Monday, January 16, 2006

Österreichisches Legionärskarussell

(Eishockey World, Januar 2006)

Reges Kommen und Gehen herrschte am Ende des vergangenen Jahres in der Erste Bank Eishockeyliga. Um für das neue Jahr besser gerüstet zu sein veranstalteten zahlreiche Vereine ein munteres Legionärs-Wechselspiel. Überdies wurde in einer Ligasitzung beschlossen die Zahl der Transferkartenspieler in der nächsten Saison auf sieben zu erhöhen. Ein weiterer diskussionswürdiger Beschluss der Sitzung sicherte Schlusslicht Graz 99ers noch in dieser Spielzeit einen zusätzlichen Legionärsplatz. Die Ligaverantwortlichen reagierten, nach eigenen Aussagen, auf die verletzungsbedingte Ausnahmesituation bei den Grazern. Neben dem neuen Grazer Trainer Bill Stewart, Ben Storey (Mosquitos Essen) und Steve Washburn (für die Verletzten Jamie Mattie und Warren Norris) bleibt also nun noch ein weiterer Platz für ein neues Gesicht bei den 99ers. Die Playoffs scheinen aber trotzdem außer Reichweite.

Ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk erhielt der EC Red Bulls Salzburg. Nach dem Rauswurf des schwedischen Torhüters Björn Bjurling präsentierten die Bullen noch am selben Tag den 38jährigen Artus Irbe als Ersatzmann. Der ehemalige NHL-All Star (1994 und 1999) war zuletzt in seiner lettischen Heimat beim HK Riga 2000 unter Vertrag und bringt Erfahrung von 13 NHL-Saisonen in die Mozartstadt. Bei Weltmeisterschaften ist der Routinier Fixpunkt im Team Latvia und war auch schon von 1985-1990 für die UDSSR im Einsatz.

Torhütertausch auch bei den Vienna Capitals. Jeff Maund konnte beim Titelverteidiger nie wirklich überzeugen und wurde durch den jungen vereinslosen Österreicher Jürgen Penker ersetzt. Ein kluger Schachzug des Capitals-Managements, denn die Wiener verfügen mit Walter Bartholomäus ohnehin über eine starke Nummer Eins. Mit Ian MacNeil belegte man den freigewordenen Legionärsposten mit einem zusätzlichen Stürmer. Der ehemalige Schwenninger soll in die Bresche springen wenn es bei der Paradelinie Craig, Wren und Setzinger einmal nicht rund läuft. Wird auch notwendig sein, denn ohne den Einserblock wirkt der Titelverteidiger im Angriff relativ zahnlos.

Nachdem Black Wings Linz Verteidiger Mike Wilson den blauen Brief erhielt, stellte Manager Willi Wetzl auch Topscorer Dave Chyzowski die Rute ins Fenster. Seither fand Chyzowski wie auch Sturmpartner Shearer zu besserer Form und ist zudem der punktebeste Linzer. Auffällig bei den Black Wings: Sie gewinnen lieber in der Fremde als vor eigenem Publikum, denn die strikte Defensivtaktik ist weitgehend auf Zerstörung des gegnerischen Spiels und schnelle Konterangriffe ausgerichtet. Sind die Black Wings allerdings einmal gezwungen das Heft in die eigene Hand zu nehmen, ist man mit dem Latein auch schnell am Ende. Neben dem Playoff-Einzug kämpfen die Linzer aber vor allem mit zahlreichen Verletzungen. Für Routinier Kent Salfi ist die Saison wahrscheinlich vorbei und neben den Langzeitverletzen Philipp Lukas und Leopold Wieselthaler, traf es Mitte Dezember auch noch den groß aufspielenden Jungstar Philipp Winzig.

Den fast obligaten Legionärstausch hat der HC Innsbruck schon im Oktober hinter sich gebracht. Seither überzeugen die Haie mit kompakter Mannschaftsleistung und gelten als Bank für einen Playoff-Rang. Gestützt auf herausragende Leistungen von Goalie Claus Dalpiaz verfügen die Haie überdies auch noch über zwei sehr starke Abgriffsreihen. Zudem bewies Trainer Alan Haworth gutes Gespür bei der Legionärswahl. Todd Elik und James Desmarais gelten als die Top-Legionäre in der Erste Bank Liga.

Beim VSV lief es im Dezember nicht ganz nach Wunsch, denn das Team von Greg Holst agierte spielerisch eindeutig unter den Erwartungen. Großer Pluspunkt bei den Blau-Weißen: Sie können auch in schlechter Verfassung Matches gewinnen. Vor Weihnachten gab auch der VSV einen Legionärswechsel bekannt. Flügelstürmer Marc Brown ersetzte Ron Pasco. Der 26jährige Brown kam von Nyköpings NH 90 und werkte davor im schweizerischen Kloten und bei den Augsburg Panthers. Neben Dany Bousquet und Dan Gauthier soll er für die nötigen Scorerpunkte sorgen.

Nach dem Trainerwechsel kehrte beim Rekordmeister KAC wieder etwas Ruhe ein. Die Klagenfurter präsentieren sich zwar nicht in der Verfassung vergangener Jahre, doch der neue Coach Kevin Primeau brachte das Team wieder auf Vordermann. Bereits kurz nach Halbzeit schafften die Klagenfurter den Anschluss an die Top Vier und sind im Rennen um die Playoffs sicher nicht abzuschreiben. Torjäger Tony Iob kommt, nach anfänglichen Formschwankungen, immer besser in Schuss und auch Raubein Mike Siklenka zeigt Führungsqualitäten in Offensive und Defensive. Wenn es am Ende wirklich für die Playoffs reichen sollte muss aber Stargoalie Andrew Verner verletzungsfrei über die Saison kommen. Der Ausnahme-Torhüter kämpft seit vergangener Saison mit immer wiederkehrenden Leistenproblemen.

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