielen. Ottawa und Detroit halten bei 65, Philadelphia kommt auf 64 Zähler.
Die letzte Niederlage der Hurricanes passierte noch im alten Jahr. Seit dem 3:4 in der Overtime (Cam Ward stand zwischen den Pfosten) gegen die Philadelphia Flyers, am 29.12.2005, sind die Hurricanes unbesiegt. Von diesem Zeitpunkt weg kam Back Up Cam Ward weitere zweimal zum Einsatz und machte seine Sache auch sehr gut, doch die unumstrittenen Nummer Eins im Kasten der Canes ist und bleibt Martin Gerber. Der 4:3 Sieg im Penaltyschießen gegen die Philadelphia Flyers, am 17.01.2006, bedeutete den sechsten Sieg in Folge für den Burgdorfer. Gerber verbuchte 23 Saves und hielt den entscheidenden Penalty von Jeff Carter. Zwar riss in dieser Begegnung eine 14 Spiele lang andauerndes Serie, in der die Canes immer einen Powerplaytreffer erzielen konnten, doch die allgemeine Siegesserie der Hurricanes dauert nun schon acht Spiele lang an.
Am 07.01 brillierte Martin Gerber gegen die New York Islanders mit 30 gehaltenen Schüssen und ließ sich sein drittes Shutout der Saison gutschreiben. Drei Tage später stoppte Gerber 36 Schüsse der Detroit Red Wings und führte seine Hurricanes zu einem knappen 3:2 Sieg.
Red Wings Coach Mike Babcock nach dem Spiel: „Der Unterschied war Gerber. Wir können reden was wir wollen, aber es war nicht eng. Alleine in den letzten zwei Minuten hatten wir mehr Einschussmöglichkeiten als an so manch anderem Abend. Der Goalie hat die Partie entschieden“.
Gerber hat sich in dieser Saison vom Edelreservisten zu einem absoluten Spitzenkeeper in der NHL entwickelt. Der 31jährige hat maßgeblichen Anteil am besten Saisonstart der Canes in ihrer Klubgeschichte und glänzt in nahezu jeder Begegnung durch solide Leistungen.



David Aebischer @ Coloradao Avalanche
Für den zweiten Schweizer NHL-Keeper läuft es derzeit auch bestens. Im letzten Monat haderte David Aebischer noch mit der längsten Formkrise seiner Karriere, in welcher er viermal in Folge als Verlierer mit den Avs vom Eis ging und gar fünfmal als healthy scratch von der Tribüne aus zusehen musste.

Beim 5:3 Sieg, am 17.01.2006, gegen die Toronto Maple Leafs, patze Abby zwar beim 1:2 durch Jeff O’Neill, doch sonst musste der Colorado-Schlussmann nur noch ein einziges Mal hinter sich greifen und verbuchte 24 Saves. Damit bescherte er den Avalanche den achten Sieg in Folge. Die längste Siegesserie für die Avs seit dem 28.10.2000.
Seit Jahresbeginn hat Abby in jedem Match durchgespielt und zudem auch immer als Sieger das Eis verlassen. Headcoach Joel Quenneville ist von den Leistungen des Fribourgers sehr angetan, denn Aebischer gibt der Mannschaft durch seine Souveränität das nötige Selbstvertrauen.

Beim 3:2 nach Penaltyschießen über Columbus, am 07.01.2006, fanden nur 21 Schüsse der Blue Jackets den Weg auf Abby’s Gehäuse. Eine schwierige Aufgabe, denn ein nicht viel beschäftigter Goalie lässt sich auch gerne mal kalt erwischen. In den entscheidenden Situationen glänzte der 27jährige aber mit einigen „Big Saves“ und vereitelte überdies drei von vier Penaltyschüssen der Blue Jackets. Quenneville nach dem Spiel: „Durch einige Schlüsselsaves zum richtigen Zeitpunkt hat Aebischer heute das Spiel gewonnen.”

Zwei Tage später ging es wieder etwas ruhiger zu und Abby verhalf den Avs, mit 27 gehaltenen Schüssen, zum fünften Sieg in Serie gegen die St. Louis Blues. Am Ende leuchtete ein 6:1 vom Videowürfel des heimischen Pepsi Centres.

Ganz so gemächlich läuft es für die Avalanche aber nicht immer ab. Im ersten und, für diese Saison, einzigen Spiel gegen die Montreal Canadiens, am 11.01, ließ Aebsicher nur einen der 26 Torschüsse passieren und rettete einige Male mit unglaublichen Paraden.
23 Sekunden vor dem Ende sicherte Abby, mit dem wichtigsten Save des Abends, seinem Team noch den Sieg. Spektakulär machte er eine Solochance von Michael Ryder zunichte und bewahrte die Avs vor einer Overtime.
Großartig auch sein Auftritt beim 4:3 Overtime-Sieg in Philadelphia. Aebischer hielt 27 Schüsse in der regulären Spielzeit. Als die Flyers im letzten Abschnitt auf die Entscheidung drängten musste Abby ganze 15 Mal eingreifen und brachte sein Team in die Nachspielzeit. Alex Tanguay sorgte schließlich mit seinem 19ten Saisontor für die Entscheidung.
David Aebischer und die Colorado Avalanche haben das Formtief überwunden und wie Abby richtig bemerkt: „Wir spielen gut und wir spielen mit Selbstvertrauen und diese zwei Sachen sind enorm wichtig.“ Ein gutes Zeichen für ein Team, das die letzten zehn Jahre immer unter den besten Mannschaften der NHL vertreten war. Die Avalanche auf dem Weg in die Playoffs.

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